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GEFAHR/010: Pestizid-"Zeitbombe" in der Ukraine gefährdet 7 Millionen Menschen (IHPA)


International HCH [1] and Pesticides Association (IHPA) - 23. September 2009

Internationale HCH- und Pestizid-Vereinigung fordert EU zum sofortigen Handeln auf

IHPA: Chemische "Zeitbombe" in der Ukraine bringt sieben Millionen Menschen in Gefahr


BRNO - 23. September. Die Gesundheit von mindestens sieben Millionen Bewohnern Moldawiens und der Ukraine ist durch einen Lagerbestand alter Pestizide ernsthaft in Gefahr. Das berichtet die "International HCH and Pesticides Association" (IHPA) [Internationale HCH- und Pestizid-Vereinigung]. Um diese "größte chemische Zeitbombe Europas" zu entschärfen, muß die EU dieser Organisation zufolge so schnell wie möglich in Aktion treten. Das wurde zum Abschluß des 10. HCH- und Pestizid-Forums der IHPA in der Tschechischen Republik gefordert.

Auf dem Kongreß wurde bekannt, daß in der früheren Fabrik von Kalush im Westen der Ukraine ein Bestand von nicht weniger als 10.000 Tonnen überflüssigem Hexachlorobenzol (HCB) lagert. Insbesondere die Tatsache, daß die Lagerung den Fluß Dniester entlang stattfindet, macht die Situation extrem gefährlich: Eine einzige Überflutung würde dazu führen, daß die hohen Konzentrationen des Giftes den natürlichen Lebensraum von etwa 7 Millionen Menschen in der Westukraine und in Moldawien verunreinigen.

Insgesamt sind Einwohner Europas, Zentralasiens und der früheren Sowjetunion im zweistelligen Millionenbereich durch Pestizide bedroht. Allein in der Ukraine befinden sich 4.500 Lagerstätten mit über 30.000 Tonnen alter Pestizide, ein Erbe der Sowjetzeit. Die Substanzen sind seit 2001 verboten. In der Regel hält die Verpackung nur fünf bis zehn Jahre. Geschieht in diesem Zeitraum nichts, können die Substanzen ganz einfach in den Boden oder ins Wasser gelangen.

Besonders die ländliche Bevölkerung ist gefährdet, berichtet die IHPA. Die WHO schätzt, daß im Jahr 2050 jeder zweite Mensch infolge der Kontaminierung von Lebensmitteln, Wasser und Umwelt an Krebs sterben wird. Einen Großteil davon werden Pestizide verursachen. Darüber hinaus drohen bedeutende finanzielle Einbußen. Der vergleichsweise kleine Nitrofen-Skandal (2002) hat allein in der früheren DDR 500 Millionen Euro gekostet.

Die IHPA schätzt, daß die Stabilisierung oder Vernichtung aller heutigen Lagerbestände an überflüssigen Pestiziden 1 Milliarde Euro kosten wird. In ihrer Abschlußerklärung appelliert die IHPA an die Europäische Kommission, in enger Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedstaaten, den Nicht-EU-Ländern der europäischen Nachbarschaftspolitik und den betroffenen Ländern Zentralasiens schnellstens einen konkreten Aktionsplan aufzustellen.

Weitere Informationen
John Vijgen
Direktor der IHPA
Tel.: +4545410321
E-Mail: john.vijgen@ihpa.info


Über IHPA (www.ihpa.info [1])

Die "International HCH and Pesticides Association" (IHPA) ist ein unabhängiges und nicht-politisches Netzwerk engagierter Einzelpersonen, die internationale Aufmerksamkeit auf die weltweiten Probleme durch Produktion und Einsatz von HCH und anderen überholten Pestiziden und die Gefahr, die sie für die Gesundheit der Menschen und für die Umwelt darstellen, lenken wollen. Die IHPA hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich mit ganzer Kraft und jeglichem Knowhow dafür einzusetzen, aktiv zur Lösung von Problemen, die durch die Produktion und den Einsatz von HCH und anderen veralteten Pestiziden in den zentraleuropäischen und den EECCA-Ländern (Osteuropa, Kaukasus und Zentralasien) [3] entstanden sind, beizutragen.

[1] HCH: Hexachlorcyclohexan (auch Benzolhexachlorid), findet u.a. Verwendung in Isektiziden
[2] http://globalmessaging1.prnewswire.com/clickthrough/servlet/
    clickthrough?msg_id=6395148&adr_order=735&url=aHR0cDovL3d3dy5paHBhLmluZm8%3D
[3] EECCA: Eastern Europe, Caucasus and Central Asia

Übersetzung aus dem Englischen:
Redaktion Schattenblick


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Quelle:
Pressemitteilung, 23.09.2009
International HCH and Pesticides Association
Elmevej 14, DK-2840 Holte, Dänemark#
Internet: www.ihpa.info/

übersetzt vom und veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Oktober 2009