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TIERVERSUCH/731: Masterplan für den Ausstieg aus dem Tierversuch (tierrechte)


Magazin tierrechte - Ausgabe 2/2017
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V

Masterplan für den Ausstieg aus dem Tierversuch

von Dr. Christiane Baumgartl-Simons


Deutschland, das sich gerne als Tierschutz-Musterknabe sieht, steht im Hinblick auf die Tierversuche schlecht da. Es gibt weder eine Strategie zum Ausstieg aus dem Tierversuch noch klare Verantwortlichkeiten. Bisher gibt es nur Einzelmaßnahmen, die nicht miteinander koordiniert sind. Doch langsam beginnt die Tatsache in der Politik anzukommen, dass eine Gesamtstrategie nötig ist.


Bereits zum Welttierschutztag 2014 haben wir ein Maßnahmenpaket zum Ausstieg aus dem Tierversuch vorgestellt und von der Bundesregierung einen Masterplan eingefordert. Unsere Forderung nach einer Gesamtstrategie für eine tierversuchsfreie Wissenschaft sehen wir durch den niederländischen Abbauplan vom Dezember 2016 bestätigt. Als Erfolg werten wir auch, dass zum diesjährigen Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche nicht nur unser Verband, sondern auch die Bundestagsfraktionen "Die Linke" sowie "B90/Die Grünen" und die Hessische Tierschutzbeauftragte Madeleine Martin eine Gesamtstrategie Deutschlands für den Abbau der Tierversuche einforderten. Im März hatte Die Linke außerdem einen Antrag auf Beendigung der Tierversuche in den Bundestag eingebracht (Drucksache 18/11724).


Gesamtstrategie im Einzelnen

Wir wollen, dass Deutschland einen Masterplan verfolgt, der eine Gesamtstrategie, ein Umsetzungsmanagement sowie ein Monitoring-Programm enthält. Die Umsetzung muss unter Federführung der Bundesregierung in Abstimmung mit den Ländern erfolgen und die Vertreter aller Stakeholder (Wissenschaft, Industrie, Behörden, Tierschutz/Tierrechte) miteinbeziehen.


DER MASTERPLAN MUSS FOLGENDE EINZELMAßNAHMEN ENTHALTEN:

  • Erhöhung der Forschungsgelder explizit für tierversuchsfreie Verfahren. Forschung zur Leidensersparnis muss aus andern Fördertöpfen unterstützt werden.
  • Besonders dringliche Forschungsbereiche festlegen, für die vorrangig tierversuchsfreie Verfahren entwickelt werden müssen.
  • Ausweitung von Lehre und Forschung hin zu einer tierversuchsfreien Wissenschaft, denn bisher arbeitet nur eine Randgruppe von Forschern an Replace-Verfahren.
  • Ausweitung der Verbotsregelungen zur Reduktion der Tierversuche: Verbote, die die Richtlinie 2010/63/ EU anbietet, müssen umgesetzt werden, beispielsweise das Verbot schwerbelastender Tierversuche.
  • Drastische Verkürzung der zeitlichen Prozesse für Prüf- und Anerkennungsverfahren für tierversuchsfreie Verfahren

Bundeslandwirtschaftsminister schweigt

Gerne hätten wir gewusst, ob Bundesminister Schmidt mit uns der Auffassung ist, dass kein Weg an einem Masterplan vorbeiführt. Ebenso gerne wollten wir erfahren, ob Deutschland den niederländischen Abbauplan unterstützt, der in seiner Gesamtstrategie unserem Masterplan entspricht. Doch der Bundeslandwirtschaftsminister hat unsere Fragen vom März bis zur Drucklegung dieser Ausgabe nicht beantwortet.

Auf unsere Anfragen anlässlich der Landtagswahl in Schleswig-Holstein gaben Grüne und SPD an, einen Masterplan zu befürworten und diesen in der nächsten Legislatur zu verfolgen. In Nordrhein-Westfalen wollen dies SPD, Grüne und Linke tun. Für die Bundestagswahl am 24. September gilt: Nur wer sich aktiv für eine Gesamtstrategie für den Ausstieg aus dem Tierversuch einbringt, ist wählbar für all diejenigen, denen unsere Mitgeschöpfe am Herzen liegen.

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Quelle:
Magazin tierrechte - Ausgabe 2/2017, S. 10
Menschen für Tierrechte
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Mühlenstr. 7a, 40699 Erkrath
Telefon: 0211 / 22 08 56 48, Fax. 0211 / 22 08 56 49
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Oktober 2017

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