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ENERGIE/146: Vorüberlegungen für ein anfängliches Arbeitsprogramm von IRENA (Solarzeitalter)


Solarzeitalter 1/2009
Politik, Kultur und Ökonomie Erneuerbarer Energien

Work in progress

Vorüberlegungen für ein anfängliches Arbeitsprogramm von IRENA


Das anfängliche Arbeitsprogramm dient dazu, dem zukünftigen Generaldirektor oder der zukünftigen Generaldirektorin in den ersten Monaten strukturierte Anregungen beim Aufbau der operativen Strukturen und bei der Durchführung von ersten Aktivitäten zu geben. Damit keine wertvolle Zeit verloren geht und IRENA rasch starten kann, haben die beteiligten Staaten bereits in 2008 den ersten Entwurf eines Arbeitsprogrammes erstellt. Dieser wurde auf zwei Vorbereitungskonferenzen diskutiert.

Bis zur nächsten Versammlung der Unterzeichnerstaaten Ende Juni 2009 in Ägypten werden die Staaten IRENAs Arbeitsprogramm für 2009 so weit wie nötig konkretisieren und einen groben Rahmenentwurf vorlegen. Sobald die Generaldirektorin oder der Generaldirektor im Amt ist, wird das Sekretariat von IRENA unter ihrer oder seiner Federführung einen Entwurf für 2010 ausarbeiten.

Die beteiligten Staaten haben sich bisher auf drei Aufgaben geeinigt. Davon getrennt führt die aktuelle Version des Arbeitsprogrammes sieben erste Aktivitäten auf. Bei der Formulierung dieser ersten Aufgaben und Aktivitäten haben sich die Staaten an den in den Statuten festgeschriebenen Zielen der Agentur orientiert.

Diese Liste kann sich noch in Teilen ändern; für das Frühjahr ist ein Treffen aller Unterzeichnerstaaten in Österreich geplant, auf dem das Arbeitsprogramm weiter konkretisiert werden soll. Die aktuelle Version bildet also nur den Zwischenstand der Diskussion unter den beteiligten Staaten ab.


Drei Schwerpunktaufgaben

Das Arbeitsprogramm nennt drei Schlüsselaufgaben, die dazu dienen, die Fachkompetenz der Agentur auszubilden und ihre Arbeitsressourcen und ihre operative Infrastruktur aufzubauen.

1. Entwicklung einer umfassenden Informationsbasis - IRENA wird die zentrale Anlaufstelle im Bereich Erneuerbarer Energien weltweit sein. Daher wird die Agentur im Austausch mit Experten und durch eigene Recherche Informationen sammeln, bewerten, systematisieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Gerade am Anfang ist es wichtig, einen Überblick über bestehendes Wissen und laufende Aktivitäten zu erhalten. Die Agentur wird damit ein Berichtssystem über den Stand der Technik, ihrer Anwendungen und ihre Ökonomie mit einer umfassenden Datenbank anbieten.

2. Etablierung von Netzwerken und Kooperationen im Bereich Erneuerbare Energien International fördern verschiedene Organisationen, Institutionen und Netzwerke die Produktion und Nutzung von Erneuerbaren Energien. Diese Organisationen arbeiten auf unterschiedliche Art und Weise, auf verschiedenen Ebenen (lokal, regional, global) und mit unterschiedlichen Herangehensweisen. IRENA wird mit diesen Organisationen eine Zusammenarbeit aufbauen, um Synergieeffekte zu fördern und unnötige Dopplungen in der Arbeit zu vermeiden. Es ist bereits damit begonnen worden, wichtige Organisationen, die auch im Bereich Erneuerbarer Energien arbeiten, zu konsultieren. Diese Kontaktaufnahme soll so bald wie möglich ausgeweitet und intensiviert werden. Potenzielle Kooperationsmöglichkeiten sollen identifiziert werden.

Darüber hinaus wird IRENA Experten aus Wissenschaft und Industrie konsultieren, um deren Fachwissen in die eigene Arbeit einfließen zu lassen.

3. Information und Öffentlichkeitsarbeit - IRENA wird eine internetbasierte Kommunikationsplattform einrichten um ihre Zielgruppen mit maßgeschneiderter Information zu versorgen. Gleichzeitig wird die Agentur den internationalen Dialog zu Erneuerbaren Energien verstärken, der auf Regierungsebene mit der Bonner reneweables 2004 Konferenz begonnen hat und die Ergebnisse ihrer Arbeit regelmäßig publizieren.

Besonderes Augenmerk soll dabei auf eine Publikationsreihe gelegt werden, die aktuelle Entwicklungen im Bereich der Erneuerbaren Energien präsentiert und Potenzialanalysen für verschiedene Länder und Regionen veröffentlicht.


Sieben erste Aktivitäten

1. Beratung von Regierungen bei der Förderung von Erneuerbaren Energien

Viele Regierungen benötigen Unterstützung, um den Strukturwandel hin zur breiten Nutzung Erneuerbarer Energien zu bewältigen. Oft mangelt es an einem umfassenden Überblick über das Potenzial Erneuerbarer Energien in ihrem Land und die ihnen zu deren Nutzung offen stehenden Optionen. Eine Schlüsselaufgabe von IRENA wird daher sein, bei der Wahl der zur Verfügung stehenden Energiequellen, Technologien, Systemkonfigurationen, regulatorischer Rahmenbedingungen und finanzieller Fördermöglichkeiten zu beraten.

Zu Beginn sollte IRENA zusammen mit einer Gruppe von Mitgliedstaaten zu diesen Fragen arbeiten. Diese Gruppe sollte aus Staaten bestehen, in denen Produktion und Nutzung von Erneuerbaren Energien bereits weiter entwickelt ist und solchen, die hier noch am Anfang stehen. Es sollten Industrie- und Entwicklungsländer darunter sein, so dass ein breites Spektrum von Energiesystemen abgedeckt wird. Auf diese Weise wird IRENA eigene Konsultationsansätze sowie erfolgreiche Methoden und Politiken entwickeln.

2. Integration von Erneuerbaren Energien in urbane Lebensräume

Die Integration von Erneuerbaren Energien in bestehende städtische Lebensräume erfordert neue Planungsgrundsätze und innovative Strukturen der Entscheidungsfindung. IRENA soll hier auf Erfahrungen aufbauen, die bereits in verschiedenen Städten rund um den Globus gemacht worden sind. Die Agentur wird versuchen, diese Erfahrungen vergleichbar, zugänglich und übertragbar zu machen. Der Fokus liegt auf einzelnen Projekten, auf Kompetenzaufbau und der Entwicklung von passender Gesetzgebung für die lokale Ebene

3. Stärkung von strategischer Kooperation in ländlichen Räumen

Die Förderung von Erneuerbaren Energien unterstützt die Entwicklung in ländlichen Räumen. Fehlende Infrastruktur in Entwicklungsländern stellt ein Hindernis bei der Energieversorgung dar dezentrale Systeme sind daher vielfach eine Lösung. Mit dieser Aktivität zielt IRENA daher darauf ab, in enger Zusammenarbeit mit Entwicklungshilfeorganisationen, Experten und anderen Interessengruppen integrierte Konzepte zur Nutzung Erneuerbarer Energien in ländlichen Räumen zu entwerfen. Ziel ist es, einen Werkzeugkasten mit technischen, organisatorischen, kulturellen und politischen Innovationen für ländliche Elektrifizierung und Wärmeversorgung zu entwickeln.

4. Identifizierung von Ausbildungsbedarf und -möglichkeiten im Bereich Erneuerbare Energien

Der Mangel an ausgebildeten Experten ist ein einschränkender Faktor beim Ausbau Erneuerbarer Energien. Dezentralisierte und konventionelle Energiesysteme benötigen viele unterschiedliche Fachkräfte. Die Verbreitung Erneuerbarer Energien ist davon abhängig. Das Ausbildungsangebot sollte eine breite Palette an Qualifikationen und Bildungsinstitutionen auf allen Ebenen umfassen, verschiede Partner sollten hier kooperieren. IRENA kann den internationalen Austausch von Erfahrungen, die Entwicklung einer Methodologie- und Wissenssammlung und von unterschiedlichen Herangehensweisen unterstützen.

5. Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Energien in existierenden Energiesystemen

Um den Anteil von Erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieversorgung zu erhöhen, müssen neue Design- und Managementmethoden für Energiesysteme und -netze entwickelt werden. Erneuerbare Energien haben Systemvoraussetzungen, die sich von denen der konventionellen Energien grundlegend unterscheiden. Besonders im Falle von schwankenden Verfügbarkeiten werden Speicherung und Energieeinsparung in der Zukunft an Bedeutung gewinnen; die Forschung in diesem Bereich sollte ausgeweitet werden.

IRENA wird sowohl lokale als auch regionale Energieversorgungssysteme untersuchen, zu Energieeffizienz arbeiten und Konzepte zur Versorgung mit Thermalenergie entwickeln. Das Wärme- und Kältepotenzial der Erneuerbaren Energien ist ein Gebiet dem mehr Beachtung gewidmet werden muss.

Die Agentur sollte zu Beginn eine Serie von Referenzreporten erstellen, die die gegenwärtige Situation beschreiben, best practice Beispiele präsentieren und - wo nützlich - standardisierte Herangehensweisen und Normen vorschlagen. Mit der Unterstützung von nationalen Institutionen und Experten könnte IRENA Berichte zu spezifischen Fragen erarbeiten, wie zum Beispiel zu: Management des Elektrizitätsnetzes, Management von Elektrizität auf der Nachfrage-Seite, Gas-Netzwerke, Fernwärme und lokale Wärmenetze.

6. Förderung von Technologietransfer

Enorme Anstrengungen sind erforderlich um Technologietransfer und Investitionen in Erneuerbare Energien in Entwicklungsländern zu erleichtern. IRENA wird zur Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen beitragen, Finanzierungsstrategien entwickeln und die Anwendung von Finanzierungsmechanismen für den Transfer von Erneuerbare-Energien-Technologien unterstützen. In der Startphase sollte IRENA eine Konferenz organisieren, auf der mögliche Finanzierungsmechanismen und Strategien zur Förderung des Technologietransfers diskutiert werden. Damit kann IRENA einen wertvollen Beitrag zur anhaltenden Diskussion über Finanzierung und Technologietransfer für die Zeit nach 2012 leisten

Darüber hinaus wird IRENA TechnologietransferProjekte in verschiedenen Ländern bewerten. Dafür sollte die Agentur eine angemessene Methodologie entwickeln, die auch kulturelle und sozioökonomische Aspekte in Betracht zieht.

7. Profilierung von Erneuerbaren Energien in der Energie- und Klimadebatte

IRENA sollte ihre Expertise in der Energie- und Klimadebatte bei Energiefragen einbringen und dafür Konzepte und Informationsmaterial entwikkeln. Die Agentur sollte Publikationen veröffentlichen, die aufzeigen, wie Erneuerbare Energien zur Reduktion von Emissionen, zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Energiesicherheit beitragen können. Der Schwerpunkt sollte hier auf der Entwicklung von Szenarien zum Ausbau Erneuerbarer Energien liegen. Darüber hinaus sollte die Agentur auf einschlägigen internationalen Konferenzen präsent sein.


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Quelle:
Solarzeitalter 1/2009, 21. Jahrgang. S. 16-17
Politik, Kultur und Ökonomie Erneuerbarer Energien
Redaktion: EUROSOLAR e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2009