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KOHLEALARM/553: Klimakampf und Kohlefront - inkonsequent ... (Netzwerk Ökosozialismus)


Netzwerk Ökosozialismus - Presseerklärung, 28. Januar 2019

Anlässlich der völlig unzulänglichen Empfehlung der sogenannten "Kohlekommission" tritt das Netzwerk Ökosozialismus dafür ein, mit massivem Druck von unten einen raschen Ausstieg aus der Kohleverstromung zu erreichen:

Ausstieg aus der Kohle: rasch und sozialverträglich


Zu den Empfehlungen der "Kohlekommission" erklärt das Netzwerk Ökosozialismus (www.oekosozialismus.net):

Das von der "Kohlekommission" empfohlene endgültige Ausstiegsdatum für die Kohleverstromung kommt aus klimapolitischer Sicht viel zu spät. Es fehlt zudem jede Verbindlichkeit für die Zwischenschritte. Die den Energiekonzernen zugesagten Entschädigungen sind nach vorliegenden Gutachten zum Großteil juristisch nicht nötig und muten angesichts des ökologischen Schadens zynisch an. Der Erhalt des Hambacher Forsts ist noch keineswegs gesichert, und nach wie vor sind fünf weitere Ortschaften im rheinischen Revier von der Vernichtung bedroht. Die Gelder für den Strukturwandel wurden an keinerlei Vorgaben geknüpft. Angesichts dieses Ergebnisses gilt es jetzt, den Druck von unten für ein klimapolitisch wirksames Ausstiegsszenario massiv zu verstärken:

"Aus der besonders schmutzigen Braunkohleverstromung kann man ohne Weiteres sofort aussteigen. Die Kapazitäten der bereits bestehenden Gaskraftwerke reichen völlig aus, um sowohl den Atomstrom als auch den Braunkohlestrom übergangsweise (!) zu ersetzen. Der Kohlendioxidausstoß für dieselbe Menge an erzeugtem Strom beträgt nur ein Drittel. Gaskraftwerke sind zudem aufgrund der größeren Flexibilität viel besser geeignet, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen zu ergänzen. Einzig und allein die Profitinteressen der Energiekonzerne, für die die Kohleverstromung deutlich mehr Rendite abwirft, stehen dieser dringend gebotenen Maßnahme bislang entgegen.

"Ein Ausstieg aus der Kohleverstromung insgesamt bis spätestens 2030 ist unter folgenden Voraussetzungen realistisch: 1. weiterer zügiger Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem der Offshore-Windenergieanlagen; 2. Förderung der Entwicklung und Verbesserung von Speichertechnologien (z. B. Windgas und Redox-Flow-Batterien); vor allem aber rasche Umsetzung von Einsparpotenzialen. Ohne eine absolute Verbrauchsreduktion wird die Energiewende nicht gelingen.

"Über die effizientere Nutzung von Energie in vielen Bereichen hinaus sehen wir ein großes Potenzial an Reduktion des absoluten Verbrauchs durch rasch umzusetzende ordnungspolitische Maßnahmen: Die energieintensive Kunststoffproduktion kann durch verpflichtende Einführung von Mehrwegsystemen in großen Stil effektiv eingedämmt werden. Dasselbe gilt für die Herstellung von Papier und Pappe. Produktdesignrichtlinien und Gewährleistungsfristen können für die Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Recyclingfähigkeit vieler Gebrauchsgüter sorgen, was mit einer erheblichen Energieeinsparung verbunden ist. Der Verzicht auf den weiteren Ausbau der fossilen Infrastruktur (Straßenbau, Ausbau von Flughäfen, usw.) kann den Energieverbauch erheblich reduzieren ...

"Der rasche Ausstieg aus der Kohleverstromung kann für die in den Kraftwerken und im Tagebau heute Beschäftigten mit vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand sozialverträglich gestaltet werden. Die bereits vorhandene Netz- und Umspannungsinfrastruktur an den heutigen Standorten legt es nahe, dort Gas-Kraft-Wärme-Koppelungskraftwerke oder Power-to-Gas-Anlagen anzusiedeln. Ebenso könnten die stillgelegten Tagebauflächen für die Ansiedlung von Fotovoltaik- und Windkraftanlagen bzw. Speichersystemen genutzt werden.

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Quelle:
Presseerklärung, 28.01.2019
Netzwerk Ökosozialismus
www.oekosozialismus.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2019

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