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FORSCHUNG/802: Hochgebirgsworkshop zur Hydro-Klimatologie von Gebirgsräumen (Uni Augsburg)


Pressemitteilung der Universität Augsburg vom 7. März 2012 / geo-oekologie

Hochgebirgsworkshop zur Hydro-Klimatologie von Gebirgsräumen

Auf 2650 Metern Höhe über N. N. diskutierten auf Einladung von Augsburger Geographen auf der UFS Schneefernerhaus Wissenschaftler aus ganz Deutschland Probleme an der Schnittstelle von Hydrologie und Klimatologie in Hochgebirgsräumen.


Augsburg/KFW/KPP - Die Umweltforschungsstation (UFS) Schneefernerhaus war am 1. und 2. März Tagungsort eines Workshops, den dort das Institut für Geographie der Universität Augsburg unter Leitung von Prof. Dr. Karl-Friedrich Wetzel gemeinsam mit den Arbeitskreisen Hydrologie und Klima der Deutschen Gesellschaft für Geographie veranstaltete. Im thematischen Mittelpunkt stand der Überschneidungsbereich von Hydrologie und Klimatologie speziell in Gebirgs- bzw. Hochgebirgsräumen.

Das Spektrum der Vortragsthemen reichte von Fragen des Downscalings großskaliger atmosphärischer Prozesse über die prozessbasierte Modellierung von Schneedeckenveränderungen in alpinen Räumen, Stofftransporte im Gebirgsökosystem und klimatologische Fragen in Hochgebirgsräumen bis hin zu speziellen methodischen Problemen der Datenerfassung und Prozessmodellierung. Neben den Augsburger Geographen waren Wissenschaftler der Universitäten Bochum, Bonn, Halle, Marburg und Würzburg sowie der LMU München beteiligt. Außerdem präsentierten Wissenschaftler vom Helmholtzzentrum München, vom UFZ Halle, vom KIT IMK-IFU Institut in Garmisch-Partenkirchen und vom Wassercluster Lunz in Österreich Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten.

Überproportionaler Beitrag zur Wasserversorgung der Vorländer

Global gesehen tragen Hochgebirgsräume überproportional zur Wasserversorgung der angrenzenden Vorländer bei. Dies liegt einerseits an den zumeist hohen Niederschlägen, die die Hochgebirge erhalten, andererseits jedoch an der temporären Speicherung der Niederschläge in Form von Schnee und Eis. Niederschläge, die im Winterhalbjahr oder während der Regenzeit als Schnee fallen, werden durch Schmelzprozesse im Sommer oder den Trockenperioden mit höherer Sonneneinstrahlung wieder freigesetzt und können für die Wasserversorgung genutzt werden. Von den hohen Niederschlägen und der Speicherwirkung der Gebirge profitieren nicht nur Gebiete in Indien, China oder Südamerika, sondern auch die Anrainer der Alpen. Die Bewässerung der Po-Ebene wird beispielsweise größtenteils durch Abflüsse aus den Alpen sichergestellt, und der Rhein erhält etwa 50 Prozent seines Abflusses aus dem Alpenraum, der nur rund 23 Prozent seines Einzugsgebietes umfasst.

Folgen des Klimawandels in Hochgebirgen besonders deutlich

Darüber hinaus werden die Hochgebirge der Erde und insbesondere die Alpen als diejenigen Regionen angesehen, in denen die Folgen des Klimawandels besonders stark ausgeprägt sind. Auswirkungen sind hier vor allem bei den Gletschern und den Schneedecken und damit in der Höhe und dem zeitlichen Verlauf von Abflüssen zu erwarten.

Erhebliche Forschungsdefizite trotz großer hydrologischer Bedeutung

Trotz dieser großen hydrologischen Bedeutung bestehen auf vielen Gebieten der Hochgebirgshydrologie erhebliche Forschungsdefizite. Dies betrifft sowohl den Niederschlag im Gebirge als auch den Abfluss und seine Vorhersage sowie die Phasenübergänge Verdunstung und Kondensation. Ursache für diese Kenntnisdefizite sind die oft schlechte Zugänglichkeit der Gebirge, die starke dreidimensionale raum-zeitliche Differenzierung der betrachteten Parameter und der erschwerte Messaufwand aufgrund von rauen Umweltbedingungen vor allem in großen Höhen. Gerade die Prozesse im Überschneidungsbereich von Hydrologie und Klimatologie stellen hier eine große mess- und modelltechnische Herausforderung dar.

Ideale Forschungsbedingungen auf der UFS Schneefernerhaus

Die Umweltforschungsstation UFS Schneefernerhaus als Zentrum für Höhen-, Klima- und Umweltforschung in Bayern, an der die Universität Augsburg mit ihrem Institut für Geographie und ihrem Wissenschaftszentrum Umwelt beteiligt ist, bietet nahezu ideale Voraussetzungen für hydrologische und klimatologische Forschungen. Neben der hervorragenden Infrastruktur ist es auch das Zugspitzgebiet mit dem Partnach-Ursprung und der Partnach als alleinigem Vorfluter, das aufgrund seiner hydrogeologischen Struktur als ideales Versuchsgebiet für vielfältige hydrologische Untersuchungen dienen kann. Der Workshop auf der UFS hatte neben dem wissenschaftlichen Austausch deshalb auch den Zweck, zukünftige Forschungsaktivitäten zu diskutieren und Strategien für längerfristige Aktivitäten im Bereich der Hydro-Klimatologie der Hochgebirge zu entwickeln.


Weitere Informationen:

zum Workshop (Tagungsprogramm und Kurzfassungen der Vorträge):
http://www.geo.uni-augsburg.de/de/lehrstuehle/phygeo/UFS-Downloads/UFS_HydroKlima_03-2012_Programm_und_Abstracts.pdf

zur UFS Schneefernerhaus:
http://www.geo.uni-augsburg.de/lehrstuehle/phygeo/forschung/UFS/
http://www.schneefernerhaus.de


Ansprechpartner:
Prof. Dr. Karl-Friedrich Wetzel
Institut für Geographie
Universität Augsburg
86135 Augsburg
Telefon 0821/598-2277
karl-friedrich.wetzel[at]geo.uni-augsburg.de

Sie finden diese Pressemitteilung auch unter
http://www.presse.uni-augsburg.de/unipressedienst/2012/pm2012_046.shtml


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Quelle:
Pressemitteilung, 7. März 2012
Universität Augsburg
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
www.presse.uni-augsburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. März 2012