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VÖGEL/528: Hoffnung im Getreidefeld - Feldlerchenfenster (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 8/2009

Hoffnung im Getreidefeld: Feldlerchenfenster

Von Tony Morris


Im Vogelschutz in der Europäischen Union ist der Zusammenbruch der Bestände von Vogelarten landwirtschaftlich genutzter Flächen in den letzten 30 Jahren eines der drängendsten Themen. Zahlreiche ehemals weitverbreitete Vogelarten der Offenlandschaft haben in ihren Beständen nachhaltig abgenommen. Darunter ist auch die Feldlerche, deren Häufigkeit in den Jahren von 1980 bis 2006 um 49% fiel. Aufgrund dieses markanten Bestandsrückganges sowie ihres weiträumigen Verbreitungsgebietes ist die Feldlerche eine der am besten untersuchten Feldvogelarten in Europa und wurde zur Flaggschiff-Art im Kampf um den Schutz von Feldvögeln. Mehrere voneinander unabhängige Studien kamen zum selben Ergebnis: Die Ursache für den Bestandsrückgang liegt vor allem im Wechsel von Sommer- zu Wintergetreide. Entscheidend war es nun, Bewirtschaftungsformen zu finden, die ökonomisch tragbar sind und den Feldlerchen ein Überleben ermöglichen.


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Bis in die 1970er Jahre wurden die meisten in Westeuropa angebauten Getreidesorten im Frühjahr ausgesät und im Spätsommer geerntet. Mittlerweile ist das sogenannte Sommergetreide jedoch weitgehend durch spät im Jahr gesäte und als Wintergetreide bezeichnete Sorten ersetzt. Diese sind ertragreicher und trockenheitsresistenter.

Lange Zeit schon wurde ein Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Verbreitung von Feldvogelarten und dem Wechsel von Sommer- zu Wintergetreide angenommen. Tatsächlich bestätigen zahlreiche neueste Untersuchungen die Vermutungen, dass die Bestandsdichte von beispielsweise der Feldlerche im Sommergetreide höher ist als im Wintergetreide und dass die Ursache dafür in der Struktur der Felder liegt. Da Wintergetreide früher aufwächst sind die Pflanzen zur Hauptbrutzeit der Feldlerchen im Juni höher und dichter als im Sommergetreide. Sowohl die höhere Dichte von Brutrevieren im Sommergetreide, als auch die Abnahme in der Anzahl von Brutrevieren im Verlauf des Sommers können vollkommen durch die wachstumsbedingten Unterschiede in der Struktur der Getreidefelder erklärt werden.

Feldlerchen bevorzugen als Neststandorte und zur Nahrungssuche spärlich bewachsene Flächen. Die Vögel haben im Wintergetreide Schwierigkeiten die Vegetation zu durchdringen, während Sommergetreide auch noch spät in der Brutsaison genügend Zwischenräume aufweist. Vielen Brutpaaren bleibt im Wintergetreide nur Zeit für einen einzigen Brutversuch, was letztendlich nicht ausreicht, um die Bestände stabil zu erhalten. Für Feldlerchen, die eine zweite Brut wagen, sind im Wintergetreide ab Ende Mai Traktorspuren oftmals die einzige Brutmöglichkeit. Entlang von Traktorspuren aber ist der Räuberdruck mehr als doppelt so hoch als in der Feldmitte. Weiterhin müssen die Vögel in den Traktorspuren Futter finden, wo geeignete Nahrung nachweislich seltener ist als in der Mitte des Feldes, oder in andere Lebensräume ausweichen. Neben einem höheren Energieaufwand ist damit auch ein größeres Risiko verbunden, von Beutegreifern erfasst zu werden. In Sommergetreide könnten Feldlerchen während einer Brutsaison doppelt so viele Jungen aufziehen als in Wintergetreide. Die geringere Anzahl von Brutversuchen wird mittlerweile als Schlüsselfaktor für den andauernden Bestandsrückgang der Art angesehen.


Der Feldversuch

Da der Großteil der westeuropäischen Feldlerchen in Getreidefeldern brütet, könnten Veränderungen in der Bewirtschaftung, die zu offenerer Vegetationsstruktur führen, eventuell Vorteile für diese Vogelart mit sich bringen. Das offensichtlichste Mittel zu diesem Zweck ist natürlich, die Landwirte zu überzeugen, wieder zum Anbau von Sommergetreide zurückzukehren. In einigen europäischen Ländern wird genau das heute auch schon versucht, beispielsweise durch Maßnahmen im Vertragsnaturschutz (Agrarumweltmaßnahmen). Trotzdem betrachten Landwirte in vielen Regionen Sommergetreide als zu risikoreich oder zu schwierig in den Gesamtarbeitsablauf eines Betriebes einzubauen. Eine weiträumig umsetzbare Möglichkeit zur Verbesserung der Lebensbedingungen für Feldlerchen liegt daher in der Veränderung der Feldstruktur im Wintergetreide, sodass einige der Vorteile von Sommergetreidefeldern übernommen werden können, der Ertragreichtum von Wintergetreide aber beibehalten wird. Besonders wichtig bei diesem Ansatz ist die Durchführbarkeit sowie die Akzeptanz bei den Landwirten, eine Vegetationsstruktur herzustellen und zu pflegen, die nicht automatisch das höhere Einkommen durch den Anbau von Wintergetreide schmälert. Um den negativen Bestandstrend einer so weitverbreiteten Art wie der Feldlerche umzukehren, müssen Naturschutzmaßnahmen großflächig und von zahlreichen Landwirten gleichzeitig umgesetzt werden. Geeignete Methoden sollten daher leicht durchführbar und möglichst Kosten neutral sein. Hierzu könnten Ausgleichszahlungen, beispielsweise im Rahmen des Vertragsnaturschutzes eingesetzt werden. In Großbritannien wurden nun die Effektivität und die Kosten solcher Maßnahmen durch ein Projekt mit dem Namen Sustainable Arable Farming For an Improved Environment (SAFFIE) in großangelegtem Maßstab getestet.


Feldlerchenfenster

Ein erster SAFFIE-Versuch wurde in den Sommern 2002 und 2003 durchgeführt. In beiden Jahren wurden jeweils zehn Flächen, über repräsentative Bodentypen verteilt, mit Wintergetreide bestellt. Alle Flächen beinhalteten Kontrollflächen sowie so genannte Feldlerchenfenster. Feldlerchenfenster (FF) sind unbestellte Flächen von etwa 4x4von denen zwei pro Hektar angelegt wurden, indem die Getreideaussaat kurz unterbrochen oder nach der Aussaat die entsprechende Fläche mit Pestiziden behandelt wurde. Im weiteren Jahresverlauf wurden Feldlerchenfenster mit Dünger und Pestiziden ebenso behandelt wie das restliche Feld. Auf Flächen, auf denen im Sommer Wildkräuter, insbesondere Acker-Fuchsschwanzgras (Alopecurus myosuroides) auftreten, kann ein weiteres Sprühen erforderlich sein, um ihr Wiederaufkommen in den darauffolgenden Jahren zu vermeiden. Um den Räuberdruck zu minimieren, lagen die Feldlerchenfenster abseits von Traktorspuren.

Ein Folgeversuch wurde in den Jahren 2004 bis 2006 auf 26 Flächen durchgeführt, um auch die Verbreitung und Bestandsentwicklung anderer Feldvogelarten in Wintergetreide zu untersuchen. Hierbei wurde auch die Möglichkeit von Randstreifen sowie die Kombination von Feldlerchenfenstern mit Randstreifen eingeführt.

In die Auswertung gingen die beobachtete Dichte territorialer Feldlerchen zu unterschiedlichen Jahreszeiten während der Brutsaison sowie die Anzahl von Brutversuchen ein. Durch gezielte Suche konnten insgesamt 129 Nester gefunden und der Bruterfolg ermittelt werden. Sichtbeobachtungen fütternder Altvögel lieferten Informationen zum Verhalten bei der Nahrungsaufnahme. Eine vollständige ökonomische Auswertung wurde von Landwirtschaftsexperten durchgeführt, darunter die der Herstellung und Unterhaltung von Feldlerchenfenstern und mögliche, damit verbundene Ertragseinbußen.


Die Ergebnisse

Dichte von Feldlerchenterritorien
Zu Beginn der Brutsaison (April bis Mai) war die Dichte von Feldlerchenterritorien gemessen je 10 Hektar auf Flächen mit FF ähnlich der Dichte auf Flächen ohne FF (konventionell bewirtschaftete Flächen). Später in der Brutsaison (Juni bis Juli) blieb die Dichte auf den Flächen mit FF hoch, wogegen der Wert auf konventionell bewirtschafteten Flächen deutlich abnahm. Die höchste Dichte wurde dabei spät im Jahr auf den Flächen mit FF erfasst (2,52 Territorien je 10 ha). Der Wert lag um 40 % höher als auf konventionellen Flächen zum selben Zeitpunkt.

Nesterdichte
Die Dichte von Nestern gemessen auf 10 Hektar Fläche war auf Flächen mit FF ebenfalls signifikant höher (1,01 Nester je 10 ha) als auf konventionell bewirtschafteten Flächen (0,47 Nester je 10 ha). Nur 17 % der Nester in Feldern mit FF befanden sich in einem Abstand von maximal 10 m zu den Fenstern. Im Gegensatz zu den Nestern auf konventionell bewirtschafteten Flächen lagen die Nester in Feldern mit FF jedoch signifikant näher an Traktorspuren.
Die Gelegegröße war signifikant höher in Flächen mit FF als in den Kontrollflächen ohne Fenster. Die durchschnittliche tägliche Mortalitätsrate war am höchsten bei Gelegen auf konventionell bewirtschafteten Flächen spät in der Brutsaison. Dies war allerdings nicht statistisch signifikant.

Anzahl von Jungvögeln
Die anfangs größeren Gelege in Flächen mit FF, verbunden mit der tendenziell höheren Überlebensrate der Nester, führte dazu, dass die Anzahl von Feldlerchenküken je Brutversuch hier höher war als in konventionell bewirtschafteten Flächen. Dies galt besonders für Nester zu einem späten Zeitpunkt in der Brutsaison. Über die gesamte Brutsaison wurden je Brutversuch in Flächen mit FF durchschnittlich 0,5 Junge mehr erbrütet als auf konventionell bewirtschafteten Flächen. Spät in der Brutsaison produzierten Nester in Flächen mit FF im Durchschnitt 1,5 Jungvögel mehr je Brutversuch.

Nahrungssuche
Der Anteil von Flügen der jungenfütternden Feldlerchen innerhalb der Felder, in denen die Nester lagen, ging in Feldern ohne FF im Vergleich früh zu spät in der Brutsaison signifikant zurück, während der entsprechende Anteil in Feldern mit FF gleich blieb. Trotz des geringen Flächenanteiles der FF an der Gesamtfläche des Feldes (0,5 %) wurden diese signifikant häufig von nahrungssuchenden Feldlerchen aufgesucht (mindestens 21 % der Nahrungsflüge).


Kombination von Feldlerchenfenstern und Randstreifen

Mit lediglich einer Ausnahmen war bei allen untersuchten Vogelarten und -gruppen die Dichte von nahrungssuchenden Vögeln und Territorien höher in Feldern mit einer Kombination von FF und Randstreifen als in Feldern ohne diese Strukturen (1,3-2,8 Mal höher). Unter den Arten, die besonders positiv auf die Anlage der Strukturen reagierten, waren solche, deren Nester im Getreide liegen (Feldlerche), aber auch Arten, die an Randstrukturen brüten (Finken). Eine Ausnahme stellte eine Gruppe von Arten dar, die weitgehend mit Gehölzen in Verbindung gebracht werden (beispielsweise Meisen), für die kein Unterschied in der Dichte zwischen konventionell bewirtschafteten und Feldern mit FF erwartet und beobachtet wurde.

Die Kombination von FF und Randstreifen resultierte in der höchsten Dichte von Feldlerchennestern, allerdings kam es hier zu hohen Nestverlusten durch Räuber. Dies führte zu einer insgesamt niedrigen Produktivität im Vergleich zu den Kontrollflächen. Im Jahr 2006 konnte anhand von Nestkameras an FF gezeigt werden, dass alle nachgewiesenen Räuberverluste durch verschiedene Säugetiere verursacht wurden und dass diese in oder um die Randstreifen am aktivsten waren. Die Nestprädation nahm in einem Abstand von über 50 m von den Randstreifen deutlich ab.


Struktur als Schlüssel zum Erfolg

Die Forschungsergebnisse bestätigen die hohe Bedeutung der Struktur von Getreidefeldern für die Eignung eines Feldes als Neststandort für Feldlerchen. Es zeigt sich, dass Maßnahmen, die dazu führen die Struktur von Wintergetreide aufzubrechen, in gewissem Umfang die Vorteile von Sommergetreide erzeugen, obwohl die ökonomischen Vorteile von Wintergetreide beibehalten werden. Durch FF wurden die zu Beginn der Brutsaison auf allen Flächen hohen Dichten an Feldlerchenterritorien und -nestern auch später in der Saison beibehalten, während die entsprechenden Werte auf Flächen ohne FF deutlich zurückgingen.

In früheren Forschungsprojekten konnte gezeigt werden, dass offene Stellen innerhalb von Getreide nicht unbedingt günstige Neststandorte sind. So gelten beispielsweise Traktorspuren als schlechte Neststandorte, da Beutegreifer diese Linien nutzen, um durch das dichte Getreide zu laufen. Wissenschaftler hofften, dass in FF, die isoliert von den Traktorspuren liegen, der Räuberdruck auf Feldlerchen geringer ist. Allerdings wurden FF nicht signifikant häufiger als Neststandorte ausgewählt, obwohl 17 % aller Feldlerchenbrutpaare in der Nähe von FF brüteten. Die FF wurden dabei oft als Landeplatz für Futter tragende Altvögel genutzt, bevor diese auf dem Boden bis zu 10u ihrem versteckt im Getreide gelegenen Nest liefen.


Zugang zur Nahrung durch Feldlerchenfenster

Trotz des begrenzten Erfolges als Neststandort hatte das Vorhandensein von FF einen starken positiven Einfluss auf die Vermehrungsrate der Feldlerchen, da hier im Durchschnitt 0,5 Junge pro Brutversuch mehr als in konventionell bearbeiteten Feldern großgezogen wurden. Früher im Jahr war kein großer Unterschied zu erkennen. In der wichtigen Zeit ab Juni war der Bruterfolg mit im Durchschnitt 1,5 Jungen mehr in Feldlerchenfensterfeldern jedoch deutlich. Die höhere Nestdichte zusammen mit dem größeren Bruterfolg ergaben 49% mehr Junge als in konventionell bearbeiteten Feldern. Die Ergebnisse der Untersuchungen zur Nahrungssuche deuten darauf hin, dass der Schlüssel zum Bruterfolg in der Verfügbarkeit von Nahrung liegt. Die hohe Anzahl der Futterflüge innerhalb der Nestumgebung in "späten" Feldlerchenfensterfeldern zeigt, dass die Vögel hier bessere Nahrungsmöglichkeiten vorfanden und nutzten. In konventionell bearbeiteten Feldern fiel die Anzahl der kurzen Nahrungsflüge dagegen um 40 % und die Vögel unternahmen weite Flüge außerhalb dieser Felder. Auswertungen der Pflanzen- und Wirbellosengemeinschaften in FF im Hinblick auf die Ernährung der Jungvögel ergaben keine großen Unterschiede zu deren Vorkommen in konventionell bearbeiteten Feldern, ebenso wenig waren die häufigsten Wirbellosen im Nahrungsspektrum der Jungvögel hauptsächlich in FF zu finden. Es scheint eher so zu sein, dass der bessere Zugang zu verfügbarer Nahrung der Grund für die erfolgreicheren Bruten ist. FF wurden bei der Nahrungssuche wesentlich häufiger genutzt als das umliegende Getreide. In der kurzen, weniger dichten Vegetation der FF finden die Altvögel leichter geeignete Beute und können diese auch leichter aufnehmen.

Auch im späteren Versuch, bei dem FF mit Randstreifen kombiniert wurden, zeigen die Ergebnisse einen positiven Effekt des Vorhandenseins von FF auf die Bestände der Feldlerchen. Andere Vogelarten profitierten dagegen von der Kombination von FF mit Randstreifen. Ein Effekt der Randstreifen auf Feldlerchen lag im höheren Druck durch Nesträuber. Um den Räuberdruck auf Feldlerchennester zu minimieren, sollen weitere Versuche angestellt werden. Sinnvoll wäre vielleicht die FF in der Feldmitte anzulegen und auf Randstreifen zu verzichten, obwohl dann auch der positive Effekt auf die Bestände anderer Feldvogelarten verloren ginge.

Feldlerchenfenster sind ein seltenes Beispiel für eine sorgfältig getestete, gezielte und praktische Naturschutzmaßnahme, die einer weitverbreiteten, aber in ihren Beständen abnehmenden Vogelart in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet helfen könnte. Kürzlich in der Schweiz angestellte Untersuchungen erbrachten ebenfalls positive Effekte. Eine so weitverbreitete Art wie die Feldlerche kann beispielsweise durch die Ausweisung von Naturschutzgebieten höchstens zu einem sehr kleinen Anteil des Gesamtbestandes geschützt werden. Nur durch die Entwicklung und Anwendung wissenschaftlich anerkannter Methoden wie die der Anlage von Feldlerchenfenstern - zusammen mit andauernder finanzieller Unterstützung durch Vertragsnaturschutz - kann die EU das Ziel, die Bestandssituation bei Feldvogelarten bis zum Jahr 2020 umzukehren, erreichen. Nach dem derzeitigen Stand wird empfohlen Feldlerchenfenster im Abstand von mindestens 50 m zu Feldrändern mit Gräsern oder Wildblumenstreifen anzulegen. Hierbei ist dringend zu beachten, dass Feldlerchenfenster als Lebensraum verbessernde Maßnahme in hohem, dichtem Wintergetreide gelten. In biologisch angebauten Getreiden oder Sommergetreiden sowie bei Wintergetreidefeldern mit genügend Brutmöglichkeiten später im Jahr in umliegender Fläche sollten Feldlerchen auch ohne ergänzende Maßnahmen gute Lebensbedingungen vorfinden können.


Dr. Tony Morris beschäftigt sich seit 1995 mit Feldvögeln, zunächst an der University Oxford und dann bei der britischen Royal Society for the Protection of Birds (RSPB). Als RSPBs Senior Conservation Scientist ist er unter anderem zuständig für die Forschung über die Auswirkungen von Feldlerchenfenstern im UK.


Das Projekt Sustainable Arable Farming for an Improved Environment (SAFFIE; LK0926) wurde von DEFRA, the Scottish Executive Environment and Rural Affairs Department (SEERAD) sowie Natural England (früher English Nature) über das Sustainable Arable LINK Programm gefördert. Aus den Reihen der Industrie wurde das Projekt vom British Potato Council, Agricultural Industries Confederation (AIC), Crop Protection Association, Home-Grown Cereals Authority (HGCA), Jonathan Tipples, Linking Environment And Farming (LEAF), Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), Sainsbury's Supermarkets Ltd, Syngenta, the National Trust and Wm Morrison Supermarkets plc. unterstützt. Allen Beteiligten sei herzlich gedankt!


Literatur zum Thema:
Ein ausführliches Literaturverzeichnis findet sich auf der Internetseite
www.falke-journal.de -> Download.


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Trotz gutem Beispiel wenig Resonanz

Es ist bekannt, dass die Anlage von Feldlerchenfenstern Vorteile auf der gesamten Fläche eines landwirtschaftliche Betriebes bringen kann. Seit der Einführung von Feldlerchenfenstern (FF) auf dem RSPB eigenen landwirtschaftlichen Gut in Cambridgeshire, UK, hat sich der Feldlerchenbestand dort nahezu verdreifacht. Außer der Anlage von FF waren keine weiteren Veränderungen im Bewirtschaftungsablauf oder in den Lebensräumen mit erwartungsgemäßem Einfluss auf die Bestandssituation der Feldlerchen beobachtet worden. Neben dem positiven Effekt auf Dichte und Reproduktivität der Feldlerchen und anderer Vogelarten zeigte sich, dass Feldlerchenfenster für Landwirte leicht und kostengünstig anzulegen sind.

Da die FF in dem Projekt lediglich 0,5 % der Feldflächen einnahmen, waren die Produktionsverluste gering. In Großbritannien werden FF im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen mit fünf Pfund Sterling (rund sechs Euro) je Fenster gefördert. Hierdurch ist die Anlage von FF trotz der derzeit hohen Getreidepreise profitabler, als auf der selben Fläche Getreide anzubauen.

Trotz aller Vorteile ist die Umsetzung der Maßnahme von Landwirten im Vereinigten Königreich bisher enttäuschend und für eine Erholung der Feldlerchenbestände nicht ausreichend. Modellrechnungen vermuten, dass zwischen 5 und 20 % (je nach Modellannahmen) des UK Feldlerchenbestandes auf das Vorhandensein von FF mit Bestandszunahme reagieren würden. Obwohl die Anlage von FF als die finanziell günstigste Naturschutzmaßnahme (Ausgleichszahlung/Fläche) gilt, wird sie auf nur etwa 1 % der landwirtschaftlichen Fläche umgesetzt - weit weniger als zur Umkehr des Bestandstrends bei Feldlerchen nötig ist!


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Jetzt auch in Deutschland: NABU und Bauernverband starten Projekt "1000 Äcker für die Feldlerche"

Nach der erfolgreichen Erprobung in Großbritannien wird die Idee der Feldlerchenfenster seit einigen Jahren zunehmend auch auf dem europäischen Festland aufgegriffen. In Bayern und Nordrhein-Westfalen wurden um das Jahr 2006 mehrere Pilotprojekte gestartet. Auf diesen Erfahrungen aufbauend wurde jetzt erstmals ein bundesweites Feldlerchenprojekt ins Leben gerufen. Der Naturschutzbund Deutschland NABU und der Deutsche Bauernverband (DBV) wollen mit dem gemeinsamen Projekt "1000 Äcker für die Feldlerche" einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft leisten und die Bestände der Feldlerche als Charaktervogel der offenen Kulturlandschaft fördern. Ziel des Projektes ist es, möglichst viele Landwirte für die Anlage von Feldlerchenfenstern zu gewinnen, um die symbolische Summe von 1000 "lerchenfreundlichen" Äckern zu erreichen. NABU und DBV versprechen sich von dem Kooperationsprojekt zudem eine neue Form der Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz abseits des Ordnungsrechts.

Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für einen Zeitraum von zwei Jahren gefördert. Die Anlage der Lerchenfenster beginnt bereits in diesen Tagen mit der Herbstaussaat 2009. Mit der Anlage von Feldlerchenfenstern können sich Landwirte freiwillig, unbürokratisch und schnell im kooperativen Naturschutz engagieren. Als Anerkennung für ihr Engagement erhalten teilnehmende Landwirte eine Hinweistafel zur Aufstellung am Ackerrand ("Vogelfreundlicher Acker"). Das Projekt soll vor Ort durch die jeweiligen Landesverbände des NABU sowie die Landesbauernverbände betreut werden. Außerdem sind regional weitere Partner in das Projekt eingebunden.

Feldlerchenfenster sollen auch in Kulturen erprobt werden, die bisher noch nicht im Fokus standen, wie z. B. Raps oder Mais. In der kommenden Brutzeit wird unter der Regie des Michael-Otto-Instituts im NABU eine wissenschaftliche Begleituntersuchung durchgeführt werden, um den Erfolg der Feldlerchenfenster in verschiedenen Kulturen zu bewerten.

Für Rückfragen:
Dominic Cimiotti, Projektkoordinator am Michael-Otto-Institut im NABU,
dominic.cimiotti@nabu.de, Tel. 04885/570
Steffen Pingen, DBV-Umweltreferent, s.pingen@bauernverband.de, Tel. 030/31904-0


Kooperation von LBV und Scheller-Mühle

2009 starteten die Getreidemühle Scheller, ihre landwirtschaftlichen Lieferanten aus der Region und der LBV Pfaffenhofen ein innovatives Naturschutzprojekt zum Schutz der Feldlerche. Die Kunstmühle Reisgang Josef Scheller GmbH verarbeitet täglich bis zu 500 Tonnen Getreide. Ein Großteil davon kommt von 200 Landwirten aus der direkten Umgebung der Mühle. Mit der Frühjahrsaussaat 2009 legten die 17 Mitglieder der Erzeugergemeinschaft erstmals ca. 100 Lerchenfenster auf ihren Äckern an. Mit der Herbstaussaat werden weitere Fenster folgen.

Im Rahmen umweltpädagogischer Führungen zu den Flächen erklärt der LBV Kindergruppen, Schulklassen und Anwohnern den Sinn dieser Flächen und weist auf die prekäre Situation der Feldvögel am Beispiel der Feldlerche hin. Der LBV verfolgt außerdem mit einem großflächigen Monitoring die naturschutzfachlichen Auswirkungen der Maßnahme und bewertet sie. Mit Feldschildern und auf der Produktkommunikation der Mehlzauber-Produkte wird für das gemeinsame Projekt geworben.

Für Rückfragen: Fraucke Lücke, LBV, Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein, E-Mail: f-luecke@lbv.de


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 8/2009
56. Jahrgang, August 2009, S. 310-315
mit freundlicher Genehmigung des AULA-Verlags
AULA-Verlag GmbH, Industriepark 3, 56291 Wiebelsheim
Tel.: 06766/903 141; Fax: 06766/903 320
E-Mail: falke@aula-verlag.de
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Erscheinungsweise: monatlich
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2009