Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

BODEN/093: EU will Verhandlungen über europäische Bodenschutzrichtlinie wieder aufnehmen (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 09.03.2009

Neue Hoffnung für den europäischen Bodenschutz?


Angaben von ENDS Europe daily zufolge, wollen die EU-Mitgliedstaaten die festgefahrenen Verhandlungen zu einer europäischen Bodenschutzrichtlinie wieder aufnehmen. Größter Streitpunkt bleibt nach wie vor der Umgang mit kontaminierten Böden. Die EU-Kommission hatte 2006 einen Vorschlag für eine Bodenschutzrichtlinie vorgelegt, der jedoch seit Dezember 2007 von fünf Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, blockiert wird. Die tschechische Ratspräsidentschaft will nun das Thema wieder auf die Agenda setzen. Gleichzeitig warnte ein Sprecher des tschechischen Umweltministeriums, dass Erwartungen auf eine Einigung bis zum Sommer zu hoch gesteckt sein könnten.

Ein Anfang März veröffentlichter Bericht der EU-Kommission beschreibt die Bedeutung der Böden für den Klimaschutz durch die Bindung von Kohlenstoff. Die in den Böden gebundene Kohlenstoffmenge ist laut Studie etwa zweimal so groß wie in der Atmosphäre und dreimal groß wie in der Vegetation. In Europa enthalten die Böden demnach rund 75 Mrd. Tonnen Kohlenstoff - fast die Hälfte davon ist in den Torfmooren Skandinaviens, Großbritanniens und Irlands gespeichert. Der Schutz der Torfböden ist somit besonders wichtig. Eine falsche Bodenbewirtschaftung hat Folgen für den Klimawandel. Entweicht nur 0,1% CO2 aus europäischen Böden in die Atmosphäre, entspricht dies der CO2-Emission von zusätzlich 100 Mio. Autos.

Grünland und Wälder binden bis zu 100 Mio. Tonnen jährlich und sind damit Kohlenstoffsenken; Ackerland setzt als Nettoemittent zwischen 10 und 40 Mio. Tonnen Kohlenstoff pro Jahr frei. Der Bericht prognostiziert, dass mit dem Anstieg der Weltbevölkerung noch mehr Grün- und Forstflächen in Kulturflächen umgewandelt werden. Böden, die derzeit noch als Kohlenstoffsenken dienen, werden dann zu Nettoemittenten werden.

Die Studie zeigt zudem Möglichkeiten der Minimierung der CO2-Freisetzung in der Landwirtschaft durch die Auswahl von Anbaupflanzen, dem Erosionsschutz durch ständigen Pflanzbewuchs, optimierte Pflugtechniken und geringerem Maschineneinsatz. So lassen sich jährlich zwischen 50 und 100 Mio. Tonnen Kohlenstoff in europäischen Böden binden. Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit, die Datenlage und Überwachung der europäischen Böden zu verbessern und sie bei künftigen Klimaschutzabkommen stärker einzubeziehen. [bv]


Quellen:
ENDS Europe daily, 05.03.2009
PM der EU-Kommission:
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/09/353&type=
HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en
Studie: http://ec.europa.eu/environment/soil/review_en.htm

Index: EU-Kommission, Boden, Klima


*


Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 08/09, 12.03.2009
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 09.03.2009
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2009