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SÄUGETIERE/285: NABU bewertet vermeintliche Wolfsbeobachtungen zurückhaltend (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 18. Februar 2010

"Willkommen Wolf" jetzt in Schleswig-Holstein?

NABU bewertet vermeintliche Wolfsbeobachtungen zurückhaltend


Neumünster, 18. Februar 2010: Der NABU bewertet aktuelle Hinweise auf Wolfsvorkommen in Schleswig-Holstein deutlich zurückhaltend. Dass fast 200 Jahre nach dem letzten Wolfsnachweis in Dänemark dieser ausgerechnet in dem von den nächstgelegenen Vorkommen in Ostdeutschland und Polen weit entfernt liegenden deutsch - dänischen Grenzgebiet aufgetaucht sein soll, ist für den NABU eher unwahrscheinlich. In Schleswig-Holstein einem freilebenden Wolf direkt zu begegnen bleibe ähnlich wahrscheinlich, wie im Lotto einen Sechser zu haben. Der im Jahr 2007 bei Eutin überfahrene Wolf zeigt aber, dass die Tiere in seltenen Fällen auch hierzulande auftauchen können.

Der NABU hat gerade in den letzten Winterwochen mehrfach Hinweise auch von Spaziergängern erhalten, denen zufolge in verschiedenen Teilen Schleswig-Holsteins Tiere beobachtet worden seien, die nach den Angaben der Beobachter Ähnlichkeiten mit einem Wolf gehabt hätten. Die meisten Hinweise blieben aber bei einer Überprüfung durch Experten jedoch zu unkonkret. Bei Dunkelheit und auf größere Distanz spielt die eigene Wahrnehmung auch versierten Beobachtern oftmals einen Streich.

Lediglich für das Grenzgebiet zu Mecklenburg-Vorpommern gibt es Hinweise auf Risse von Rehen, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit tatsächlich auf einen Wolf hindeuten könnten. Gerade männliche Tiere machen sich mit Erreichen der Geschlechtsreife auf die Suche nach neuen, noch unbesetzten Revieren und können dabei sehr weite Entfernungen zurücklegen. Der Verkehr stellt in Schleswig-Holstein, dem am stärksten von Straßen zerschnittenen Flächenland der Bundesrepublik, nach wie vor aber die größte Gefahr für die vierbeinigen Wanderer dar. Daher fordert der NABU erneut den Bau von Wildbrücken über Autobahnen und andere stark befahrene Hauptverkehrsstraßen. Diese kommen dabei auch anderen Tierarten zugute.

Der NABU weist in diesem Zusammenhang vorsorglich auf den besonderen Schutzstatus des hierzulande vor etwa 150 Jahren ausgerotteten Wolfs hin. Der Wolf ist das am strengsten geschützte Wildtier Europas und unterliegt nicht dem Jagd-, sondern ausschließlich dem Naturschutzrecht. Es ist verboten, ihm nachzustellen oder ihn mutwillig zu stören. Trotzdem wurden bis in die jüngste Vergangenheit in den östlichen Bundesländern wiederholt Wölfe illegal abgeschossen; die Täter wurden teilweise zu erheblichen Strafen verurteilt.

Um überkommene Vorurteile abzubauen und Verständnis für diesen Beutegreifer zu fördern, klärt der NABU mit seiner bundesweiten Kampagne "Willkommen Wolf!" seit einigen Jahren über die Lebensweise des scheuen Wildtiers auf. Dabei wird vor allem auf die Erfahrungen aus Sachsen und Brandenburg gesetzt, wo Wölfe sich seit einigen Jahren etabliert haben und ein Nebeneinander von Wolf und Mensch erwiesenermaßen möglich ist. Für einen regelrechten Wolfsalarm wie er aus Dänemark zu vernehmen ist, gibt es derzeit kaum einen Grund. Ob angesichts des dichten Straßen- und Siedlungsnetzes auch in Schleswig-Holstein überhaupt eine dauerhafte Ansiedlung des Wolfs zu erwarten ist, bleibe abzuwarten. Sollte sich tatsächlich ein Wolf in Schleswig-Holstein aufhalten, hofft der NABU, dass ihn nicht das selbe Schicksal wie dem im Jahr 2007 bei Eutin überfahrenen Tier ereilt.


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Quelle:
Presseinformation, 18. Februar 2010
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2010