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RECHT/022: Illegal - Kreisverwaltung will ab 16.9. Abschuß von Kormoranen erlauben (BUND Rhein-Sieg)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Landesverband NRW e.V. (BUND)
Kreisgruppe Rhein-Sieg-Kreis - Pressemitteilung vom 1. September 2009

Die Naturschutzverbände fordern die Verbandsbeteiligung beim Kormoran ein!

Kormoranabschuss wäre inakzeptabel


Rhein-Sieg-Kreis, 1.9.2009: Geht es nach dem Willen der Kreisverwaltung, können ab dem 16.9. entlang der Sieg wie im letzten Jahr wieder Kormorane abgeschossen werden. Hierfür hat der Kreis der Sieg-Fischereigenossenschaft am 20.7.2009 eine artenschutzrechtliche Erlaubnis erteilt. Das alleine wäre schon eine schlimme Sache, da der Kormoran eine geschützte Vogelart ist und in einem Naturschutzgebiet wie der Sieg ein von der EU garantiertes Lebensrecht hat. "Das Artenschutzrecht versagt den Abschuss der Vögel zu Gunsten privater Angelinteressen!", verweist Achim Baumgartner vom BUND Rhein-Sieg auf ein erst kürzlich gesprochenes Urteil des Verwaltungsgerichtes Minden. Dort wurde der Abschuss von Kormoranen im Naturschutzgebiet gerichtlich untersagt.

Da die Sieg Naturschutzgebiet ist, bedarf es neben der artenschutzrechtlichen Ausnahme formal auch einer Befreiung von den Naturschutzgebietsauflagen - und just diese fehlt. Weder hat die Kreisverwaltung ein Verfahren eingeleitet, noch wurden die Naturschutzverbände dazu gehört. Damit wäre der geplante Abschuss von Kormoranen ab dem 16.9. illegal. Darauf weist der BUND ausdrücklich hin. Eine Antwort auf einen Brief der Naturschützer vom 12.8. an den Kreis, in dem sie auf den Sachverhalt hingewiesen hatten, liegt bislang nicht vor.

Der Abschuss von Kormoranen, die seitens der Hobbyangler als Mitesser gefürchtet werden, mutet mittelalterlich an. Die von den Anglern vorgeschobenen Artenschutzargumente zu Gunsten der Fischart Äsche sind an der Sieg aus verschiedenen Gründen unbegründet. Statt Vögel zu töten, ist es für den Fischartenschutz notwendig, die angelfreien Uferabschnitte auszudehnen, im Wasser liegendes Totholz als Fischverstecke zu fördern, Überschwemmungsräume für das Laichen vieler Fische zu schaffen und die Nährstoff- und Hormoneinträge aus Kläranlagen und die Güllefracht aus der Landwirtschaft abzubauen.

Statt aber endlich mit dem Naturschutz an der Sieg ernst zu machen, besinnt sich der Kreis auf Klientel- und Symbolpolitik, ärgert sich der Sprecher des BUND Rhein-Sieg-Kreis, Achim Baumgartner. "Fischarten- und Kormoranschutz sind gleichzeitig möglich! Wenn aber die Sportangler der Fischereigenossenschaft ihrer Naturschutzverantwortung nicht gerecht werden und eine ihr bloßes Hobby betreffende, konkurrierende Arten abschießen wollen, gefährden sie Ihre Nutzungsrechte im Naturschutzgebiet an der Sieg grundsätzlich!"


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Quelle:
BUND Rhein-Sieg-Kreis
Pressemitteilung vom 1. September 2009
Steinkreuzstarße 14, 53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241/2007566


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. September 2009