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BODEN/179: Wie geht es eigentlich dem Waldboden? (Unser Wald)


Unser Wald - Herbst 2016
Magazin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Natur verstehen
Wie geht es eigentlich dem Waldboden?

Von Sabine Krömer-Butz


Mehr als 20 Jahre nach dem "Waldsterben" gibt es endlich eine zweite Bodenzustandserhebung, aus der man erkennen kann, wie es um den Boden steht. Unser Wald sprach mit Dr. Nicole Wellbrock vom Johann Heinrich von Thünen Institut, die die Projektleitung zur Boden- und Waldzustandserhebung innehat. Der fast 700 Seiten umfassende Bericht kann auf der Webseite des Thünen-Instituts eingesehen werden.


Wie beurteilen Sie den aktuellen Zustand der Waldböden?

Der Zustand der Waldböden hat sich seit der ersten Bodenzustandserhebung von 1987 bis 1992 insgesamt verbessert. Dabei sind große Unterschiede festzustellen, der Bodenzustand ist heterogener geworden.

Vor mehr als 20 Jahren hatten die hohen Einträge an sauer wirkenden Stoffen aus der Luft eine flächendeckende Bodenversauerung verursacht. Außerdem führte die Verwendung bleihaltigen Benzins zu einer Anreicherung von Blei in der Auflage der Böden. Die Bäume waren mangelhaft mit Magnesium ernährt, dies betraf insbesondere die Fichte. In dieser Zeit lagen auch die Nadelverluste bei den Nadelbäumen Fichte und Kiefer über jenen der Laubbäume Eiche und Buche.

Dieses Bild finden wir heute nicht mehr. Der Säuregehalt der Böden hat im Durchschnitt abgenommen und die Basensättigung im Oberboden ist bundesweit angestiegen. Im Unterboden ab 60 cm ist diese Erholung weniger ausgeprägt. Es gibt allerdings auch Regionen, in denen keine Erholung zu finden ist und die weiterhin säurebelastet sind. Nach über zwei Jahrzehnten sind die Bleikonzentrationen in der Humusauflage zurückgegangen. Das Blei wurde in den Mineralboden verlagert und dort fester gebunden. Positiv zu bewerten sind hohe Festlegungsraten von Kohlenstoff in den Waldböden. Stickstoff kommt auf vielen Waldstandorten allerdings weiterhin im Überfluss vor, die Überversorgung belastet weiterhin Wälder und Böden.


Welche Faktoren haben sich seit der letzten Aufnahme verbessert?

Durch die Luftreinhaltemaßnahmen haben sich die Einträge an Schwefel aus der Luft deutlich verringert, während die Einträge an Stickstoff annähernd gleich hoch geblieben sind. Blei im Benzin wurde verboten. Viele Wälder wurden gekalkt und ein Waldumbau von Nadelwäldern zu Laub- und Mischwäldern fand statt. Dies hat zu einer geringeren Säurebelastung und erhöhten Basensättigung geführt. Die hohe Festlegung von Kohlenstoff in Böden und Waldbeständen hat die Atmosphäre vom Treibhausgas Kohlendioxid entlastet und damit zum Klimaschutz beigetragen.


Durch was wird der Waldboden aktuell am meisten bedroht?

Die anhaltenden Stickstoffeinträge übersteigen die Aufnahmefähigkeit der Wälder an vielen Standorten. Dies kann zu Nährstoffungleichgewichten führen und es besteht die Gefahr unerwünschter Nitratausträge mit dem Sickerwasser ins Grundwasser. Der Klimawandel mit Extremereignissen wie Hitzewellen und Trockenheit wird sich zunehmend auf das Wachstum und die Vitalität auswirken. Damit dürfte sich auch die Kohlenstoffspeicherkapazität von Wäldern und Böden ändern. Sichere Aussagen hierzu können aber aus der Bodenzustandserhebung noch nicht abgeleitet werden.


Wo sehen Sie als Wissenschaftlerin die größten Möglichkeiten für einen gesünderen Waldboden?

Die Minderung der Stickstoffeinträge aus der Luft kann Wälder und Böden entlasten. Unterstützend kann eine standortsgerechte Kalkung sein. Daneben hilft die Fortsetzung des Waldumbaus, wobei die angemessene Beimischung von produktiven Nadelbäumen in Mischwäldern sich positiv auf das Wachstum und die Kohlenstofffestlegung auswirkt.


Sabine Krömer-Butz ist Chefredakteurin von Unser Wald

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Quelle:
Unser Wald - Magazin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
Ausgabe: Herbst 2016, Seite 36
Herausgeber:
Verlagsgesellschaft Unser Wald mbH
Dechenstraße 8, 53115 Bonn
Telefon: 0228 / 945 98 30
E-Mail: unser-wald@sdw.de
Internet: www.sdw.de
Im Auftrag der Schutzgemeinschaft
Deutscher Wald - Bundesverband e.V.
 
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Bezugspreis: Jahresabonnement 17,50 Euro
einschl. Versandkosten und 7% MwSt.
Einzelheft: Preis 4,50 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2016

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