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BUCH/161: Volker Sommer - Schimpansenland (KRITISCHE Ökologie)


KRITISCHE Ökologie - Zeitschrift für Umwelt und Entwicklung
Nr. 72 Ausgabe 24 [1] - Sommer 2009

Volker Sommer: Schimpansenland


In den letzten Urwäldern von Nigeria lebt im Gashaka Nationalpark die zur Zeit noch unerforschteste Unterart des Schimpansen, der Pan troglodytes vellerosus, ein von den zentralafrikanischen Populationen isoliertes Vorkommen, das erst spät als eigene Subspezies erkannt wurde. Der bekannte Primatologe Volker SOMMER, deutscher Professor in London, befindet sich mit einer Studentengruppe im Lebensraum dieser durch ihr relativ langhaariges Äußere auffallenden Schimpansen, die nur zwischen den Flüssen Benue und dem kamerunischen Sanaga vorkommen, um sich langsam mit den dortigen Begebenheiten und Studienmöglichkeiten vertraut zu machen. Denn es ist nicht eigentlich wirklich ein Buch direkt über die Primaten, als vielmehr ein persönlicher Bericht über - wie der Titel schon sagt - das Schimpansenland.

So beschreibt SOMMER ausführlich die Menschen der umliegenden Region, ihre Eingriffe in den Lebensraum, das Leben in der Stadt, oder auch Wanderungen durch die leergeschossenen Wälder. Umfassend beschreibt er lebendig und anschaulich das Leben in der Wildnis mit ihren mehr oder weniger großen Unbequemlichkeiten und Uberraschungen, geht jedoch auch auf die anderen Tiere des Waldes ein, so dass ein lebendiger Einblick in das Ökosystem des Gashaka-Waldes entsteht. In aufrüttelnden und engagierten Worten prangert Sommer den Ausverkauf der Natur an, die Zerstörungen, die auch vor den letzten Reservaten keinen Halt machen und den "Vierten Schimpansen" zu vernichten drohen.

Die Vorstudien zu einem umfassenden Forschungsprojekt über ein Lebensbild des vellerosus befassen sich insbesondere mit Kotproben und Nahrungsanalysen; so wird womöglich eines Tages ein weiterer Band folgen, der die langhaarigen Protagonisten ausführlich vorstellt.

Die Erforschung auch dieses Primaten dürfte zu weiteren Erkenntnissen über die Vielfalt von Tieren und Menschen beitragen und ein weiteres Fenster zu unserer eigenen Entwicklungsgeschichte eröffnen. Dazu dient die Einrichtung einer Freiland-Forschungsstation mit diverser Infrastruktur und Fuhrpark, sowie der ganze Stolz dieser in Aufbau befindlichen Einrichtung: die eigene Stromversorgung mittels Sonne! Es macht zum einen Spaß, dieses populär und allgemeinverständlich geschriebene Buch zu lesen. Zum anderen macht es aber auch betroffen über die auch hier nicht fehlenden Bedrohungen, die der Natur zusetzen.

Armin Püttger-Conradt


Volker SOMMER:
Schimponsenland - Wildes Leben in Afrika.
C. H. BECK VERLAG, München 2008.
ISBN 978-3-406-56891-6; 256 Seiten - EUR 19,90.


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Quelle:
Kritische Ökologie, Nr. 72 Ausgabe 24 [1] Sommer 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2009