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AKTION/188: Außergewöhnlicher Haselmausnachweis bei diesjähriger Nussjagd (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 10. November 2014

Haselmaus am All-you-can-eat-Buffet
Außergewöhnlicher Haselmausnachweis bei diesjähriger Nussjagd

Erster Nachweis einer Haselmaus in Eichhörnchen-Futter-Kasten im Projekt "Große Nussjagd in Thüringen". Laut NABU ist der Beobachtungsort in unmittelbarer Nähe zum Menschen für Haselmäuse eher untypisch. Insgesamt hat die Nussjagd in Thüringen schon 55 Nachweise erbracht.



Jena - Bei der "Großen Nussjagd in Thüringen" gibt es für die seit September laufende Melderunde bereits drei neue Haselmausnachweise. Einer von ihnen sticht besonders hervor, weiß Franziska Hermsdorf, Biologin und Projektkoordinatorin der Nussjagd zu berichten: "Als ich die E-Mail mit dem Bildanhang von Familie Friedrich aus dem Landkreis Sonneberg direkt an der Bayerischen Grenze öffnete, konnte ich meinen Augen nicht trauen: In einem Eichhörnchen-Futter-Kasten strahlt mir eine Haselmaus auf einem Nusshaufen entgegen." Nach Angaben von Familie Friedrich knabbert die Haselmaus sogar Apfelstückchen vom Zahnstocher runter. Dieses Verhalten ist für Haselmäuse eher ungewöhnlich und auch der Beobachtungsort in unmittelbarer Nähe vom Menschen, in einem Garten ohne Unterwuchs, ist untypisch. "Das bedeutet entweder, wir haben es hier mit einem besonderen Exemplar zu tun, oder wir wissen einfach noch zu wenig über den kleinen Schläfer", so die Biologin.

Da Haselmäuse, die wie Siebenschläfer zur Familie der Schläfer oder Bilche gehören, im November eigentlich bereits Winterschlaf halten, handelt es sich wahrscheinlich um ein Jungtier aus einem späten Wurf. "Es muss sich jetzt ranhalten und sich mit Haselnüssen, Eicheln, Brombeeren und Schlehen schnell eine ausreichende Fettreserve anfressen, um den Winter überstehen zu können. Da kommt ihm dieses All-you-can-eat-Angebot gerade recht", erklärt Hermsdorf.

Der NABU Thüringen ruft seit 2009 gemeinsam mit seiner Jugendorganisation NAJU und dem naturkundlichen Museum Altenburg zur "Großen Nussjagd in Thüringen" auf. Diese Aktion dient dem Aufspüren und Dokumentieren der bedrohten Haselmaus in Thüringen. Insgesamt wurden durch die Nussjagd 55 Haselmausnachweise für Thüringen erbracht. Anhand der gesammelten Daten kann eine Verbreitungskarte der Art für Thüringen erstellt und konkret vor Ort etwas zum Schutz der Haselmaus getan werden. Um ein genaues Bild über die Vorkommen der Haselmaus zu erhalten, werden freiwillige Helfer gesucht. Interessierte Kinder und Erwachsene können losgehen und unter Haselnusssträuchern angeknabberte Haselnüsse suchen. Die Nüsse werden von Experten ausgewertet und anhand der Fraßspuren wird festgestellt, um welches Tier es sich handelt. Besonders geeignet ist die Aktion für Kindergärten und Schulen. Anregungen und Tipps zur Durchführung einer Nussjagd mit Kindern sind in den umweltpädagogischen Materialien auf der Internetseite des Projekts zu finden. Eine ebenso wichtige Informationsquelle sind Zufallssichtungen, wie sie Waldarbeitern oder Nistkastenbetreuern gelegentlich glücken. "Solche Nachweise sind für unsere Arbeit von unschätzbarem Wert", stellt die Projektkoordinatorin fest und hofft auf viele weitere Meldungen in diesem Jahr.

Ursprünglich stammt die Idee zur Nussjagd aus Großbritannien und wurde zum ersten Mal in Deutschland vom Naturschutzfonds der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege in Sachsen durchgeführt.


Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius)
Steckbrief

Die Haselmaus ist gar keine Maus, sondern ein nachtaktives Nagetier aus der Familie der Bilche. Zu ihren nächsten Verwandten gehören der Siebenschläfer, der Gartenschläfer und der Baumschläfer, welche ebenfalls in Deutschland heimisch sind. Der kleine Bilch ist nur etwa so groß wie der Daumen eines Erwachsenen (also etwa 7 cm), wiegt 15 bis 40 Gramm, hat große schwarze Knopfaugen, kleine runde Ohren und ein weiches orangebraunes Fell mit einem weißen Fleck an Kehle und Brust. Der dicht behaarte und sechs Zentimeter lange Schwanz dient dem kleinen Kletterkünstler als Balancierstange. Lebensraum Die Haselmaus bewohnt Laub- und Mischwälder mit artenreichem Unterwuchs, strukturreiche Waldsäume und breite artenreiche Hecken. Hier findet sie Unterschlupf und Nahrung.

Fortpflanzung
Im Alter von einem Jahr sind Haselmäuse geschlechtsreif. Kurz nach dem Winterschlaf paaren sie sich zum ersten Mal und Wochen später bringt das Weibchen zwei bis sieben Junge zur Welt. Die Augen der kleinen nackten Nesthocker sind nach der Geburt zunächst geschlossen. Die Jungen bleiben etwa zwei Monate bei der Mutter. Das Weibchen kann in nahrungsreichen Jahren einen weiteren Wurf im Sommer haben.

Nahrung
Außer Haselnüssen fressen Haselmäuse gerne Beeren (Brombeeren, Himbeeren, Heckenkirschen), Knospen und Blüten vieler anderer Pflanzen. Eine große Pflanzenvielfalt ist ihr deshalb wichtig. Auch kleine Insekten stehen ab und zu auf dem Speiseplan. Mit den Haselnüssen und Eicheln fressen sich die Haselmäuse im Herbst den nötigen Speck an, bevor sie in den Winterschlaf gehen. Dazu kuscheln sie sich in die Laubstreu am Waldboden und senken ihre Körpertemperatur bis auf vier Grad Celsius ab.

Nähere Infos und das Faltblatt zur Aktion
erhalten Sie beim NABU Thüringen,
Leutra 15, 07751 Jena, Tel.: 03641/605704,
E-Mail: Lgs@NABU-Thueringen.de
und auf der Internetseite zur Aktion
www.Nussjagd-Thueringen.de

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Quelle:
Pressemitteilung, 10.11.2014
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2014