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TIERVERSUCH/777: Buchveröffentlichung - Paradigmenwechsel zum Ausstieg aus dem Tierversuch (MfT)


Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Pressemitteilung vom 28. März 2019

Buchveröffentlichung: Paradigmenwechsel zum Ausstieg aus dem Tierversuch


Am 29. März wird das Buch "Animal Experimentation: Working Towards a Paradigm Change" (Tierversuche - Auf dem Weg zu einem Paradigmen-Wechsel) veröffentlicht. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte stellt in einem der Kapitel seinen Masterplan für den Ausstieg aus dem Tierversuch vor.

Morgen erscheint das Buch "Animal Experimentation: Working Towards a Paradigm Change" in welchem 51 Autoren aus Deutschland, UK, den USA, Brasilien und Australien in 28 Aufsätzen den Tierversuch kritisch beleuchten, tierfreie Ansätze vorstellen und Wege aus dem System Tierversuch aufzeigen. Auch der Bundesverband hat ein Kapitel beigesteuert, in welchem Dr. Christiane Baumgartl-Simons und Dr. Christiane Hohensee detaillierte Maßnahmen präsentieren, wie der vollständige Ersatz von Tierversuchen erreicht werden könnte. Schon 2017 hatte der Bundesverband ein Konzept für den Abbau der Tierversuche vorgestellt. Denn obwohl die EU-Mitgliedstaaten vereinbart haben, Tierversuche vollständig zu ersetzen (1), ist die Zahl der beispielsweise in Deutschland eingesetzten Versuchstiere mit 2,8 Millionen (2017) immer noch unverändert hoch.

Solide: Abbauplan der Niederlande

Bisher haben nur die Niederlande einen Abbauplan für Tierversuche entwickelt (2), in welchem die Reduktionsmöglichkeit von Tierversuchen bis zum Jahr 2025 beurteilt wird. Danach könnten Tierversuche für regulatorische Sicherheitstests für Chemikalien, Lebensmittelzusätze, Pestizide und Tier- und Humanmedizinprodukte unter Einhaltung des gleichen Sicherheitsniveaus bis 2025 beendet werden, sofern die Entwicklung der fehlenden komplexen tierversuchsfreien Tests (3) angekurbelt wird. Für die Grundlagenforschung sieht der Plan eine schrittweise Reduzierung der Tierversuche vor. Leider stellt sich bisher kein EU-Mitgliedstaat hinter die niederländische Initiative. Im Gegenteil, der Zeitplan wurde als unrealistisch kritisiert. Nur die Regierung der Region Brüssel-Hauptstadt wurde aktiv und legte einen Abbauplan im Sinne des niederländischen Berichts vor.

Masterplan auf fünf Säulen

Auf der Basis des Ausstiegsplans aus Den Haag stellen die Biologin und die Tierärztin vom Bundesverband in dem Buch ein Konzept vor, das auf fünf Säulen basiert. Danach muss der Abbauplan in erster Linie Einzelmaßnahmen zur Förderung und Verbreitung von neuen tierfreien, humanspezifischen Verfahren vorgeben sowie eine Verkürzung der Prozesse für Prüf- und Anerkennungsverfahren für ebensolche Ersatzmethoden. Eine stringente Umsetzung erfordert zudem ein verantwortliches Management und eine Erfolgskontrolle, um unter anderem die Zunahme tierversuchsfreier Verfahren zu verfolgen. Weiterhin müssen bestimmte Tierversuche verboten und eine Praxisanleitung erarbeitet werden, damit die vom Tierschutzgesetz geforderte Unerlässlichkeit und ethische Vertretbarkeit eines Tierversuchs nach wissenschaftlichen Regeln festgestellt werden könne.

Kräfte bündeln für eine tierversuchsfreie Zukunft

"Ein Masterplan muss her. Deutschland hat keinen und sollte sich schnellstens dem Niederländischen Abbauplan anschließen. Politiker, Wissenschaftler, Industrie-, Behörden- und Tierschutzvertreter müssen an einem Strang ziehen statt sich zu bekämpfen. Das erste Ziel muss schnellstens erreicht werden: Regulatorische Sicherheitstests laufen komplett tierversuchsfrei. Das wäre für die EU-Wahl am 26. Mai die richtige Herausforderung ", so Dr. Christiane Baumgartl-Simons, stellvertretende Vorsitzende vom Bundesverband Menschen für Tierrechte.


Herausgeberinnen des Buches sind Dr. Kathrin Hermann vom Center for Alternatives to Animal Testing (CAAT) und Dr. Kimberley Jayne von Animal Defenders International.

Hier können Sie das Buch online lesen oder bestellen:
https://brill.com/view/title/35072


Anmerkungen:

(1) 2010 haben die EU-Mitgliedstaaten vereinbart, Verfahren mit lebenden Tieren für wissenschaftliche Zwecke und Bildungszwecke vollständig zu ersetzen, sobald dies wissenschaftlich möglich ist (Richtlinie 2010/63/EU, Erwägungsgründe 10, 46, Artikel 47 Absatz 1).

(2) Das niederländische Nationalkomitee zum Schutz von Tieren, die zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet werden (NCad), legte 2016 seinen Plan "Übergang in die Nichttierforschung" vor. Damit sind die Niederländer das erste EU-Mitgliedsland, das eine Roadmap für den Abbau von Tierversuchen vorsieht. Abbauplan der Niederlande unter:
www.ncadierproevenbeleid.nl

(3) Insbesondere tierversuchsfreie Tests und Teststrategien zur Feststellung der Langzeittoxizität, Inhalationstoxizität, Entwicklungstoxizität, Reproduktionstoxizität, Immuntoxizität fehlen.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 28. März 2019
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Geschäftsstelle: Mühlenstr. 7a, 40699 Erkrath
Telefon: 0211 / 22 08 56 48, Fax. 0211 / 22 08 56 49
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. März 2019

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