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GARTEN/300: Kiezgärten in Berlin (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 187 - August/September 2015
Die Berliner Umweltzeitung

Kiezgärten in Berlin

Mietergarten ROSI (Mitte) und Kiezgarten Schliemannstraße (Prenzlauer Berg)

von Jochen Mühlbauer


Die GRÜNE LIGA Berlin sucht bis zum 30. September im Rahmen des Wettbewerbs "Urbane Paradiese - unsere grünen Stadträume" die schönsten Kiezgärten Berlins. Der Mietergarten ROSI in Berlin-Mitte und der Kiezgarten Schliemannstraße (Prenzlauer Berg) zeigen beispielhaft wie urbanes Gärtnern in der Praxis funktionieren kann.

Mietergarten ROSI

In Berlin-Mitte ist die Sanierung des "Rosenthaler Quartiers" an der Ecke Rosenthaler Straße/Gipsstraße mit 90 Wohnungen abgeschlossen. Der grüne Innenhof wird seit März nach und nach zur grünen Stadtoase. 15 Familien bauten auf einer ungenutzten Freifläche 16 Hochbeete, in denen jetzt Salat, Tomaten, Kräuter, Erdbeeren und vieles mehr wachsen. Im Projekt Mietergarten ROSI arbeitet die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) unter anderem auch mit der GRÜNEN LIGA Berlin zusammen. Der Umweltverband pflanzte dort am 20. März zum Start des Wettbewerbs "Urbane Paradiese" den ersten Baum (siehe DER RABE RALF April/Mai 2015).

Gemeinsam gärtnern, sich kennenlernen sowie Nachbarschaft leben - das möchte die WBM fördern und unterstützt die ROSI-Gärtner_innen. Das kommunale Wohnungsunternehmen bezahlt das Wasser zum Gießen, Material für die Hochbeete, Muttererde und Gartengeräte. Viele Informationen und Tipps erhielten die Hofgärtner_innen auch in zwei Seminaren der GRÜNEN LIGA.

Leider gibt es in so großen Wohnanlagen auch immer wieder Mieter_innen, die sich von aktiven Hausgemeinschaften gestört fühlen. Deshalb wurden vor dem neuen Garten vier Bäume gepflanzt. Als Sichtschutz, wie ein Hofgärtner sagt.

Langfristig möchte sich die WBM aus dem Projekt zurückziehen und gibt die pflegerische Verantwortung in die Hände der Mieter_innen. So kann sich der Mietergarten ROSI nach den Anforderungen und Bedürfnissen aller Beteiligten kontinuierlich weiterentwickeln. Bei positiver Entwicklung soll dieser Garten in Berlin-Mitte einen Modellcharakter für die Entwicklung weiterer Gemeinschaftsgärten in anderen Wohnobjekten der WBM haben.

Kiezgarten Schliemannstraße

Vor 15 Jahren entstand im Helmholtzkiez (Schliemannstraße 8, Prenzlauer Berg) als Ergebnis des Jugendwettbewerbs "Ideen für den Kiez" der 300 Quadratmeter große "Kiezgarten Schliemannstraße". Der Bezirk Pankow stellte eine Fläche mit Wasseranschluss und ausgetauschtem Boden zur Verfügung. 2003 wurde dann zum ersten Mal ausgesät und gepflanzt.

Betreiber dieses urbanen Gartens ist ein soziales Nachbarschaftsprojekt von zwölf Leuten, also kein Verein. Der Kiezgarten Schliemannstraße versteht sich zum Teil politisch als Teil der urbanacker-Bewegung (zum Beispiel Allmende-Kontor auf dem Tempelhofer Feld).

Heute wachsen in diesem Garten Beerensträucher, Kräuter, Obstbäume, Stauden sowie Gemüse und Blumen. Etwa 80 Prozent sind Nutzpflanzen. Es gibt keine durch Zäune abgegrenzten Parzellen, allen gehört alles - auch die Ernte. Streit gab es bisher noch nicht, so Kerstin Stelmacher, von Anfang an dabei und Ansprechpartnerin für die Anwohner_innen. Diskutiert wird lediglich über den Anbau alter Sorten, Fruchtfolgen, ökologisches Saatgut und Biodiversität. Ein Dutzend Erwachsene fühlen sich für Gießen und Unkrautzupfen verantwortlich. Mitmachen kann jeder. Die Hobbygärtner_innen kommen aus verschiedenen Ländern, der älteste von ihnen ist mittlerweile 70 Jahre alt.

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Quelle:
DER RABE RALF
26. Jahrgang, Nr. 187, Seite 9
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47/-0, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2015

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