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FORSCHUNG/311: Meldeportal gebietsfremder Arten auf Norddeutschland erweitert (idw)


Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels - 28.07.2022

Meldeportal gebietsfremder Arten auf Norddeutschland erweitert


Hamburgs Fundstellenportal zur Meldung gebietsfremder Tierarten greift nun für ganz Norddeutschland. Auf neobiota-nord.de können Bürgerinnen und Bürger jetzt Arten abgleichen und melden, die in Norddeutschland bislang nicht heimisch waren. Mit dem Engagement des Museumsverbundes der Nord- und Ostsee Region NORe e.V. bauen weitere Expertinnen und Experten dieses Frühwarnsystem über die nördlichen Bundesländer aus.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) betreiben das Portal seit Juni 2021 in Kooperation mit der Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA, Referat Arten-, Biotopschutz & Eingriffsregelung), mit der Behörde für Wirtschaft und Innovation (Pflanzenschutzamt Hamburg) sowie jetzt auch mit NORe.

Dr. Christina Barilaro, Vorstandsvorsitzende des NORe-Verbundes: "Wir freuen uns, dass wir dieses wichtige Instrument zur Erfassung gebietsfremder Arten unterstützen können. Wie sich die Natur im Laufe der Zeit verändert, zeigt sich bereits in den Sammlungen der naturkundlichen Museen. Zusammen mit den aktuellen Beobachtungsdaten der Meldeplattform ergibt sich ein ganzheitlicheres Bild. Hierbei auch ein besonderes Augenmerk auf Norddeutschland zu legen, ist mit Blick auf den Klimawandel hoch spannend."


Foto: © Claus-Peter Troch

Andromeda-Netzwanze (Stephanitis takeyai) ist eine aus Japan eingeschleppte Art, die hierzulande vor allem Rhododendron befällt und schädigt.
Foto: © Claus-Peter Troch

Die Website 'neobiota-nord.de' bündelt Informationen über gebietsfremde Insekten, Fische, Säugetiere, Vögel, Krebse und viele weitere Tiergruppen. Gleichzeitig bietet das Portal jedem die Möglichkeit, Funde zu melden und so die Wissenschaft zu unterstützen. Dr. Martin Husemann, Insektenforscher am LIB und Initiator des Projektes: "Die Ansiedlung nicht heimischer Arten ist eine große Herausforderung unserer globalisierten Welt. Dank der Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern können wir viel engmaschiger und auf breiterer Fläche nachvollziehen, wie sich gebietsfremde Arten ausbreiten. Je mehr Menschen sich beteiligen, desto schärfer wird das Bild."


Foto: © UHH, CeNak, Kubiak

Die Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis) stellt eine erhebliche Gefahr für die lokalen Ökosysteme und die einheimische Tierwelt dar, da sie einheimische Arten stark verdrängt.
Foto: © UHH, CeNak, Kubiak

Gebietsfremde Arten, die in Hafenstädten wie Hamburg und Bremen häufig mit dem Schiff eingeschleppt werden, breiten sich auch in Deutschland immer stärker aus. Hinzu kommen neue Arten, die im Zuge der Klimaerwärmung aus südlichen Regionen Richtung Norden ziehen. Die meisten dieser Arten haben keine negativen Auswirkungen auf die heimischen Ökosysteme. Das Problem ist aber: Invasive Arten, wie die in Hamburg nachgewiesene Asiatische Hornisse, die Wollhandkrabbe oder die Nutria, haben hier keine natürlichen Feinde. Sie können sich daher unkontrolliert ausbreiten, Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen und den Bestand heimischer Arten gefährden. In Europa kommen inzwischen weit über 12.000 gebietsfremde Arten vor. Nach aktuellen Schätzungen sind bis zu 15 Prozent davon als invasiv anzusehen.

Mehr als 3.500 Funde sind im ersten Jahr über das Portal gemeldet worden, darunter Arten, die hier zuvor noch nicht nachgewiesen wurden, wie die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys). Die BUKEA stellt entsprechende Funde zusätzlich aus dem Hamburger Artenkataster zur Verfügung, die zum Teil vom Zoll gemeldet werden. Das Ziel ist, über das Frühwarnsystem die Ausbreitung invasiver Arten rechtzeitig aktiv einzudämmen.

Gelungen scheint dies bei der Asiatischen Hornisse, hofft Husemann: "Hier haben wir insbesondere auch Imkerinnen und Imker gezielt dazu aufgerufen, Vorkommen der Asiatische Hornisse zu melden, damit die BUKEA entsprechend reagieren kann. Bislang konnte dadurch eine weitere Ausbreitung in die benachbarten Bundesländer offenbar verhindert werden."

Weitere Informationen:
http://www.neobiota-nord.de

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels - 28.07.2022
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 5. August 2022

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