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VÖGEL/694: Erstes "schwalbenfreundliches Haus in Thüringen" - Tips für Nisthilfen (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Erfurt, 27. April 2011

Hier sind Schwalben willkommen!

NABU Thüringen verleiht erstmals Plakette für schwalbenfreundliches Haus in Thüringen


Um Schwalben zu helfen, zeichnet der NABU Thüringen seit diesem Jahr schwalbenfreundliche Häuser und Gemeinden mit der Plakette "Hier sind Schwalben willkommen!", aus. Die erste Plakette in Thüringen bekommt die Firma Holz-Braun in Döllstädt für ihr schwalbenfreundliches Firmengebäude mit rund 15 Schwalbennestern. Noch kennt sie jeder, die Flugkünstler, die das Ende des Winters verkünden. Jahrhunderte lang gehörten sie ganz selbstverständlich in jedes Dorf, auf jeden Bauernhof und auch in jede Stadt. Mehl- und Rauchschwalben gelten als Kulturfolger und haben sich an die vom Menschen beeinflusste Umgebung angepasst. Dennoch ist zu beobachten, dass Schwalbenbestände seit Jahren zurückgehen. "Früher waren Schwalben als Glücksboten noch an vielen Häusern und auf Bauernhöfen willkommen. Heute sind Mehlschwalbennester an Hausfassaden teilweise nicht mehr geduldet und auch viele Viehställe, in denen Rauchschwalben normalerweise brüten, wurden verschlossen. Mit unserem Projekt "Schwalben willkommen" möchten wir die Bürgerinnen und Bürger im Land für die Belange der Schwalben sensibilisieren," erklärt Kirsten Schellenberg, die Landesgeschäftsführerin des NABU Thüringen.

Intensive Landwirtschaft, fortschreitende Versiegelung der Landschaft, schwalbenunfreundliche Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden und Beseitigung von Nestern machen Schwalben das Leben schwer. Damit dies nicht so bleibt, hat der NABU Thüringen die Aktion "Schwalben willkommen!" ins Leben gerufen. Durch die Verleihung einer Plakette für schwalbenfreundliche Häuser und Gemeinden in Thüringen, will der NABU Menschen dafür danken, dass Sie sich für den Schwalbenschutz einsetzen. Die erste Plakette zur Aktion wurde der Firma Holz-Braun in Döllstädt für ihre vorbildlichen Schwalbenschutzmaßnahmen auf ihrem Firmengelände verliehen. Tino Sauer, Vorstandsmitglied des NABU Thüringen, und Kirsten Schellenberg überreichten am Donnerstag, den 28.04.2011, die Plakette in Döllstädt. "Wir danken der Firmenleitung, die sich für den Schutz der Schwalben einsetzt. Mit 15 Nestern, davon 3 Kunstnestern, ist dies ein Vorzeigeobjekt, dass seine Nachahmer sucht", freut sich Tino Sauer.

Ab jetzt können sich Schwalbenfreunde, die sich für den Schutz von Schwalben einsetzen, beim NABU Thüringen um die Plakette bewerben. Nähere Informationen und die Bewerbungsunterlagen finden sich auf der Internetseite des NABU Thüringen unter www.NABU-Thueringen.de oder erhalten Sie beim NABU Thüringen, Leutra 15, 07751 Jena, Tel.: 03641/605704, E-Mail: Lgs@NABU-Thueringen.de.



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Info Schwalben:

In Thüringen kommen Rauch- und Mehlschwalbe sowie die Uferschwalbe vor. In Dörfern und Städten siedeln jedoch nur Rauch- und Mehlschwalben. Früher fanden sie leicht geeignete Brutmöglichkeiten in Tierställen und verwinkelten Bauernhäusern. Diese sind jedoch leider weitgehend verloren gegangen oder wurden umgenutzt.

Die Mehlschwalbe

Wissenschaftlich wird die Mehlschwalbe Delichon urbicum genannt. Der Name ist eine Kombination aus griech. chelidon = Schwalbe und lat. urbicus = städtisch. Ihren deutschen Namen verdankt die Mehlschwalbe ihrer rein weißen Unterseite, als hätte sie sprichwörtlich im Mehl gesessen. Mehlschwalben sind die einzigen europäischen Singvögel mit weiß befiederten Beinen und Füßen. Der Schwanz ist schwach gegabelt und ihr Gefieder glänzt metallisch blauschwarz. Von anderen Schwalben unterscheidet sie sich sehr gut durch ihre leuchtend weiße hintere obere Rückenpartie, die man auch Bürzel nennt. Zu finden sind Mehlschwalbennester meist an Hausfassaden direkt unterhalb des Dachvorsprungs. Sie bestehen aus reinem Lehm und sind halbkugelförmig gebaut. Diese Schwalbenart zählt zu den Langstreckenziehern, die südlich der Sahara überwintern. Mehlschwalben legen eine jährliche Zugstrecke von bis zu 20.000 Kilometern zurück und überqueren das Mittelmeer und die Sahara im Non-Stop-Flug. Die tägliche Flugstrecke kann dabei 1.000 Kilometer oder mehr betragen.

Die Rauchschwalbe

Der wissenschaftliche Name der Rauchschwalbe Hirundo rustica kommt von lat. hirundo = Schwalbe und rusticus = bäuerlich. Der deutsche Name Rauchschwalbe rührt daher, dass sie früher gerne in Schornsteinen und Rauchfängen brütete. Die Rauchschwalbe unterscheidet sich von anderen Schwalben durch ihre sehr auffälligen langen Schwanzspieße. Das Gefieder ist metallisch schwarzblau glänzend, die Bauchseite weiß und das Gesicht hat eine rotbraune Maske. Ihre Nester befinden sich im Inneren von Gebäuden, wie zum Beispiel in Ställen, Schuppen oder Garagen. Die Nester sind oben offen und aus Lehm mit Pflanzenfasern gebaut. Rauchschwalben sind ebenfalls Langstreckenzieher, sie überwintern südlich der Sahara. Vor ihrem Flug dorthin sammeln sie sich an Massenschlafplätzen.

Die Uferschwalbe

Die wissenschaftliche Bezeichnung der Uferschwalbe lautet Riparia riparia. Diese leitet sich vom lateinischen Wort ripa = Ufer ab. Sie spielt, genauso wie der deutsche Name, auf den Lebensraum der Uferschwalben an. Die Uferschwalbe ist die kleinste einheimische Schwalbenart. Ihre Oberseite ist stumpf grau bis erdbraun gefärbt. Die Unterseite und der Hals sind weiß. Als Koloniebrüter gräbt sie bis zu ein Meter lange Brutröhren in sandige oder lehmige Steilufer. Wegen dieses besonderen Lebensraumes ist die Uferschwalbe nicht flächendeckend verbreitet. Sie zählt zu den Sprintern unter den Schwalben und kann bei der Jagd auf Nahrungsinsekten bis zu 50 km/h schnell fliegen. Uferschwalben überwintern in West-, Zentral- oder Ostafrika, häufig zusammen mit anderen Schwalben- und Seglerarten.

Schwalbenschutz:

Wer Nisthilfen, Kotbretter oder Lehmpfützen selber bauen möchte, findet hier nützliche Tipps:

Nisthilfe für Rauchschwalben

Für Rauchschwalben genügt schon ein einfaches Brettchen von etwa 12 x 12 cm Kantenlänge als Nisthilfe. Damit haben sie eine ausreichende Stütze für ihr nach oben offenes Lehmnest.

Nisthilfe für Mehlschwalben

Um den Nestbau an glatten Wänden zu erleichtern und ein Abbrechen des Nestes zu verhindern, können Sie für Mehlschwalben einfache Nistsimse bauen.

Hierfür benötigen Sie:
- zwei etwa 20 x 20 Zentimeter große Holzbretter
- fünf Nägel oder Schrauben (4 bis 6 Zentimeter lang)
- Blumendraht
- zwei Schrauben zum Verbinden der Bretter
- ca. 3 Esslöffel Sägespäne
- ca. 3 Esslöffel Innenspachtel
- 1 Löffelspitze zerstoßene Holzkohle
- ca. 10 Esslöffel Wasser

Zunächst werden neun Zentimeter von der Oberkante des einen Brettes auf einer Strecke von 11 Zentimeter die fünf Nägel eingeschlagen bzw. die fünf Schrauben eingedreht. Der Nagel in der Mitte soll weiter herausstehen als die benachbarten Nägel (stufenartig). Nun wickelt man um die Nägel oder Schrauben ein Gitter aus Blumendraht, etwa vier bis sechs Drahtreihen. Das Drahtgerüst dient als Stütze für die Spachtelmasse. Das zweite Brett kann jetzt gegen die Oberseite des ersten Brettes, also neun Zentimeter vom Drahtgerüst entfernt, geschraubt werden. Die Spachtelmasse rührt man am besten in einem Gummibecher an. Zunächst werden die Sägespäne mit dem Innenspachtel vermischt. Die Holzkohle wird dazu gegeben, damit das Ganze etwas gräulicher und somit natürlicher aussieht und von den Schwalben eher angenommen wird. Dann gibt man das Wasser dazu, aber vorsichtig! Die Masse soll feucht und gut formbar, aber auf keinen Fall nass sein, sonst hält sie nicht so gut am Drahtgerüst. Die fertige gut vermischte Masse nun um das Drahtgerüst formen, so dass eine Konsole für das Schwalbennest entsteht. Nach ein bis zwei Tagen Trocknungszeit kann die fertige Mehlschwalbennisthilfe am Haus unter einem Dachvorsprung - möglichst mit süd-oder südöstlicher Ausrichtung - angebracht werden.

Kotbrett

Auch der Verschmutzung durch den Kot der Schwalben kann man leicht entgegenwirken. Etwa 30 Zentimeter tiefe Bretter werden einfach 50 bis 60 Zentimeter unterhalb des Nestrandes angebracht. Wichtig ist, dass die Schwalben einen freien Anflug zu ihren Nestern behalten. Gelegentlich kommt es vor, dass ein Nest mit Kotbrett von den Schwalben nicht mehr angenommen wird. Daher empfiehlt es sich, das Kotbrett erst anzubringen, wenn die Jungen geschlüpft sind. Dies ist auch die Zeit, in der der meiste Dreck anfällt. Der aufgefangene Kot ist übrigens bestens als Blumendünger geeignet.

Lehmpfütze

Eine Lehmpfütze im Garten hilft den Schwalben beim Nestbau. Die Pfützen sollten vor allem zur Nestbauzeit im Mai und Juni immer feucht gehalten werden. Ist der Boden eher sandig, empfiehlt es sich, ein wenig lehmiges Material in die Pfütze zu legen.

Weitere Infos:
http://thueringen.nabu.de/projekte/schwalben


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Quelle:
Pressemitteilung, 27.04.2011
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2011