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MELDUNG/054: Sechs Millionen Tonnen Bioabfälle landen immer noch im Restmüll (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 26. September 2017

Umwelt/Abfall / 1000 Tage Bioabfallsammlung

NABU: Sechs Millionen Tonnen Bioabfälle landen immer noch im Restmüll

Miller: Landkreise setzen Trennungspflicht nur schleppend um; Biotonnen müssen flächendeckend eingeführt werden


Berlin - Auch 1000 Tage nach Einführung der Pflicht zur Bioabfallsammlung ist die Ausstattung der deutschen Haushalte mit Biotonnen mangelhaft. Das hat eine Recherche des NABU zum morgigen Jubiläum der Getrenntsammlungspflicht ergeben. Von 402 Städten und Landkreisen weigern sich 35 bis heute, die Biotonne einzuführen - obwohl sie seit dem 1. Januar 2015 laut Kreislaufwirtschaftsgesetz gewährleisten müssen, dass Küchen- und Grünabfälle getrennt vom Restmüll entsorgt werden können. In den restlichen Städten und Landkreisen wird die Biotonne häufig nur in bestimmten Stadtteilen oder nur auf Wunsch der Bürger zur Verfügung gestellt. Die Folge ist, dass bis heute nur jeder zweite Bürger eine braune Tonne für Bioabfälle nutzen kann und sechs Millionen Tonnen wertvoller Bioabfälle, aus denen klimafreundlich Gas und Kompost gewonnen werden könnten, jährlich im Restmüll statt in der Biotonne landen. Mit der Heizenergie, die man aus dieser Menge Bioabfall gewinnen könnte, wäre laut NABU-Berechnungen eine Stadt mit knapp einer halben Million Einwohnern für ein Jahr versorgt.

"Die Verweigerungshaltung und lückenhafte Ausstattung mit Biotonnen in vielen Kommunen ist ein enorme Ressourcenverschwendung. Die Städte und Landkreise müssen endlich umdenken und die Biotonne flächendeckend einführen", fordert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Der Einwand, das getrennte Einsammeln von Biomüll wäre unwirtschaftlich und technisch nicht umsetzbar, sei längst durch Studien beispielsweise des Umweltbundesamtes widerlegt. Vorreiter wie der Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt zeigten zudem seit Jahrzehnten, dass Bioabfälle leicht vom Restmüll getrennt, bürgerfreundlich und kostengünstig eingesammelt und hochwertig verwertet werden können.

Derzeit besteht knapp die Hälfte des Inhalts der Restmülltonnen aus organischen Abfällen. Andere Bioabfälle landen im Gelben Sack oder in der Kanalisation. Diese Abfälle könnten erheblich zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen, so der NABU. Der aus Bioabfällen gewonnene Kompost ersetzt Kunstdünger und den besonders klimawirksamen Torf. Bioabfälle, die in speziellen Anlagen vergoren werden, liefern in Form von Biogas umweltfreundliche Alternativen für fossile Energieträger.

"Bioabfälle müssen künftig hundertprozentig wiederverwertet werden. Städte und Landkreise müssen ihre Abfallsatzungen endlich anpassen und die verpflichtende, kostenlose Biotonne einführen. Bürgerinnen und Bürger müssen umfassend zur Mülltrennung aufgeklärt werden. Und die Landesbehörden dürfen bei einer schleichenden Umsetzung der Trennungspflicht nicht mehr beide Augen zudrücken", sagt NABU-Leiter Ressourcenpolitik Benjamin Bongardt.

NABU informiert Verbraucher über Mülltrennung

Was in die Biotonne darf und was nicht, wo man eine Biotonne beantragen kann, wie Bioabfälle umweltfreundlich verwertet werden und wie man Küchenabfälle hygienisch sammelt, erklärt der NABU im Internet unter www.NABU.de/biomuell. Darüber hinaus unterstützt der NABU die bundesweite Aktion "Biotonne Deutschland", die in über 2.000 REWE-Supermärkten durch Flyer, Aufsteller und Informationsveranstaltungen Verbraucherinnen und Verbraucher über die Biotonne aufklärt und sie für die richtige Mülltrennung von Bioabfällen sensibilisiert.

Mehr Infos: www.nabu.de/biomuell

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Quelle:
NABU Pressedienst, Nr. 108/17, 26.09.2017
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
Tel.: 030/284 984-1510, -1520, Fax: 030/284 984-84
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2017

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