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ATOM/912: Russische und deutsche NGOs kritisieren Atommuelltransport (urgewald)


urgewald + Ecodefense + Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen - Pressemitteilung vom 17. November 2010

Russische und deutsche Umweltschützer:

"Atommüllexport von Ahaus nach Majak unverantwortlich" - Kanzlerin Merkel soll Castor-Transporte absagen


Auf einer Pressekonferenz heute in Berlin fordern russische und deutsche Umweltschützer und Atomkraftgegner von Bundeskanzlerin Merkel und Bundesumweltminister Röttgen die Absage der geplanten Castor-Transporte vom westfälischen Ahaus in die russische Plutoniumfabrik Majak.

Nach einem schweren radioaktiven Unfall im Nuklearzentrum 1957 ist Majak bis heute eine der am stärksten verstrahlten Regionen der Welt. Neuer plutoniumhaltiger Atommüll aus Ahaus würde die Lage in Majak weiter verschärfen. Russische Umweltschützer klagen wegen der großen Probleme bereits gegen die russische Regierung.

"Die Atomanlage in Majak muss stillgelegt werden. Der Export deutschen Atommülls hingegen verlängert den Betrieb Majaks und ist deshalb absolut unverantwortlich. Wir appellieren an Frau Merkel, Herrn Röttgen und die sächsische Landesregierung: Kümmern Sie sich um Ihren Atommüll selbst. Russland ist nicht Ihre Atommüllkippe," so Vladimir Slivyak, Ko-Vorsitzender der Umweltorganisation Ecodefense.

Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen bezweifelt zudem die Sicherheit der Rossendorfer Brennelemente: "Einige Brennelemente sind schon mehr als 50 Jahre alt und dürfen in Deutschland nur noch per LKW transportiert werden. Wir machen uns große Sorgen, ob die Brennelemente noch stabil genug sind und dass sie beim Transport eine enorme Bedrohung darstellen."

Die Umweltschützer befürchten zudem, dass die Bundesregierung die Castor-Transporte als Testballon sieht, um in Zukunft noch weiteren deutschen Atommüll nach Russland zu bringen. Die Laufzeitverlängerungen für AKW vergrößern auch in Deutschland die Atommüllberge, ohne dass es eine langfristige Lösung gibt.

Für Heffa Schücking, Geschäftsführerin der Umweltorganisation urgewald, reiht sich der geplante Transport nach Majak in die fatale Atompolitik der schwarz-gelben Bundesregierung ein: " Mit Laufzeitverlängerungen im Inland handelt die Regierung gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit in Deutschland. Mit Exportbürgschaften von mehr als einer Milliarde Euro fördert sie den Ausbau der Atomkraft in Ländern mit niedrigen Sicherheitsstandards wie Brasilien, Russland und China. Mit diesem Risikokurs muss Schluss sein!"

Für den 21. November um 14 Uhr ist eine Demonstration am Zwischenlager in Ahaus angekündigt. Zudem bereiten russische und deutsche Anti-Atomkraft-Initiativen massive Proteste an den Transportstrecken vor, sollten die Castor-Transporte tatsächlich stattfinden.

Eine Internet-Ausstellung zu Majak auf englisch und russisch findet sich unter folgendem Link:
http://ecodefense.baltic.net.ru/stash/exhibition/index_eng.htm


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Quelle:
Pressemitteilung, 17.11.2010
Herausgeber: Urgewald e.V.
Von-Galen-Straße 4, 48336 Sassenberg
Tel.: 02583/1031, Fax: 02583/4220
Internet: www.urgewald.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2010