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KOHLEALARM/459: Klimakampf und Kohlefront - wir werden kommen ... (Kohle erSetzen!)


Kohle erSetzen! - Pressemitteilung vom 4. August 2018

Klimaschützer umzingeln Kraftwerk Lippendorf

Sitzblockade fordert: Sofort raus aus der Kohle!


Am Samstag wurde das Kohlekraftwerk Lippendorf südlich von Leipzig durch Klimaschützer_innen blockiert. Die rund 350 Aktivist_innen der Aktionsgruppe "Kohle erSetzen!" versperrten mit zahlreichen Bannern die Zufahrten des Braunkohlekraftwerks. Dessen klimaschädlicher Betrieb wurde dabei kurz vor dem Schichtwechsel erheblich gestört. Die Blockierenden fordern die sofortige Einleitung eines konsequenten Kohleausstiegs.

Diese vielen hundert Menschen setzten sich mit ihren eigenen Körpern dem Unrecht der Klimakrise an einem seiner Entstehungsorte entgegen. "Wir dürfen nicht auf die klimapolitisch erstarrte Bundespolitik mit der Kohlekommission warten, denn diese bleibt hinter dem Nötigen meilenweit zurück", so Mira Jäger als Pressesprecherin der Aktion. "Das im Pariser Klimavertrag verbindlich verankerte 1,5-Grad-Ziel rückt weiter in die Ferne. Angesichts des Politikversagens mit dem vernichtenden Verfehlen der 2020er-Klimaziele Deutschlands müssen wir selbst aktiv werden und unsere Gesellschaft mit Zivilem Ungehorsam wachrütteln." Eine Energieversorgung mit 100% Erneuerbaren Energien sei machbar, lediglich der politische Wille für eine schnelle Umsetzung fehle völlig.

Trotz des schnellen Ausbaus der Erneuerbaren Energien wird noch heute etwa ein Viertel des Stroms in Deutschland aus Braunkohle und damit dem klimaschädlichsten Energieträger erzeugt. Gleichzeitig wurden in den letzten zehn Jahren laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk jährlich 21,5 Millionen Menschen durch Wetterextreme zumeist innerhalb ihres Landes vertrieben. Extremwetterereignisse sind mittlerweile etwa doppelt so häufig eine der Fluchtursachen wie Krieg und Gewalt. "Hitzesommer wie dieser werden durch den Klimawandel immer häufiger und stärker", ergänzt Pressesprecherin Mira Jäger. Statt sich in ewigen Absichtserklärungen zu verlieren, fordert die Aktionsgruppe daher, Klimagerechtigkeit endlich mit einer globalen Perspektive umzusetzen. Denn im Globalen Süden, wo die Menschen am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, finden auch die heftigsten Kämpfe gegen klimaschädliche Umweltausbeutung statt.

Im Braunkohlerevier des Leipziger Südraums werden für den Braunkohleabbau weiterhin hunderte Menschen umgesiedelt und Ortsgemeinschaften zerrissen. Im 700 Jahre alten Dorf Pödelwitz sind trotz seinem Schutz durch das Heuersdorfgesetz und fehlender Genehmigung der dort geplanten Tagebauerweiterung bereits 80% der Häuser von der MIBRAG aufgekauft worden. "Wir solidarisieren uns mit den widerständigen Bewohner_innen und fordern keine weiteren Umsiedlungen für Braunkohle - weder in Pödelwitz, noch anderswo", so Clara Tempel von der Aktionsgruppe.Ein Moratorium für den Neubau von Kraftwerken und die Erweiterung von Tagebauplänen wäre nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes schon vor Jahren nötig gewesen.

Im Rahmen des Klimacamps Leipziger Land fanden in den letzten Tagen zahlreiche Workshops und Podien zur sozial-ökologischen Transformation statt. Als eine der Säulen des Klimacamp-Konzepts erfolgte der Aktionszeitraum mit zwei Fahrraddemos, Kleingruppenaktionen und der Sitzblockade "Kohle erSetzen!". Bislang gab es keine Aktion des Zivilen Ungehorsams in einer solchen Größenordnung gegen den Kohleabbau bei Leipzig. Sie stellte einen Aufbruch für mehr widerständige Aktionen im Mitteldeutschen Revier dar. Die Aktion war dabei eingebettet in eine wachsende Klimagerechtigkeitsbewegung weltweit. In diesem Jahr finden acht Klimacamps und zahlreiche Aktionen des Zivilen Ungehorsams in Europa statt. Ende Oktober sind rund um die Rodungssaison in der Waldbesetzung des Hambacher Forst bei Köln auch wieder Aktionen des Bündnisses "Ende Gelände" angekündigt.


Hintergrund

Greenpeace (2017): Studie zu Klimawandel, Migration und Vertreibung (Englisch).
https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/20170524-greenpeace-studie-climate-change-migration-displacement-engl.pdf

UNHCR (UN-Flüchtlingshilfswerk): FAQ Climate Change and Disaster Displacement (Englisch).
http://www.unhcr.org/news/latest/2016/11/581f52dc4/frequently-asked-questions-climate-change-disaster-displacement.html

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Quelle:
Kohle erSetzen!
E-Mail: presse@kohle-ersetzen.de
Internet: www.kohle-ersetzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2018

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