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PFLANZEN/145: Giftpflanze des Jahres 2013 - Der Kirschlorbeer (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 173 - April/Mai 2013
Die Berliner Umweltzeitung

Der Kirschlorbeer
Giftpflanze des Jahres 2013

von Christoph Vinz



Der Botanische Sondergarten Hamburg-Wandsbek rief im letzten Jahr zur Wahl der Giftpflanze 2013 auf. Unter den vier Kandidaten Gartenwicke, Kirschlorbeer, Tulpe und Passionsblume hat der exotische Zierstrauch des Kirschlorbeers das "Rennen" gewonnen und konnte so als Giftpflanze des Jahres 2013 ausgerufen werden. Mit dieser Aktion sollen Pflanzen unserer Parks und Gärten näher vorgestellt werden, deren Schönheit auch gewisse Gefahren birgt.

Prunus lauroceratus wird zur Familie der Rosengewächse gezählt. Die schwarzen, kirschartigen und ovalen Steinfrüchte und die glänzenddunkelgrünen Blätter, deren Form dem Echten Lorbeer sehr ähnelt, haben zur Namensgebung beigetragen.

Der Strauch stammt ursprünglich aus Westasien und Südosteuropa und ist in unseren Breiten vor allem in Gärten und Parkanlagen als Zierstrauch verbreitet, der immerhin Höhen von zwei bis vier Metern erreicht. In England wird der Kirschlorbeer sogar schon seit dem 16. Jahrhundert gepflanzt. Die immergrüne Heckenpflanze ist frosthart, hat einen jährlichen Zuwachs von 30 bis 50 cm und muss regelmäßig beschnitten werden.

Diese Pflanze blüht mit etwa 12 cm langen Trauben, die weiße, acht Millimeter große, duftende Blüten enthalten. Blütezeit ist von April bis Mai, manchmal kommt es zur erneuten Blüte im September. Im Zeitraum August bis September werden dann die kirschähnlichen Früchte ausgebildet. Die Blätter des Kirschlorbeers erreichen Längen von 8 bis 15 cm und sind wintergrün.

Zerreibt man ein Blatt, entsteht ein typischer Geruch nach Bittermandelöl. Denn Blätter und Samen enthalten blausäurehaltige Glycoside. Durch mögliches Kauen von Blättern oder der Früchte kann vor allem bei kleinen Kindern eine Vergiftungsgefahr entstehen, die sich durch Übelkeit, Erbrechen, Brennen im Mund und Reizzuständen von Magen und Darm äußern kann.

Die gleiche Gefahr besteht auch für Tiere. Wir sollten also Mauzi und Bello, aber auch Pferd, Rind und Schaf von dieser Pflanze fernhalten.

Manche Naturfreunde warnen vor der "ökologischen Pest" und stufen die Pflanzung des Kirschlorbeers gar als "Verbrechen an der Natur" ein. Richtig ist, dass durch die Bevorzugung exotischer Pflanzen manchmal einheimische Gewächse verdrängt werden oder die (verbotene) Ablagerung von Strauchschnitt im Wald zu einer unerwünschten Ausbreitung führt.

Wie so häufig haben die gefährlichen Glycoside auch eine nützliche, heilende Seite. In der Medizin wird das Öl des Kirschlorbeers erfolgreich eingesetzt, denn es wirkt entkrampfend und zeigt Erfolge bei Asthma und Keuchhusten. Die Homöopathie verwendet Extrakte bei Husten, Heiserkeit und Herzschwäche.

Neuerdings (seit den 90er-Jahren) findet Prunus lauroceratus auch Verwendung bei der Restaurierung und Präparation.

Da durch Kochen die geringen Blausäureverbindungen im Fruchtfleisch weitgehend zerstört werden, ist es sogar zum Verzehr geeignet. Noch heute werden in der Türkei gern aus den entkernten Früchten Marmeladen hergestellt.



Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Nicht Gaumen-, sondern Augenweide

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Quelle:
DER RABE RALF - 23. Jahrgang, Nr. 173 - April/Mai 2013, S. 13
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Mai 2013