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POLITIK/263: G8-Umweltminister verabschieden Charta zum Schutz der Arten (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 27.04.2009

G8-Umweltminister verabschieden Charta zum Schutz der Arten


Die UmweltministerInnen der G8-Staaten und die wichtigsten Schwellenländer haben am Freitag ihre dreitätgige Tagung auf Sizilien mit einer Erklärung zum Schutz der Biodiversität beendet. Die "Syrakus-Charta zur Artenvielfalt" enthält 24 Artikel zu Maßnahmen der Staaten. Unter vier Hauptaspekten wird das Thema bearbeitet. So wird das Problem des Artenschwundes und der Verlust von Ökosysteme mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Biodiversität, Wirtschaft und Unternehmen sind ebenso aufgefordert tätig zu werden wie Wissenschaft, Forschung und Politik. Die Bewirtschaftung und der kontrollierte Schutz von Ökosystemen sollen verbessert fortgeführt werden. Darüber hinaus wollen die unterzeichenden Staaten sich um eine Fortsetzung des Biodiversitätsschutzes über das Jahr 2010 hinaus einsetzen und eine gemeinsam post-2010-Artenschutzpolitik starten. Unter anderem sollten Umweltmaßnahmen in alle Politikbereiche einbezogen und alle Interessengurppen zur Teilnahme animiert werden. Die Charta ist rechtlich nicht bindend.

Bei dem Treffen der UmweltministerInnen wurde außerdem über die internationalen Klimaverhandlungen im Dezember debattiert - es gibt immernoch fünf nicht weiter definierte offene Probleme. Die Staaten hoben ausdrücklich den Bedarf an einer ehrgeizigen globalen Vereinbarung hervor. Der Hinweis im italienischen Gastgeberprotokoll der Veranstaltung, dass es sowohl für Industrie- als auch Entwicklungsländer wichtig sei, die eigene Position zu klären und nicht darauf zu warten, bis "die anderen" was tun, verweist auf interne Grabenkämpfe. Die Industriestaaten sind zurückhaltend bei verbindlichen Finanzzusagen, die Entwicklungs- und Schwellenländer wollen keine Reduktionen auf Kosten ihres Wirtschaftswachstums hinnehmen. Der Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen Achim Steiner verließ den Tagungsort laut Umwelktinformationsdienst ENDS Europe Daily "sehr besorgt, dass bis jetzt keinen Weg gibt, die noch ungeklärten Fragen zu lösen".

Auf bessere Zusammenarbeit zum Schutz von Kindern vor Umweltverschmutzung haben sich die teilnehmenden Staaten allerdings verständigen können. So soll Blei in Farben und Benzin vollständig verboten und gemeinsamen Studien über die Einflüsse von Umweltverschmutzung einschließlich Chemikalien, Schwermetallen und Klimawandel auf die Gesundheit von Kindern erarbeitet werden.

Zur dreitägigen Konferenz waren die UmweltministerInnen aus Deutschland, Frankreich, Italien, die USA, Japan, Großbritannien, Kanada sowie Russland zusammengekommen. China, Indien, Mexiko, Südafrika, Australien, Indonesien, Korea, Ägypten und Brasilien als wichtige Schwellenländer, Dänemark als Gastgeberlad der nächsten UN-Klimaverhandlungen sowie Tschechien als amtierende sowie Schweden als zukünftige EU-Präsidentschaftsinhaber nahmen teil. Deutschland wurde von Staatssekretär im Bundesumweltministerium Matthias Machnig vertreten, der im italienischen Siracusa die deutsche Delegation leitete. Machnig setzte sich für ein internationales unabhängiges wissenschaftliches Biodiversitätsberatergremium zur Politikberatung ein. Dieses Gremium, ähnlich wie der Weltklimarat IPCC, sollte bis 2010, dem Jahr der internationalen Biodiversität, eingerichtet sein. "Wir brauchen in der internationalen Biodiversitätspolitik. Ziele, die wissenschaftlich fundiert und überprüfbar sind. Ganz klar muss der ökonomische Wert der vielseitigen Leistungen der Natur herausgestellt werden," so Machnig. [jg]

Biodiversitätserklärung "Charta von Syrakus" [1]
[1] http://www.g8ambiente.it/public/images/20090424/doceng/09_04_24_Carta%20di%20Siracusa%20on%20Biodiversity.pdf
Zusammenfassung der Ergebnisse [2] vom Gastgeber Italien (englisch, 8 Seiten)
[2] http://www.g8italia2009.it/G8/G8_Allegato/09_04_24_Chair%20Summary.pdf


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 15/09, 30.04.2009
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 27.04.2009
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Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Mai 2009