Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

AKTION/268: Protestaktion - Vattenfall will 1 Mio. t Holz aus den Tropen verbrennen (RdR)


Rettet den Regenwald e.V. - 7. Juni 2010

Vattenfall - Eine Million Tonnen Holz aus den Tropen in Berlin verbrennen?

Vattenfall und Berliner Senat wollen massenhaft Tropenholz aus Liberia verbrennen


Liebe Freundinnen und Freunde des Regenwaldes,

der Energiekonzern Vattenfall und die Senatsregierung von Berlin planen zur Energieversorgung der Hauptstadt massenhaft Tropenholz aus Westafrika zu verfeuern. Einen Vertrag zum Import von einer Million Tonnen Gummibaumholz aus Liberia hat Vattenfall bereits unterschrieben.

Neben dem Riesenkraftwerk am Standort Klingenberg in Berlin Lichtenberg (zwei Biomasse-Heizkraftwerke mit einer elektrischen Leistung von zweimal 20 Megawatt und einer Gesamt-Fernwärmeleistung von rund 150 Megawatt) soll auch eine weitere Anlage im Märkischen Viertel in Reinickendorf (mit thermischer Leistung von 18 Megawatt und einer elektrischen Leistung von fünf Megawatt) mit Holz betrieben werden. Und in den bestehenden Kraftwerken Reuter West und Moabit soll Holz als Beifeuerung dienen. Auf diese Marschroute haben sich der regierende Bürgermeister Wowereit und Umweltsenatorin Lompscher in einer Klimaschutzvereinbarung [1] zwischen dem Land Berlin und Vattenfall bis 2020 festgelegt.

Eine Million Tonnen Holz pro Jahr benötigt der schwedische Energiekonzern dafür nach eigenen Angaben. Da sich diese Holzmenge entgegen vorheriger Behauptungen nicht aus dem Umkreis Berlins beschaffen lässt, greift Vattenfall nach Afrika. Eine Million Tonnen Gummibaum-Holzschnitzel will Vattenfall dazu in den kommenden Jahren aus Liberia importieren. Die niederländische Firma Buchanan Renewable Energy (BRE) schlägt dazu in dem westafrikanischen Land Gummibäume ein und transportiert sie zur Verschiffung an die Küste.

Die in Liberia bestehenden Gummibaumplantagen sind als Folge zerstörten Regenwalds entstanden. Und damit Vattenfall und die Stadt Berlin ihre CO2-Bilanzen drastisch schönen können, nimmt der Druck auf die Regenwälder zu, haben die Menschen in Liberia weiterhin keinen elektrischen Strom und jetzt auch nicht mehr ausreichend Feuerholz, um damit zu kochen. So schätzt Silas Siakor, Direktor des Instituts für Nachhaltige Entwicklung in der Hauptstaft Monrovia, zusammengefaßt die Folgen von Vattenfalls Gummibaumdeal in Liberia ein.

Dass die Energieerzeugung aus Holz generell sehr problematisch ist und an enge Grenzen stößt, zeigt auch die Studie "Bioenergie aus Holz: die grüne Lüge" [2] der Internationalen Waldkoalition "Global Forest Coalition".

Lesen Sie hier, was Silas Siakor, Direktor des Instituts für Nachhaltige Entwicklung in der Hauptstaft Monrovia, uns bereits im April zum Gummibaumdeal von Vattenfall aus Liberia schrieb:

"Buchanan Renewable (BR, ein anderer Zweig der Firma) hat einen Vertrag mit der Regierung von Liberia zum Bau eines Elektrizitätskraftwerks mit Holzchipsfeuerung geschlossen. (...) Dies würde eine wesentliche Änderung der Prioritäten der Firma bedeuten: Die Versorgung des Vattenfall-Kraftwerks mit der Garantie von höheren Profitmargen, oder Liberia den Vorrang geben und damit das Risiko von geringerem Profit, weil viele Menschen in Liberia nicht die (Strom)Rechnung zahlen werden können.

BRE kauft alte Gummibäume und verwandelt sie in Holzschnitzel für den Export. Das hat bereits zu schwerwiegenden wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Menschen in den Städten des Landes geführt, die auf hauptsächlich aus Gummibaumholz produzierte Holzkohle angewiesen sind. Die Holzkohlepreise sind von 100 auf 200 $ gestiegen - d.h. um 100 Prozent, weil jetzt mehr Gummibaumholz an BRE verkauft wird, anstatt Holzkohle daraus zu machen. Die überwältigende Mehrheit von uns hängt für den häuslichen Energiebedarf von Holzkohle ab, weshalb dieser Preisanstieg sehr bedeutend ist. (...)

Die dritte Sorge ist der Preis des Projekts für Mensch und Umwelt. Da der Wert für Gummibaumholz steigt, werden mehr und mehr Menschen in die Wälder einfallen und sie durch Gummibaumplantagen ersetzen. In anderen Gegenden wird Farmland in Gummibaumplantagen umgewandelt, und die Bauern werden in die nahegelegenen Wälder drängen, die sonst stehen geblieben wären."

Bitte helfen Sie, die Berliner Senatsregierung unter Bürgermeister Wowereit und Vattenfall vom Holzweg abzubringen und nehmen Sie an unserer aktuellen Aktion teil: http://www.regenwald.org/protestaktion.php?id=590

Herzlichen Dank und Grüße

Ihr Klaus Schenck

Anmerkungen (DNR):
[1] http://www.berlin.de/sen/umwelt/klimaschutz/aktiv/vereinbarung/download/vattenfall-ks_senguv.pdf
[2] http://www.globalforestcoalition.org/img/userpics/File/briefing%20paper%20bioenergy_final_1.pdf


*


Quelle:
Rettet den Regenwald e. V., 07.06.2010
Friedhofsweg 28, 22337 Hamburg
Tel.: 040 4103804
E-Mail: info@regenwald.org
Internet: http://www.regenwald.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juni 2010