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VÖGEL/684: Lebensraumzerstörung gefährdet Steinkauz in NRW (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 25. März 2011
Artenvielfalt/Vogelschutz

Lebensraumzerstörung gefährdet Steinkauz in NRW

NABU: Erhalt von Streuobstwiesen muss wieder im Naturschutzgesetz verankert werden
Fachtagung zum Schutz des Steinkauzes im Artenschutzzentrum Metelen


Düsseldorf - Anlässlich der heute im nordrhein-westfälischen Artenschutzzentrum Metelen startenden Fachtagung zu "Gefährdung und Schutz des Steinkauzes in Deutschland" fordert der NABU NRW die Landesregierung auf, ihrer überregionalen Verantwortung zum Schutz des Steinkauzes stärker als bisher gerecht zu werden. "Der wichtigste Lebensraum des Steinkauzes in Nordrhein-Westfalen, Streuobstwiesen mit alten höhlenreichen Obstbäumen in Ortsrandlage, muss endlich wieder konsequent geschützt werden", erklärt Siegfried Franke, NABU-Steinkauzexperte. So sei es dringend erforderlich, Streuobstwiesen wieder als geschützten Landschaftsbestandteil in das nordrhein-westfälische Landschaftsgesetz aufzunehmen.

Allein die letzte Novellierung des Landschaftsgesetzes und die darin beschlossene Rücknahme des Schutzstatus von Streuobstwiesen durch die alte CDU/FDP Landesregierung habe in den letzten 5 Jahren maßgeblich zur Zerstörung mehrerer 100 Steinkauzbiotope beigetragen. Zahlreiche Städte und Gemeinden hätten seitdem ohne Rücksicht auf Verluste auch noch die letzten wertvollen Streuobstwiesen als Baugebiet ausgewiesen, so Franke. Dabei sei dies nicht die einzige Gefahr, die den Steinkäuzen in NRW drohe. Verantwortlich für den Zusammenbruch der Steinkauzbestände in Deutschland sei zunehmend auch die Intensivierung der Landwirtschaft. So setze der rasante Rückgang der Milchviehwirtschaft und Weidetierhaltung sowie der intensive Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden und die damit einhergehende Nahrungsverknappung dem Steinkauz zu.

Zur Verschärfung der Situation habe in den letzten Jahren zudem der Bau von Biogasanlagen beigetragen. Eine Vielzahl von Streuobstwiesen mit Steinkauzbrutrevieren wurde abgeholzt und in Maisäcker umgewandelt oder Grünland wurde für den Maisanbau umgebrochen. Das für den Steinkauz lebensnotwendige Grünland in NRW ist so in den letzten 7 Jahren um 6 % zurückgegangen. "Das vor einiger Zeit von der Landesregierung beschlossene Umbruchverbot für Dauergrünland ist zwar ein erster Hoffnungsschimmer, aber als Schutzmaßnahme für den Steinkauz unzureichend", erklärt Franke. Hier seien sowohl die Landesregierung als auch die Bezirksregierungen, die Städte und Gemeinden sowie die Umweltbehörden gefordert. Zuverlässig helfen würde nur ein ganzes Maßnahmenpaket. Wichtigster Punkt sei dabei, jegliche Zerstörung weiterer Steinkauzbiotope verlässlich zu stoppen.

Als natürliche Faktoren für den Rückgang der Steinkauzpopulation spielen auch die vergangenen strengen Winter eine nicht unerhebliche Rolle. Angesichts der Liste an potenziellen Gefährdungen verwundert das aktuelle Ergebnis der jüngsten Bestandeserhebung nicht: Nordrhein-Westfalen beherbergt mit ca. 5450 Steinkauzpaaren zwar noch immer rund 70% des bundesdeutschen Steinkauz-Brutbestandes. Doch gegenüber der Bestandeszählung 2003 mit 5800 erfassten Steinkauzpaaren entspricht das einem Rückgang von 7 Prozent. Allein durch die Vielzahl ehrenamtlicher Schutzmaßnahmen ließe sich die Situation nicht dauerhaft ändern, so Franke.

Ausgerichtet wird die Tagung von der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW in Kooperation mit dem Landesamt für Natur- Umwelt- und Verbraucherschutz, der AG zum Schutz bedrohter Eulen, dem NABU NRW und der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 15, 25.03.2011
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2011