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MELDUNG/146: Ergebnisse der BUND-Wildkatzeninventur (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 20. Dezember 2013

Im Westen Gedränge, im Osten rar

Ergebnisse der BUND-Wildkatzeninventur in Baden-Württemberg



Stuttgart. Durch das unermüdliche Engagement von über 100 Ehrenamtlichen aus Forst, Jagd und Naturschutz konnten im Winter 2012/2013 neue Wildkatzen-Nachweise in der Region Karlsruhe erbracht werden. "Neben alten Bekannten wurden auch neue Wildkatzen-Damen und -Herren entdeckt", erläutert Projektleiterin Julia Taubmann, "offenbar scheint sich die Katze in den Rheinauen sehr wohl zu fühlen, denn auf einer Strecke von knapp 40 Kilometern halten sich mindestens 10 Individuen auf, darunter vier Kuder und sechs Katzen." Auch die Fortpflanzung scheint bestens zu glücken: Es gibt erste genetische Hinweise auf Mutter-Vater-Kind Beziehungen unter den gefundenen Tieren.

Schleichende Wildkatze auf einem Ast - Foto: © BUND/T. Stephan

Foto: © BUND/T. Stephan

In den Gebieten Odenwald, Nordschwarzwald, Schönbuch ist weiterhin kein Wildkatzennachweis geglückt. In den Regionen Stromberg-Heuchelberg, Schwäbische Alb und Ostalb konnten wie schon in den vergangenen beiden Jahren keine Nachweise erbracht werden, obwohl hier in früheren Jahren Wildkatzen vorkamen. "Diese Ergebnisse belegen die Notwendigkeit der Biotopvernetzung in Form von Wildtierkorridoren, wie sie früher noch natürlich vorhanden waren. Nur so kann es die Wildkatze schaffen, aus der Rheinaue wieder in Richtung Schwäbische Alb zu wandern", so BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender. Probleme für die Wiederansiedlung und weitere Ausbreitung der Wildkatze und anderer Wildtierarten bereitet vor allem die Zerschneidung ihrer Lebensräume durch Straßen, Siedlungen und andere Infrastruktur. "Grünbrücken über Autobahnen, Bundesstraßen und Bahntrassen müssen zum Standard werden", betont Dahlbender.

Gute Beispiele für Wildtierkorridore entstehen derzeit im Rahmen des BUND-Projektes "Wildkatzensprung": Deutschlandweit werden "grüne Korridore" eingerichtet, die den Wildkatzen und anderen Wildtieren die Wanderung und damit die Wiederbesiedlung ihrer ehemaligen Reviere ermöglichen. In Baden-Württemberg konzentriert sich der BUND auf eine Route in der Region Stuttgart: Bei Nufringen und Herrenberg soll der Nordschwarzwald mit dem Schönbuch verbunden werden. "Dieser Korridor ist besonders schwierig, da er mitten durch den Ballungsraum verläuft", erklärt Julia Taubmann, "aber langfristig wird ihm eine Schlüsselrolle als Verbindung zwischen dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb und damit zwischen den Wildkatzenvorkommen in der Rheinaue und in Bayern zukommen."

Bis 2015 sollen in der Region sogenannte Trittsteine entstehen - das sind kleinere, neu angelegte Lebensräume, die den Wildkatzen die Wanderung zwischen Revieren ermöglichen. "Um die Flächen für diese Trittsteine zu erhalten, arbeiten wir sehr eng mit den Landeigentümern und Bewirtschaftern vor Ort zusammen, ebenso wie mit den Behörden", sagt Brigitte Dahlbender, "uns ist eine breite Beteiligung in der Region sehr wichtig, zumal man dort den Druck durch Flächenverbrauch und Zersiedelung besonders spürt."

Wildkatze im Baum - Foto: © BUND/T. Stephan

Foto: © BUND/T. Stephan

Hintergrund:
In allen Bundesländern mit möglichen Vorkommen wird seit 2011 der Wildkatzenbestand im Rahmen des BUND-Projekts "Wildkatzensprung" erforscht: Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Parallel dazu werden in sechs Pilotprojekten geeignete Wildkatzenwälder durch grüne Korridore miteinander verbunden. Das BUND-Projekt "Wildkatzensprung" wird gefördert im Rahmen des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt. Die Wildkatzen-Erhebung in Baden-Württemberg wird im laufenden Winter 2013/2014 in enger Zusammenarbeit mit der FVA fortgesetzt. Weitere Informationen zum BUND-Projekt "Wildkatzensprung" und zum Wildkatzenschutz in Baden-Württemberg finden Sie unter
www.bund-bawue.de/wildkatze.

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Quelle:
Presseinformation, 20.12.2013
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Marienstraße 28, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711 620306-17, Fax: 0711 620306-77
E-Mail: presse.bawue@bund.net
Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2013