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PFLANZEN/132: Die Moorlilie ist "Blume des Jahres 2011" (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 163 - August/September 2011
Die Berliner Umweltzeitung

Schön, duftig und giftig
Die Moorlilie ist "Blume des Jahres 2011"

von Christoph Vinz


Für dieses Jahr wählte die Hamburger Stiftung Naturschutz die bundesweit als gefährdet eingestufte Moorlilie (Narthecium ossifragum) aus, die nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt ist. Mit der Wahl dieser schon auf der Roten Liste aufgeführten Pflanzenart soll auch auf ihren gefährdeten Lebensraum, das Moor, hingewiesen werden. Moore als nasse Lebensräume besitzen spezialisierte, charakteristische Pflanzenarten. Diese sind von allen Entwässerungsmaßnahmen (zum Beispiel bei der Torfgewinnung) bedroht, da ihnen mit dem Entzug vom lebensnotwendigen Nass die natürliche Grundlage genommen wird.

Die Moorlilie (seit langem auch als Beinbruch, Ährenlilie, Heid- oder Egelgras, Schusterknief und Stablilie bezeichnet) ist eine mehrjährige, ausdauernde 10 bis 30 Zentimeter hohe Pflanze, die in der Blütezeit einen feinen, nelkenartigen Geruch verströmt. Ihr klebriger, rötlicher Stängel wächst starr aufrecht. Die unteren ungestielten Laubblätter sind schwertförmig, die Stängelblätter klein und den Tragblättern der Blüten ähnlich. Von Juli bis August bildet die Moorlilie 5 bis 8 cm lange traubige Blütenstände. Diese sorgen für den charakteristischen würzigen Duft.

Die langgestielten Blüten erreichen 1 bis 1,5 Zentimeter Durchmesser und besitzen sechs Blütenblätter (innen gelb, außen grünlich). Vor jedem Blütenblatt findet sich ein Staubblatt mit wollig -behaarten Stabfäden und einem ziegelroten Staubbeutel zur Anlockung von Insekten. Moorlilien gehören zu den sogenannten Charakterpflanzen der nordwestdeutschen Heideflora. Sie wachsen auf sauren, torfigen Moorböden und benötigen niederschlagsreiches und mildes Klima.

Die Pflanze enthält allerdings auch Giftstoffe, die bei Schafen die Leberfunktion stören, aber auch für Menschen nicht ungefährlich sind. Die typischen gelben Blüten von Narthecium ossifragum drohen - wie andere seltene Pflanzen auch - zu verschwinden, wenn weiterhin Moore durch menschlichen Eingriff entwässert werden.

Nicht unerwähnt sollte die Tatsache bleiben, dass Moore doppelt so viel Kohlenstoff speichern wie die Wälder. Entwässerung oder Bewirtschaftung solcher Feuchtgebiete lassen dagegen den Kohlenstoff als klimaschädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangen. Im Gegenzug schützen Renaturierungsmaßnahmen und Erhaltung nicht nur die ganz spezielle Schönheit eines Teils der Natur, sie sind auch aktiver Klimaschutz.


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Quelle:
DER RABE RALF - 22. Jahrgang, Nr. 163 - August/September 2011, S. 22
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2011