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KOHLEALARM/178: Klimakampf und Kohlefront - das Flehen der Inseln ... (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. August 2015

Pazifik: Inselstaat fordert Moratorium für neue Kohlebergwerke

von Thalif Deen


Bild: © Devra Berkowitz/UN Photo

Anote Tong, Präsident des pazifischen Inselstaates Kiribati
Bild: © Devra Berkowitz/UN Photo

New York (IPS) - Kiribati wird es vielleicht nicht mehr lange geben. Der kleine Inselstaat im Zentralpazifik könnte schon bald vom Meer verschluckt werden, wenn der Klimawandel und damit der Anstieg des Meeresspiegels nicht bald gestoppt wird. Präsident Anote Tong hat daher die Staats- und Regierungschefs aller Länder dazu aufgefordert, keine neuen Kohleminen und Tagebaue zuzulassen, um dem klimaschädlichsten aller Energieträger letztlich ein Ende zu bereiten.

Tong wandte sich in einem Brief an die 193 Staats- und Regierungschefs der UN-Mitgliedsländer, in dem er "ein globales und unmittelbares Moratorium für alle neuen Kohlebergwerke und Erkundungsprojekte" forderte. Für dieses Ziel sollen sich die Adressaten auf dem UN-Klimagipfel in Paris im Dezember dieses Jahres einsetzen.

"Es wäre ein richtiger Schritt auf dem Weg unserer gemeinsamen Anstrengungen gegen den Klimawandel", heißt es in dem Brief. "Der Bau jedes neuen Kohlebergwerkes untergräbt jede einzelne unserer Bemühungen hin zu einem neuen Klimaabkommen." Ein Moratorium für neue Kohlebergwerke hingegen würde ein in Paris getroffenes Abkommen zu einem historischen Ereignis machen.

Am 30. September will Präsident Tong vor der UN-Generalversammlung in New York sprechen und sein Anliegen wiederholen.


Greenpeace unterstützt das Anliegen Kiribatis

Unterstützt wird er darin von der Umweltorganisation Greenpeace. "Kohlekraftwerke produzieren fast 40 Prozent des weltweiten Stroms", erklärte Greenpeace-Klimaexpertin Leanne Minshull gegenüber IPS. Die Verbrennung von Kohle sei für ein Drittel aller globalen Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Doch die Umweltverschmutzung fängt schon viel früher an: beim Abbau der Kohle. Zunächst werden für Tagebaue häufig große Teile Wald abgeholzt. Dann werden beim Abbau Mineralien und Schwermetalle freigesetzt, die Böden und Gewässer verschmutzen, so Minshull.

"Die Auswirkungen des Abbaus von Kohle sind noch lange Jahre nach Stillegung der Tagebaue spürbar. Kohle wirkt sich schädlich auf die Gesundheit von Arbeitern und Anwohnern aus." Hinzu kommt, dass Kohleunternehmen für diese Schäden nicht zur Verantwortung gezogen, sondern die Kosten auf die Gesellschaft abgewälzt werden.

Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, muss der globale Temperaturanstieg gegenüber vorindustrieller Zeit auf höchstens zwei Grad begrenzt werden. "Dafür müssen die globalen Kohlendioxidemissionen ab dem kommenden Jahr schnellstens auf null sinken", erklärt Minshull. Die meiste Kohle wird in China, den USA, Indien, Australien und Südafrika abgebaut.

Auch von Greenpeace-Chef Kumi Naidoo erhielt der Präsident Kiribatis Rückendeckung. "Ich unterstütze Präsident Tong in seinem Aufruf an die Staats- und Regierungschefs anderer kleiner Inselstaaten, gemeinsam Klimagerechtigkeit einzufordern", sagte Naidoo in Kiribati, wo er sich Mitte August selbst ein Bild von der Gefahr des Klimawandels für den Inselstaat machte. "Ich habe jetzt mit eigenen Augen gesehen, was der steigende Meeresspiegel für die Menschen in Kiribati bedeutet. Das ist nicht nur ein wissenschaftliches Modell oder eine Zukunftsprojektion - das hier ist real. Es geschieht jetzt und es wird noch schlimmer werden."

"Es ist lange bekannt, dass sich die Kohlereserven sowieso dem Ende zuneigen. Jetzt noch die Reste zusammenzukratzen zeugt von Ignoranz und dem schieren Verleugnen der Gefahr für Millionen von Menschen, die die Verbrennung von Kohle birgt", fügte Naidoo hinzu.

Greenpeace zufolge müssen 80 Prozent der noch im Boden lagernden Kohlereserven dort bleiben, will man kleine Inselstaaten wie Kiribati vor ihrem Untergang bewahren. (Ende/IPS/jk/19.08.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/08/tiny-island-nation-pleads-for-global-moratorium-on-new-coal-mines/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. August 2015

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