Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

NUTZTIERE/022: Das Meißner Widderkaninchen - Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2010 (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 158 - Oktober/November 2010
Die Berliner Umweltzeitung

Das Meißner Widderkaninchen
Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2010

Von Christoph Vinz


Durch die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) wurde zum ersten Mal ein Kaninchen gekürt. Dies Kaninchen, kurz auch "Meißner Widder" genannt, züchtete um 1900 ein einheimischer Tierfreund aus der ehrwürdigen Domstadt. Welche Rassen der findige Sachse damals als genetische Grundlage wählte, ist leider nicht bekannt. Die Motivation des Züchters ist schnell erklärt: In der wilhelminischen Epoche gab es eine verstärkte Nachfrage der Damenwelt nach silberfarbenem Kaninchenfell.

Später ließ dies modische Interesse wieder nach, und im Jahre 1976 war der Meißner Widder mit einem Gesamtbestand von etwa 50 Exemplaren auf dem absoluten Tiefststand. Diese seltene Haustierrasse war praktisch vom Aussterben bedroht.

Heute wird der kuschelige Fellträger aus der alten Porzellanstadt an der Elbe in verschiedenen Regionen wieder gezüchtet. Dennoch gilt das Kaninchen noch immer als extrem gefährdet.

Züchter beschreiben den Meißner Widder als ausgesprochen lebhaft, genügsam und als guten Futterverwerter.

Nach Aussage der Liebhaber dieser Rasse soll das Fleisch des "frohwüchsigen" Tieres schmackhaft und fettarm sein. Aber nicht jeder schätzt einen gespickten Kaninchen-Rollbraten. Das Tier wird mittelgroß, erreicht ein Normalgewicht von 4,5 kg, hat einen typischen gebogenen ("ramsigen") Nasenrücken und lange, hängende Ohren. Diese können bis 40 cm lang werden, was zu Verletzungsgefahren (Tritt auf den "Behang") führen kann. Pro Wurf werden zwischen 8 und 12 Jungen gezählt.

In der Zucht sind folgende Farbschläge derzeit anerkannt: blau, schwarz, gelb, braun und havannafarbig (ein zum schwarz tendierendes Braun).

Was haben wir gelernt?

Meißen ist nicht nur Geburtsort des "weißen Goldes" und des "Meißner Fummels", es leistete auch seinen Beitrag zum charakteristischen Fell einer possierlichen, seltenen Rasse.

Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen hat mit ihrer diesjährigen Kür auf jeden Fall dem Meißner Widder zu einer stärkeren öffentlichen Resonanz verholfen.

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten
Abbildung der Originalpublikation:
Ein Widder zum Knuddeln


*


Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 158, Oktober/November 2010, S. 6
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Dezember 2010