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FORSCHUNG/188: Forscher bestimmen genetische Fingerabdrücke von bedrohten Nadelhölzern (idw)


Ruhr-Universität Bochum - 28.11.2013

Barcodes für Bäume: Forscher bestimmen genetische Fingerabdrücke von bedrohten Nadelhölzern

Weltweit größte Steineiben-Sammlung in Bochum



In den Tropen und Subtropen sind viele immergrüne Nadelbäume vom Aussterben bedroht. Biologen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben die weltweit größte Sammlung an Steineibengewächsen zusammengetragen. Sie sequenzierten zusammen mit Kollegen vom "The New York Botanical Garden" charakteristische Abschnitte des Erbguts dieser Nadelbäume, um für jede Art einen "DNA-Barcode" zu erstellen. Anhand dieses genetischen Fingerabdrucks lassen sich Individuen eindeutig den verschiedenen Steineibenarten zuordnen, die äußerlich oft nur schwer zu unterscheiden sind. Das hilft, Individuen bedrohter Populationen zu identifizieren. Das Team berichtet in der Zeitschrift "PLOS ONE".

Zweig, dicht mit Früchten bewachsen - Foto: © P. Knopf/RUB

Dacrycarpus dacrydioides: Eine Harzeibe aus Neuseeland. Die Maori nennen die Pflanze "Kahikatea" und essen die Zapfen.
Foto: © P. Knopf/RUB

Viele Steineibengewächse sind schwer bis unmöglich zu identifizieren

"Viele Steineibengewächse haben sehr kleine Verbreitungsgebiete, und in diesen kommen sie teilweise mit nur wenigen Individuen vor - nicht wie unsere einheimischen Nadelgehölze als flächendeckende Wälder", sagt Dr. Patrick Knopf vom RUB-Lehrstuhl Evolution und Biodiversität der Pflanzen. "Von einer Art auf Fidschi gibt es nur noch knapp zehn Exemplare." Um die wenigen seltenen Vertreter der gefährdeten Arten zu schützen, muss man die Arten eindeutig identifizieren können. "Anhand von äußeren Merkmalen ist das bei Steineibengewächsen schwer bis unmöglich", weiß RUB-Biologe Dr. Christian Schulz. "Deshalb haben wir das DNA-Barcoding-Projekt ins Leben gerufen."

Bewachsene Steineibe in Wald mit reichem Unterholz - Foto: © P. Knopf/RUB

Podocarpus lambertii: Dieses Steineibengewächs in Brasilien lebt mit zahlreichen Aufsitzerpflanzen in Nebenwäldern der Mata Atlantica. In der Roten Liste wird es als der Gefährdung nahe geführt.
Foto: © P. Knopf/RUB

Bedrohte Arten vermehren und weitergeben

Auf Forschungsreisen nach Südamerika, Südostasien, Australien, Neukaledonien und Fidschi sammelten die Bochumer Forscher 320 Individuen aus 145 Steineibenarten. Für alle Individuen erstellten sie DNA-Barcodes, die sie über die Online-Plattform "GenBank" öffentlich machten. Außerdem bauten sie im Botanischen Garten der RUB eine Steineibensammlung auf, die hilft, seltene und gefährdete Arten zu erhalten. Die Bochumer vermehren die Arten und geben Sie an andere Botanische Gärten weltweit weiter.

Bedeutung in der Holzwirtschaft und Krebsforschung

Die Steineibengewächse, auch Podocarpaceae genannt, bilden die zweitgrößte Familie der Nadelhölzer. Sie wachsen vorwiegend in den Gebirgen der Südhemisphäre. Unter den 198 Arten sind viele Vertreter, deren Holz von wirtschaftlichem Interesse ist, da diese besonders resistent gegen Insekten und Pilze sind. Inhaltsstoffe der Blätter gewinnen außerdem in der Krebsforschung an Bedeutung. Derzeit stehen 27 Arten der Podocarpaceae auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Pflanzen. Insgesamt sind 86 Arten gefährdet.

Titelaufnahme
D.P. Little, P. Knopf, C. Schulz (2013): DNA barcode identification of Podocarpaceae - the second largest conifer family, PLOS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0081008

Link zum frei verfügbaren Originalartikel
http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0081008

Redaktion: Dr. Julia Weiler

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter: http://idw-online.de/de/news563889
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter: http://idw-online.de/de/institution2

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Ruhr-Universität Bochum, Jens Wylkop M.A., 28.11.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Dezember 2013