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INITIATIVE/420: Rückkehr der Sommerboten - Schwalben auf Unterstützung durch Menschen angewiesen (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 6. April 2020

Die Rückkehr der Sommerboten

NABU NRW: Schwalben sind auf Duldung und Unterstützung durch Menschen angewiesen


Düsseldorf - In den kommenden Wochen kehren Rauch- und Mehlschwalben aus ihren Winterquartieren südlich der Sahara in ihre Brutgebiete nach Nordrhein-Westfalen zurück. Leider sind die Bestände hierzulande in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch und kontinuierlich zurückgegangen. Zu den Hauptursachen zählt das Fehlen geeigneter Brutplätze. "Rauch- und Mehlschwalben sind Kulturfolger und leben in der unmittelbaren Nähe des Menschen. Deshalb ist es für die gefährdeten Tiere entscheidend, dass wir ihnen Zugang zu Ställen gewähren und ihre Nester an Fassaden dulden", sagt Jonas Brüggeshemke vom NABU-Landesfachausschuss Ornithologie und Vogelschutz.

Die Bestände sowohl der Rauch- als auch der Mehlschwalbe sind seit mindestens 30 Jahren stark rückläufig. Im Atlas der Brutvögel Nordrhein-Westfalens beziffern Fachleute den Rückgang bei Mehlschwalben mit 45% seit den 1990er Jahren. Beide Schwalbenarten stehen heute in Nordrhein-Westfalen als gefährdet auf der Roten Liste. Wenn die Langstreckenzieher jetzt im April nach Tausenden Flugkilometern aus Afrika in unseren Breiten ankommen, erleben die ortstreuen Schwalben häufig eine böse Überraschung: Früher genutzte Viehställe sind verschwunden oder verschlossen, ihre Nester wurden von Hauswänden entfernt oder Netze und Stacheln hindern sie am Anflug an ihre Brutplätze.

Neben dem Erhalt der gesetzlich geschützten Nistplätze könnten Bürgerinnen und Bürger an geeigneten Stellen die Glücksboten laut NABU auch mit Nisthilfen unterstützen. Mit sogenannten "Lehmtankstellen" könnten die Schwalben außerdem mit dem nötigen Baustoff für ihre aufwendigen Nester unterstützt werden. Neben dem Verlust und der Zerstörung von Brutplätzen bekommen die Vögel auch den Schwund an Insekten zu spüren: "Als Insektenfresser, die sich fast ausschließlich von kleinen, fliegenden Insekten wie Mücken, Läusen und Fliegen ernähren, die sie im Flug erbeuten, sind sie besonders während der Aufzucht der Jungen auf große Mengen dieser Fluginsekten angewiesen", so Brüggeshemke.

Trotz der schwierigen Situation können die Schwalben auch in Nordrhein-Westfalen auf Menschen bauen, die die Gesellschaft der Schwalben wie in Sprichwörtern überliefert auch heute noch zu schätzen wissen und die Vögel in oder an ihren Häusern willkommen heißen. Der NABU NRW zeichnet diese Menschen seit einigen Jahren für den aktiven Artenschutz am Haus und ihre Toleranz aus. So konnten etwa im Kreis Minden-Lübbecke fast 60 Schwalbenfreundliche Häuser ausgezeichnet werden. Auch in diesem Jahr können sich Schwalbenfreunde für eine Auszeichnung beim NABU bewerben. In welchem Maß und auf welchem Weg dies praktisch geschehen wird, hängt in diesem Jahr auch von den weiteren Vorkehrungen beim Umgang mit dem neuen Corona-Virus ab.

Weitere Informationen zur NABU-Aktion "Schwalbenfreundliches Haus" und zur Hilfe für Schwalben gibt es unter:
www.nabu-nrw.de/schwalbenschutz

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 22/20, 06.04.2020
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2020

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