Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) - 01.07.2019
Umweltschonende Bekämpfung verbreiteter Krankheiten bei Fischen und Amphibien
Lebewesen im Meer und im Süßwasser weltweit sind von Pilz- und pilzartigen Krankheiten bedroht. Diese Krankheitserreger sind vor allem in der Aquakultur gefürchtet. Sie stellen aber auch eine Bedrohung für die Biodiversität von Amphibien dar. Es gibt nur wenige zugelassene chemische Mittel zur Bekämpfung, mit oft unerwünschten Nebenwirkungen. Forschende vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) schlagen nun alternative biologische Konzepte zur umweltschonenden Bekämpfung von Pilzkrankheiten vor.
Einige Pilz- und pilzartige Krankheiten erzeugen kleine infektiöse Stadien - Zoosporen -, die im Wasser schwimmen, um nach neuen Wirten zu suchen. Sie können Fische, Amphibien und Algen, die für den menschlichen Verzehr gezüchtet werden, befallen. "Der Schaden, der durch diese Krankheiten verursacht wird, ist beträchtlich. Nur wenige Chemikalien sind für die Prophylaxe zugelassen, aber teuer, umweltschädlich und oft langfristig wirkungslos - was die richtige Anwendung gerade im Artenschutz sehr schwierig macht", beschreibt Dr. Thijs Frenken, Hauptautor der Studie, das Problem.
80 Millionen Tonnen der weltweiten Fischproduktion stammen aus der Aquakultur, Tendenz steigend. Krankheiten sind die Hauptursache für wirtschaftliche Verluste in der Fischzucht. Mindestens zehn Prozent aller geschlüpften Lachse in der Aquakultur erkranken an Zoosporen. Allein in schottischen Lachsfarmen führen beispielsweise Infektionen mit dieser Pilzkrankheit zu Produktionsausfällen von mindestens 6,5 Millionen US-Dollar pro Jahr. Effiziente und nachhaltige Methoden zur Bekämpfung von Fischkrankheiten sind daher für den zukünftigen Erfolg der Aquakultur von größter Bedeutung. "Wir müssen zu den Grundlagen zurückkehren und unser ökologisches Verständnis dieser Organismen anwenden, um die Ausbreitung von Infektionen zu begrenzen", spezifiziert Dr. Thijs Frenken.
Die Forschenden schlagen 7 biologische Konzepte für den Schutz von Wasserorganismen vor Zoosporenerkrankungen vor, die umweltfreundlicher und nachhaltiger als chemische Methoden sind:
"Die sich ständig ändernden Umweltbedingungen haben einen großen Einfluss auf die Interaktion zwischen Parasiten und Wirten. Diese Dynamik muss auch in die Planung von Schutz- und Therapiekonzepten einbezogen werden. Wir hoffen, dass unsere Arbeit die Weiterentwicklung alternativer biologischer Bekämpfungsstrategien anregen wird. Es sind noch viel mehr Arbeiten erforderlich, bevor wir diese Methoden sicher in natürlichen Lebensräumen umsetzen können, ohne unvorhergesehene Risiken einzugehen", betont die IGB-Forscherin und Studienleiterin Prof. Dr. Justyna Wolinska.
Lesen Sie den Artikel online in der Fachzeitschrift Trends in
Parasitology
https://authors.elsevier.com/a/1ZI255Eb1x1MkT
(freier Zugang bis 15. August 2019)
Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
(IGB):
Die Arbeiten des Leibniz-IGB verbinden Grundlagen- mit
Vorsorgeforschung
als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB
untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen
unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler
Stressoren.
Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von
Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden
Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und
sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die
Biodiversität aquatischer Lebensräume. https://www.igb-berlin.de
Originalpublikation:
Thijs Frenken, Ramsy Agha, Dirk S. Schmeller, Pieter van West, Justyna
Wolinska (2019). Biological Concepts for the Control of Aquatic
Zoosporic Diseases. Trends in Parasitology,
doi:10.1016/j.pt.2019.04.003
Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news718421
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1985
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) - 01.07.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2019
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