Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → ARTENSCHUTZ


AKTION/389: Vogelzähler und Haussperlinge auf Höchststand (NABU/LBV/NABU TH)


Naturschutzbund/Landesbund für Vogelschutz - Pressedienst, 6. Februar 2020

Mit über 143.000 Teilnehmern erreicht die "Stunde der Wintervögel" einen neuen Rekord


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V.
Bundesverband

NABU: Vogelzähler und Haussperlinge auf Höchststand

Berlin - Neuer Rekord bei der "Stunde der Wintervögel": Mehr als 143.000 Menschen haben bei der Vogelzählaktion des NABU und seines bayerischen Partners Landesbund für Vogelschutz (LBV) mitgemacht. Das sind über 5.000 mehr als 2019. "Noch nie haben sich so viele Vogelfreunde eine Stunde Zeit genommen und die Vögel in Garten, Park oder am Fenster gezählt. Das freut uns sehr", so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Und es zeigt, dass sich immer mehr Menschen aktiv für die heimische Natur einsetzen wollen."


Infografik 'Kalter Winter und viel Schnee - mehr Vögel im Garten': Verhältnis Anzahl der Vögel zur Winterdurchschnittstemperatur (je wärmer der Winter, desto weniger Vögel in den Gärten) + Verhältnis Anzahl der Vögel zur Schneemenge (je mehr Schnee, desto mehr Vögel in den Gärten) - Grafik: © NABU

Grafik: © NABU

Aus 97.000 Gärten wurden insgesamt über 3,6 Millionen Vögel gemeldet. Pro Garten ergibt sich daraus ein Mittelwert von 37,3 Vögeln und damit etwas mehr als 2019. Damals waren es 37 Vögel. Dennoch liegt der Wert deutlich unter dem langjährigen Mittel von fast 40 Vögeln pro Garten. Denn insgesamt haben die Vogelexperten des NABU seit Beginn der Wintervogelzählungen im Jahr 2011 einen abnehmenden Trend festgestellt.

"Das muss nicht unbedingt beunruhigend sein. Die Daten aus inzwischen einem Jahrzehnt Stunde der Wintervögel zeigen, dass die Zahl der Vögel in den Gärten umso geringer ist, je milder und schneeärmer der Winter ist", so Miller. "Weniger im Garten beobachtete Vögel sind wahrscheinlich eine Folge der langen Reihe milder Winter in den letzten Jahren." Erst wenn es kalt wird und Schnee liegt, suchen viele Waldvögel Zuflucht in den Gärten der etwas wärmeren Siedlungen, in denen sie zudem Futterstellen vorfinden. Dazu passt, dass der ewige Spitzenreiter Haussperling, der sein ganzes Leben in den Dörfern und Städten verbringt, nur in den beiden kältesten Wintern des Jahrzehnts, 2011 und 2013 durch die vor allem in Wäldern lebende Kohlmeise vom Spitzenplatz verdrängt wurde.

Haussperling vor Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling und Amsel - das ist die diesjährige Reihenfolge der Wintervögel in Deutschlands Gärten. "Noch nie in der Geschichte der Aktion hat es eine andere Art geschafft, eine der fünf Top-Platzierungen einzunehmen", stellt Miller fest.

Die Ornithologen des NABU freuen sich über das Spitzenergebnis des Haussperlings mit 6,8 Vögeln pro Garten. Seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 ist das die höchste Zahl.

Traurig sieht es dagegen beim Grünfink aus: Mit nur 1,1 Vögeln pro Garten wurde nicht einmal ein Drittel der Grünfinken von 2011 entdeckt - eine Abnahme von fast 13 Prozent pro Jahr. Als Ursache vermutet der NABU unter anderem Trichomoniasis, eine Infektionen mit einem einzelligen Parasiten, mit dem sich diese Finken häufig an sommerlichen Vogelfutterstellen infizieren.

Die Amsel, die im vergangenen Winter aufgrund einer massiven Ausbreitung des Usutu-Virus deutliche Einbußen zu verzeichnen hatte, verharrte auf niedrigem Niveau. Die Usutu-Saison 2019 war deutlich schwächer als 2018 und hat offenbar zu keiner weiteren Abnahme der Amselbestände geführt.

Etwas geringer als erwartet machte sich die Eichelhäher-Invasion des vergangenen Herbstes bemerkbar. Zwar konnte in vier von zehn Gärten ein Eichelhäher beobachtet werden, doch lag der Mittelwert von fast 0,8 Vögeln pro Garten nur um ein Drittel über dem langjährigen Durchschnitt und erreichte nicht den bisherigen Topwert von fast 0,9 im Jahr 2011. Damals war der Winter allerdings deutlich härter. Es ist anzunehmen, dass ein großer Teil der Eichelhäher in diesem Winter nicht aus den Wäldern in die Gärten gekommen ist.

Weitere Zählergebnisse können unter www.stundederwintervoegel.de eingesehen werden. Die nächste Vogelzählung steht vom 8. bis 10. Mai an. Dann werden bei der "Stunde der Gartenvögel" die Brutvögel in unseren Gärten und Parks erfasst.

Ende Pressemitteilung NABU Bundesverband, 06.02.2020

*



NABU Landesverband Thüringen

Spatz wieder Spitzenplatz

Hohe Beteiligung bei der "Stunde der Wintervögel"

Jena - Dieses Jahr ist die "Stunde der Wintervögel" knapp an einem Rekordergebnis in Thüringen vorbeigeschrammt. Mehr als 5.000 Menschen haben sich 2020 an der Vogelzählaktion des NABU beteiligt. Das sind über 300 mehr als im Vorjahr und nur das Jahr 2017 konnte mit über 5.200 dieses Ergebnis noch toppen. Kirsten Schellenberg, die Landesgeschäftsführerin des NABU Thüringen ist begeistert: "Die große Anzahl an Vogelfreundinnen und Vogelfreunden zeigt uns, dass es noch viele Menschen gibt, denen die Natur am Herzen liegt."

Den Spitzenplatz im Freistaat belegt mit über 26.300 Meldungen der Haussperling. Den zweiten und dritten Platz ergattern die Kohlmeise mit über 19.100 und der Feldsperling mit über 13.200 Sichtungen. Auf den Plätzen vier und fünf folgen Blaumeise (über 13.100) und Amsel (über 7.800).

Trotz des leicht ansteigenden Trends beim Haussperling zur "Stunde der Wintervögel" darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Bestände seit Jahrzehnten zurückgehen und er sogar auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Brutvögel Deutschlands geführt wird.

"Eine traurige Bilanz zeigt vor allem die Amsel auf. Seit 2019 sind die Bestände auch in Thüringen eingebrochen", sagt NABU-Vogelexperte Klaus Lieder. "2018 wurden uns während der Aktion noch 3,16 Vögel pro Garten gemeldet. 2019 waren es nur noch 2,32 und 2020 2,47 Vögel pro Garten. Wir vermuten, dass dieser Trend mit dem Usutu-Virus zusammenhängt, der seit 2018 auch in Thüringen angekommen ist."

Im Vergleich zum Vorjahr gab es bei den Eichelhähern einen Anstieg um bis zu 89 Prozent. "Wir hatten diesen Trend schon vermutetet, denn im Herbst war ein massiver Einflug von Eichelhähern auch in Thüringen festzustellen. Die Eichelvollmast 2018 in Nordosteuropa hat sich anscheinend bemerkbar gemacht und gute Voraussetzungen zur Vermehrung für die Vögel geschaffen."

Bundesweit haben sich mehr als 143.000 Menschen bei der Vogelzählaktion des NABU und dessen bayerischen Partners Landesbund für Vogelschutz (LBV) beteiligt. Haussperling vor Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling und Amsel - das ist die diesjährige Reihenfolge der Wintervögel in Deutschlands Gärten.

Weitere Zählergebnisse können unter www.NABU-Thueringen.de eingesehen werden. Die nächste Vogelzählung steht vom 8. bis 10. Mai an. Dann werden bei der "Stunde der Gartenvögel" die Brutvögel in unseren Gärten und Parks erfasst.

Ende Pressemitteilung NABU Thüringen, 06.02.2020

*



Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.


Spatz verteidigt zweites Jahr in Folge seinen
Spitzenplatz

Weniger Vögel bei mildem Winter - Amsel erholt sich nur langsam - Grünfink bleibt Sorgenkind

Hilpoltstein, 06.02.2020 - Das zweite Jahr in Folge erobert der Haussperling im Freistaat Platz 1 bei der "Stunde der Wintervögel" von LBV und NABU. Über 110 Vogelarten und insgesamt mehr als 685.500 Vögel haben die rund 27.000 bayerischen Teilnehmer dem LBV gemeldet. Pro Garten ergibt sich daraus ein Schnitt von etwa 35 Vögeln und damit zwei Vögel weniger als 2019. "Bei den milden Temperaturen ohne Schnee am Zählwochenende haben viele Vögel vermutlich noch genug Nahrung in der Natur gefunden und deshalb weniger die bayerischen Gärten besucht", sagt Annika Lange, Citizen-Science-Beauftragte des LBV. Die Meisen konnten ihre geringen Beobachtungen vom letzten Jahr wieder etwas aufholen. So kletterte die Kohlmeise von Platz 3 auf Platz 2 und auch die Blaumeise macht wieder einen Platz gut und landet auf Rang 4. Den dritten Platz belegt der Feldsperling. Einen recht soliden Platz 5 nimmt die Amsel ein. Sie erholt sich langsam von dem deutlichen Einbruch von 2018. Der Grünfink erreicht nach seiner bisher schlechtesten Platzierung (Platz 8) letztes Jahr heuer wieder ein besseres Ergebnis mit Platz 6.

Zum zweiten Mal in Folge holt sich der Haussperling den Spitzenplatz bei der Stunde der Wintervögel. "Der Spatz scheint von den trockenen Sommern der letzten beiden Jahre zu profitieren und gute Bruterfolge zu erzielen. Die Jahre zuvor hat der beliebte Allerweltsvogel eher durch sein regionales Fehlen Aufsehen erregt", sagt Lange. Eine Entwarnung gibt es für den Haussperling aber noch lange nicht, denn gerade in großen Städten fehlen vor allem geeignete Nistplätze an Gebäuden.

Und wie macht sich die Amsel? Sie landet hinter der Blaumeise auf Rang 5 und erholt sich nur sehr langsam von den 2018 erfolgten Bestandseinbrüchen durch den heißen, trockenen Sommer und das regional stark auftretende Usutu-Virus. 2019 gab es ebenfalls einen sehr trockenen Sommer, dafür aber deutlich weniger Usutu-Fälle. "Ein weiterer heißer, trockener Sommer könnte es der Amsel besonders erschweren, wieder Fuß zu fassen, da er mehr als andere Arten auf einen lockeren Boden angewiesen ist. Denn eingetrocknete und rissige Böden erschweren der Amsel die Jagd nach ihren Beutetieren wie Regenwürmern", sagt die Citizen-Science-Beauftragte des LBV.

Der Grünfink konnte dieses Jahr immerhin den 6. Platz belegen. Jedoch zeigt sich bei ihm ein langfristig eindeutiger Abwärtstrend, den auch Quellen wie der DDA (Dachverband deutscher Avifaunisten) bestätigen. Der grüne Samen- und Früchtefresser wird unter anderem durch den Verlust von reich strukturierten Kulturlandschaften und den übermäßigen Einsatz von Bioziden bedroht. "Wer dem Grünfink helfen möchte, sollte seinen Garten naturnah und giftfrei gestalten", empfiehlt Lange.

Bereits am Zählwochenende hat sich gezeigt, dass dieses Jahr vermehrt Eichelhäher gezählt wurden. Er schießt auf Platz 10 die "Top Ten" ab. Damit landet der bunte Rabenvogel auf einem so hohen Rang wie zuletzt 2011. Das vermehrte Auftreten ist auf ein außergewöhnlich hohes Angebot an Eicheln zurückzuführen (auch Eichelvollmast genannt), das 2018 in Nordosteuropa auftrat. "Der Eichelhäher ist der Wächter des Waldes, da er im Laufe des Jahres viele Eicheln als Nahrungsreserve vergräbt und nicht alle wieder ausgräbt. So pflegt er den Wald, indem er neue Bäume pflanzt", erklärt die LBV-Biologin.

Gesamtergebnis

Haussperling vor Kohlmeise, Feldsperling, Blaumeise und Amsel - das ist die diesjährige Reihenfolge der Wintervögel in Bayerns Gärten. "Seit sechs Jahren hat es keine andere Art geschafft, eine der fünf Top-Platzierungen einzunehmen", so Lange. Der Grünfink landet auf Platz 6 und macht damit zwei Plätze wieder gut im Vergleich zum Vorjahr. Die Plätze 7 und 8 belegen Buchfink und Elster. Rabenkrähe und Eichelhäher schließen die bayernweiten Top 10. Das Rotkehlchen rutscht damit auf Platz 11.

Und wo bleibt der Erlenzeisig? Wurde der kleine, gelbgrün-gestreifte Finkenvogel letzten Winter als sechshäufigster Vogel gemeldet, hat er sich dieses Jahr rar gemacht und belegt nur Platz 16. Die Erklärung: Im vergangenen Jahr hat die winterliche Nahrungsknappheit zu einer Invasion von Erlenzeisigen aus Nord- und Osteuropa geführt. Dieses Jahr fand kein größerer Einflug der Vögel statt.

Regionale Unterschiede

Die meisten Vögel bekamen mit 42,7 pro Garten die Teilnehmer in Niederbayern zu sehen, knapp gefolgt von 41,5 Vögeln pro Garten in der Oberpfalz. Auch in Oberfranken haben die Teilnehmer mit 39,4 pro Garten mehr Vögel als der bayerische Durchschnitt von 35,6 gezählt. Schwaben (38,4), Unterfranken (35,8) und Mittelfranken (33,9) liegen um den bayerischen Mittelwert. Nur die Teilnehmer in Oberbayern zählten mit 31,5 Vögeln pro Garten deutlich weniger als andere Vogelfreunde.

Weitere landkreisgenaue Zählergebnisse können unter
www.stunde-der-wintervoegel.de eingesehen werden.
Die nächste Vogelzählung steht vom 8. bis 10. Mai an.
Dann werden bei der "Stunde der Gartenvögel" die
Brutvögel in unseren Gärten und Parks erfasst.

Ende Pressemitteilung Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., 06.02.2020



Infos zur Aktion unter
www.stundederwintervoegel.de

E-Learning-Tool Vogeltrainer unter:
www.vogeltrainer.de

Vogel-App:
www.NABU.de/vogelwelt

*

Quelle:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), Pressestelle
NABU-Pressedienst, Nr. 8/20, 06.02.2020
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de, Internet: www.NABU.de
NABU Thüringen, Pressemitteilung, 06.02.2020
Leutra 15, 07751 Jena
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de, Internet: www.NABU-Thueringen.de
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Presseinformation 07/20, 06.02.2020
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
E-Mail: info@lbv.de, Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2020

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang