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GARTEN/219: Nützlinge im Garten - Wanzen, kleine Helfer für Gärtner (aid)


aid-Newsletter Nr. 27 vom 4. Juli 2012

Vieles hat zwei Seiten - Nützlinge erkennen und fördern

Folge 1 - Wanzen



(aid) - Mit dem Sommer kommt Leben in die Natur. Hobbygärtner erfreuen sich am wachsenden Grün, an der Blütenpracht und leckeren Früchten - mit ihnen aber auch zahlreiche Insekten und Kleintiere. Viele von diesen so genannten "Schädlingen" treten in Konkurrenz zum Menschen. Je mehr sich der Garten jedoch einem intakten Ökosystem annähert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich zu den Schädlingen auch deren natürliche Gegenspieler einfinden. Hobbygärtner und an Natur interessierte Menschen können diese "Nützlinge" gezielt fördern - vorausgesetzt, sie werden als solche erkannt.

Der aid infodienst informiert in den nächsten Wochen im Newsletter in lockerer Reihenfolge über alles, was im Garten krabbelt, kriecht und fliegt. Den Anfang machen die Wanzen.


Räuber durch und durch - Wanzen

Kleine Helfer für Gärtner

(aid) - Das kennt fast jeder Pflanzenliebhaber: Blumen, Gemüse oder Salat kümmern auf einmal vor sich hin und wachsen nicht mehr wie gewünscht. Bei näherem Hinsehen stellt man fest, dass sie von sogenannten Schädlingen befallen sind. Spinnmilben, Blattläusen oder Zikaden kann man aber auch ohne den Einsatz von Insektiziden den Garaus machen. Sie stehen zum Beispiel auf dem Speiseplan von räuberischen Wanzen und deren Larven. Ihr Kennzeichen: Saugrüssel, ihr Markenzeichen: großer Appetit auf andere Insekten. Mit Hilfe des kräftigen Rüssels werden die Opfer erdolcht und ausgesaugt. Manche Arten besitzen Stinkdrüsen, die bei Gefahr den typischen Wanzengeruch verbreiten oder als Kontaktgift andere Insekten schädigen oder töten können.

Zu den räuberisch lebenden Arten gehören die Blumenwanzen Anthocoris nemorum, Orius minutus und Orius majusculus, die Sichelwanzen Nabis rugosus und Nabis ferus sowie die Weichwanze Psallus ambiguus. Die Blumenwanze Anthocoris nemorum ist fast schwarz mit hell-bräunlicher Flügelzeichnung. Sie ist nur rund 4 mm klein, aber bereits die kleinsten Larven überwältigen größere Beutetiere wie Blattläuse, Blattsauger und Raupen problemlos. Mit drei Generationen pro Jahr kann sie sich an Schädlingspopulationen anpassen und diese unter Kontrolle bringen. Noch winziger sind die beiden grau-braunen Orius-Arten Orius minutus und Orius majusculus. Auf dem Speiseplan der etwa 2,5 mm kleinen Räuber stehen bevorzugt Thripse und Spinnmilben, am liebsten auf niedriger Vegetation wie Kräuter- und Gemüsearten. Im Gemüsebau unter Glas werden sie daher gerne zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt.

Die beiden Sichelwanzen-Arten Nabis rugosus und Nabis ferus jagen mit ihrem kräftigen sichelförmigen Stechrüssel nahezu alle Insektenarten, die nicht schnell genug davonfliegen oder -laufen können. Sobald sie sie haben, stechen sie an und verzehren sie - auch Ruhestadien wie Eier und Puppen sowie eigene Artgenossen. Besonders gerne jagen die etwa 8 mm großen Räuber in dicht belaubten Kräuter- und Gemüsekulturen in Bodennähe.

Während sich der überwiegende Teil der Weichwanzen-Arten von Pflanzensäften ernährt, hat es Psallus ambiguus auf Blattläuse und andere Blattsauger abgesehen. Die nur rund 5 mm kleine Wanze ist dunkel- bis hellbraun mit einem rötlichen Fleck auf dem hinteren Drittel der Flügel. Die Körperdecken sind nur schwach verhärtet, daher der Name "Weichwanze". Das bevorzugte Jagdgebiet sind Jungtriebe von Bäumen - vor allem Obstgehölze - Sträuchern oder Stauden.

Wer die kleinen Helfer fördern möchte, hat mehrere Möglichkeiten. Blumenwanzen können sich in beutearmen Phasen auch von Pollen ernähren, daher ist ein reichhaltiges Angebot an Blütenpflanzen optimal. Die beiden Orius-Arten werden auch von Nützlingsanbietern verkauft, hier kann man sich zum Beispiel beim Verein der Nützlingsanbieter Deutschlands e. V. erkundigen. Sichelwanzen bietet man mit wintergrünen Stauden einen hervorragenden Überwinterungsplatz, Weichwanzen mögen Rindenspalten oder Jungtriebe von Bäumen, Sträuchern oder Stauden. Dort überwintern sie als Ei.

Heike Stommel, www.aid.de

Weitere Informationen:
aid-Broschüre "Nützlinge im Garten", Bestell-Nr. 61-1536, Preis 7,00 Euro, www.aid-medienshop.de
www.nuetzlingsanbieter.de

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Quelle:
aid-Newsletter 27/12 vom 4.7.2012
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Heilsbachstraße 16, 53123 Bonn
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E-Mail: aid@aid.de
Internet: www.aid.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2012