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VÖGEL/784: "Stunde der Wintervögel" - Spatz auch in Niedersachsen an der Spitze (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 27. Januar 2012 - Umwelt / Vögel

Ergebnisse der 'Stunde der Wintervögel' aus Niedersachsen

Spatz auch in Niedersachsen an der Spitze


Hannover - Trotz Regen und teilweise stürmischem Wetter beteiligten sich erneut zahlreiche Vogelfreunde bundesweit und auch in Niedersachsen an Deutschlands größter Vogelzählung. Nach der Auswertung von rund 40.000 Einsendungen bundesweit mit mehr als 1.6 Millionen Vogelbeobachtungen legten heute der Naturschutzbund NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern LBV die Ergebnisse ihrer Mitmachaktion 'Stunde der Wintervögel' vor. Die bundesweite Zählung zeigt im zweiten Jahr der Aktion interessante Unterschiede zum vergangenen Jahr. So verlor die Kohlmeise bundesweit ihren Spitzenplatz als häufigster Wintervogel unserer Städte und Dörfer an den Haussperling. Auf den Plätzen drei und vier folgen Blaumeise und Feldsperling.

Der Haussperling hat es mit einem deutlichen Abstand von 2.300 Exemplaren auch in Niedersachsen an die Spitze geschafft und damit die Kohlmeise (21.737 Exemplare) von Platz 1 verdrängt. Insgesamt beteiligten sich in Niedersachsen knapp 6.000 Vogelfreunde (2011: 12.792) an der 'Stunde der Wintervögel' und meldeten 164.293 Vögel aus über 4.000 Gärten. Das sind aus Sicht der NABU Niedersachsen durchaus gute Zahlen: "Wir haben aufgrund des schlechten Wetters mit Regen und Sturm schon sowohl mit weniger Teilnehmern als auch mit weniger gemeldeten Vögeln gerechnet. Und außerdem kommen in milden Wintern tendenziell weniger Vögel an die Futterstellen, solange sie in Wald und Feld noch genügend zu fressen finden", kommentierte der NABU Niedersachsen den Rückgang, der auch bei den beobachteten Kohl- und Blaumeisen zu beobachten war. Davon konnte offenbar der ortstreue Haussperling profitieren, der runds um Jahr die Nähe zu den Menschen sucht.

Haussperling mit sechs Exemplaren in den Gärten, gefolgt von Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling und Amsel lautet die Rangfolge der ersten fünf Plätze in Niedersachsen. Kohl-, Blaumeise und Amsel wurden fast aus jedem Garten gemeldet, Haus- und Feldsperling aus nahezu jedem Zweiten.

Deutlich abgenommen haben die Beobachtungen von Kohlmeise (minus 22 Prozent), Buchfink (- 46) und Rotkehlchen (- 29). Ohne Frost und geschlossene Schneedecke besteht für die Vögel kaum Bedarf, künstliche Futterangebote in Siedlungen in Anspruch zu nehmen - und genau dort wurden die Vögel im Vorjahr meist gezählt. "Die Zahlen bedeuten also nicht, dass die Bestände in großem Umfang zurückgegangen sind", erklärte der NABU. "Die gewohnten Vogelschwärme an Futterstellen sind zwar in diesem Jahr eher selten, die Vögel sind aber trotzdem da und einfach nur andernorts unterwegs, wo sie nicht so einfach gezählt werden konnten." Ob diese Rückgänge ursächlich nur auf den aktuellen milden Winter und eine geringe Präsenz am Futterhäuschen zurückzuführen seien, müssten weitere Beobachtungen wie im Mai zur 'Stunde der Gartenvögel' vom 11. bis 13. dann zeigen.

Zu den Besonderheiten des Winters zählen seit einiger Zeit auch Zugvögel, die unsere Breiten im Winter normalerweise verlassen, wie Star, Hausrotschwänze oder Mönchsgrasmücken. Trotz der milden Temperaturen setzte sich der Überwinterungstrend dieser Arten diesmal nicht fort - oder sie wussten sich besonders gut zu verstecken. "Die Meldungen der Vogelfreunde sind ausgesprochen hilfreich und zeigen wie wertvoll diese Form von 'Citizen Science' für die Forschung sein kann", betonte der NABU Niedersachsen.

Bestätigt hat sich das Fehlen der typischen Wintergäste aus dem Norden, wie Bergfinken oder Erlenzeisige", sagte ein Sprecher des NABU Niedersachsen. Die Erklärung dafür liege im bisher sehr milden Verlauf des Winters. Besonders auffallend sei jedoch, dass Amseln niedersachsen- und auch bundesweit um etwa ein Drittel weniger registriert wurden als noch vor einem Jahr. "Die stärksten Rückgänge gibt es im Dreiländereck zwischen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen und damit genau dort, wo im letzten Sommer eine Viruskrankheit zu einem Amselsterben geführt hatte. Die Abnahme der beobachteten Kohlmeisen und Amseln um rund ein Drittel in Niedersachsen kann mit der fehlenden Schneedecke erklärt werden, die vergangenes Jahr die Vögel an die Futterhäuser trieb", erläuterte der NABU die Zahlen.

Vogelzählungen im Rahmen von 'Citizen-Science'-Aktionen haben prominente Vorbilder. Bereits im Jahre 1900 rief der amerikanische Vogelkundler Frank Chapman erstmals zu einem 'Christmas Bird Count' auf. Die Aktion findet seither jährlich statt. Auch der britische NABU- Partner, die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), veranstaltet seit inzwischen mehr als 30 Jahren einen 'Big Garden Birdwatch'. Diese Langzeitstudien haben Vogelschützern bis heute eine Fülle wertvolle Informationen zum Schutz der Artenvielfalt geliefert. Vom 11. bis 13. Mai folgt die Schwesteraktion "Stunde der Gartenvögel", bei der die Brutvögel im Mittelpunkt der Mitmachaktion stehen.

Die niedersächsischen Meldungen, Beobachtungszahlen für die einzelnen Arten und landkreisgenau unter
http://niedersachsen.nabu.de/aktionen/sdw/ergebnis/


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Quelle:
Pressemitteilung, 27. Januar 2012
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
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Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Januar 2012