IPPNW - 11. Juni 2014
Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.
Scheinbare Sicherheit, nur auf dem Papier
Die neuen Katastrophenschutzempfehlungen
Die Ärzteorganisation IPPNW kritisiert die von der Strahlenschutzkommission (SSK) vorgelegten neuen Katastrophenschutzrichtlinien, die bei der heute beginnenden Innenministerkonferenz in Bonn beschlossen werden sollen. "Die Ausweitung der Evakuierungszone innerhalb von 24 Std. von 10 auf 20 Kilometer greift aus strahlen-medizinischer Sicht viel zu kurz", so die ehemalige Vorsitzende der IPPNW, Dr. med. Angelika Claußen. Für die Ärzteorgansation sind die Empfehlungen nichts als ein Papiertiger.
Erschreckend für die IPPNW ist ebenfalls, dass die Freisetzung von radioaktiven Partikeln bei einem Super-GAU laut SSK schon nach 50 Std. beendet sein soll. Das ist eine Empfehlung wider besseres Wissen, so der IPPNW-Arzt Reinhold Thiel. Tschernobyl wurde erst nach 11 Tagen unter Kontrolle gebracht, Fukushima erst nach 25 Tagen. In Japan wurden nach Fukushima Gebiete mit einer Belastung von 20 mSv pro Jahr als unbewohnbar erklärt. Selbst diesen Grenzwert sehen viele Strahlenschützer noch als zu gefährlich an. Inzwischen wird auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkannt, dass es keinen Schwellenwert gibt, unterhalb dessen Strahlung medizinisch unbedenklich wäre.
Die von der Strahlenschutzkommission empfohlene Ausweitung der Bevorratung von Jodtabletten für Kinder, Jugendliche und Schwangere in einem 100-Kilometer-Umkreis auf das gesamte Bundesgebiet ist laut IPPNW zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Aber: nach Auffassung der Ärzteorganisation sollte sie auch für alle Erwachsenen erfolgen. Zudem seien die Jodtabletten nicht zentral zu lagern, sondern nach österreichischem Vorbild jedem Haushalt vorab zur Verfügung zu stellen. "Die hochdosierten Jodtabletten sollten nämlich schon eingenommen werden, bevor die radioaktive Belastung die Menschen erreicht. Nur dann schützen sie vor Schilddrüsenkrebs ", so IPPNW- Vorstandsmitglied Dr. Dörte Siedentopf. "Für Strahlenkrankheiten nach einem Super-GAU gibt es keine allumfassende Strahlenschutztablette".
Der einzig wirksame Schutz ist das umgehende Abschalten und die Stilllegung aller Atomkraftwerke sowie die schon begonnene Energiewende.
Die IPPNW ist eine berufsbezogene, friedenspolitische Organisation, die 1981 von einer Gruppe von Ärzten aus den USA und Russland gegründet wurde. Ihre Überzeugung: Als Arzt hat man eine besondere Verpfl ichtung zu sozialer Verantwortung. Daraus entstand eine weltweite Bewegung, die 1984 den UNESCO-Friedenspreis und 1985 den Friedensnobelpreis erhielt. Heute setzen sich Mediziner und Medizinerinnen der IPPNW in über 60 Ländern auf allen fünf Kontinenten für eine friedliche, atomtechnologiefreie und menschenwürdige Welt ein.
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Quelle:
Presseinformation der IPPNW - vom 11.06.2014
Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung
des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2014