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INSEKTEN/181: Rückgang in Schleswig-Holstein stoppen - Schmetterling des Jahres 2011 (BUND SH)


BUND Landesverband Schleswig-Holstein e.V. - Kiel, 9. Dezember 2010

Rückgang in Schleswig-Holstein stoppen:

Der Große Schillerfalter ist Schmetterling des Jahres 2011


Die Naturschutzstiftung des nordrhein-westfälischen BUND-Landesverbandes und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben den Großen Schillerfalter (Apatura iris) zum Schmetterling des Jahres 2011 gekürt.

In Schleswig-Holstein steht der Große Schillerfalter auf der Roten Liste 'Schmetterlinge' des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume S-H vom 23.12.2007 und ist als gefährdet eingestuft. Eine Erholung der letzten Bestände wäre durchaus möglich, so sind in den letzten Jahren mehrfach einzelne Nachweise in verschiedenen Gebieten Schleswig-Holsteins gelungen. Entscheidend für den Großen Schillerfalter ist seine Futterpflanze, die Salweide (Salix caprea). Die Salweide ist ein heimisches Gewächs und wichtig für den Artenschutz, so als Futterpflanze auch für viele andere Schmetterlingsraupen, für das Wild als Deckungsstrauch und zur Wildäsung. Die Salweide kommt in ganz Schleswig-Holstein vor und hat auch eine große Bedeutung für die Schleswig-Holsteinischen Knicks.

Sybille Macht-Baumgarten, BUND-Landesvorsitzende Schleswig-Holstein: "Mit dem Schmetterling des Jahres will der BUND auf die Bedrohung natürlicher Lebensräume für Schmetterlinge, aber auch andere Tiere und Pflanzen aufmerksam machen. Mit dem Verlust der Vielfalt in der Landschaft geht der Bestand des Großen Schillerfalters zurück. Junge Weidenbüsche werden häufig von Förstern entfernt, der starke Rückschnitt der Knicks und das Aufräumen der Landschaft führen zu einem Rückgang der Salweide. Damit wird jedoch dem Schmetterling wie auch anderen Insekten die Lebensgrundlage entzogen." Jeder kann aber zum Überleben dieses prächtigen Falters beitragen, indem er sich für vermehrte Pflanzungen in landwirtschaftlichen und landschaftspflegerischen Bereichen sowie an Bachläufen, für vielfältige Mischwälder und eine behutsame Knickpflege einsetzt. Auch im Privatgartenbereich sollte diese heimische Pflanze gepflanzt werden, da sie wichtig für die Lebensvielfalt vieler Insekten, und damit auch vieler Vögel, ist. Außerdem ist die Salweide dekorativ, genügsam und pflegeleicht. Je naturnaher ein Garten gestaltet ist, desto mehr Arten werden dort ihren Lebensraum finden.


Der große Schillerfalter

Mit über sieben Zentimetern Flügelspannweite bei den Weibchen gehört der Große Schillerfalter zu den größten Schmetterlingen Europas. Die blau schillernden Flügel der Männchen, nach denen der Schmetterling benannt ist, sind auf winzige Luftkammern in den Flügelschuppen zurückzuführen. Die weiblichen Schmetterlinge haben eine dunkelbraune Färbung. Charakteristisch sind bei Weibchen und Männchen weiße Flecken auf den vorderen Flügeln sowie eine weiße Binde und ein kleiner Augenfleck auf den hinteren Flügeln. Der Große Schillerfalter ist einer der größten und schönsten Tagfalter in unseren Regionen, zugleich jedoch auch ein Beispiel für die Bedrohung der Arten und ihrer Lebensräume. Der immer seltener werdende Schmetterling ist auf naturnahe Mischwälder angewiesen, in denen die Sal-Weide wächst. Die Weide dient ihm zur Eiablage sowie als Futterpflanze für die Schmetterlingsraupen. In Forsten, die einseitig mit Fichten oder Kiefern bepflanzt sind, kann der Schmetterling nicht überleben. Der Große Schillerfalter gehört zu den wenigen Schmetterlingen, die sich nicht von Blütennektar ernähren, sondern von tierischen Produkten wie Exkrementen und Aas. Die meiste Zeit hält sich der Falter in Baumwipfeln auf. Am späten Vormittag fliegt er hinab, um an feuchtkühlen Waldrändern, auf Lichtungen oder Waldwegen Wasser und Nahrung aufzunehmen. Der Große Schillerfalter hat einen ausgeprägten Geruchssinn. Zur Beobachtung kann er durch stark riechenden Käse angelockt werden.

Im Sommer finden sich Männchen und Weibchen zur Paarung in den Wipfeln markanter Eichen oder Buchen, die den Wald überragen. Das Weibchen legt seine Eier einzeln an die Blätter von niedrigen Sal-Weiden ab. Sind die Raupen geschlüpft, klettern diese an die Spitze der Blattoberseite. Von dort fressen sie das Blatt beidseitig ab und lassen nur die mittlere Blattader unversehrt. Die mit ihrer bräunlichen Färbung gut getarnten Raupen überwintern nahezu ungeschützt an den Spitzen der Weidenzweige. Im Mai verpuppen sich die Raupen, nur wenig später, Ende Mai, schlüpfen die Schmetterlinge. Sie fliegen bis Ende Juni, in kühleren Regionen auch länger. Der Große Schillerfalter ist in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas sowie Asiens zuhause. In Deutschland steht der Schillerfalter auf der Vorwarnliste.

Seit 2003 wird der "Schmetterling des Jahres" von der Stiftung des nordrhein-westfälischen Landesverbandes des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gekürt, um auf die Artenvielfalt und ihre Bedrohung aufmerksam zu machen. Auch die Kampagne "Abenteuer Faltertage" des BUND, die seit 2005 jährlich durchgeführt wird, dient dem Schutz der Schmetterlinge. Dabei werden unter Mithilfe der Bevölkerung leicht erkennbare Schmetterlingsarten gezählt.


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Quelle:
Presseinformation, 09.12.2010
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Schleswig-Holstein
Lerchenstr. 22, 24103 Kiel
Tel.: 0431/66060-0, Fax: 0431/66060-33
E-mail: bund-sh@bund-sh.de
Internet: www.bund-sh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2010