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LÄRM/099: Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinie - Lärm bleibt ein Problem (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 09. Juni 2011 / Emissionen

Lärm bleibt ein Problem


Die EU-Kommission hat einen Bericht über die Umsetzung der Umgebungslärmrichtlinie veröffentlicht. Das Europäische Umweltbüro (EEB) forderte konkrete Maßnahmen, um die Bevölkerung vor negativen Lärmauswirkungen zu schützen.

Wegen der unterschiedlichen Qualität der Berichterstattung und der jeweils national eigenen Art von teils bindenden, teils freiwilligen Vorschriften zu Grenzwerten, Richtwerten oder anderen Mechanismen war die Bewertung für die EU-Kommission nicht ganz einfach. Das liegt jedoch auch daran, dass die Umgebungslärmrichtlinie keine verbindlichen Lärmgrenzwerte festschreibt. Dies fordern Umweltverbände wie das Europäische Umweltbüro. Sie begrüßten den Bericht der EU-Kommission, mahnten aber verbindliche Ziele, definierte Lärmindikatoren und Durchsetzungsmaßnahmen an. Die EU-Kommission habe zwar selbst Problembereiche identifiziert, bleibe aber bei der Benennung von konkreten Gegenmaßnahmen unkonkret. Das könne auf Dauer teuer werden, denn bereits 2007 habe eine Studie von CE Delft die sozialen Kosten von Verkehrslärm auf 40 Milliarden Euro jährlich geschätzt.

Die Auswertung der in der Richtlinie vorgeschriebenen Lärmkarten durch die EU-Kommission ergab, dass die Lärmgrenzwerte in den Mitgliedstaaten oft überschritten wurden, ohne dass ausreichende Maßnahmen durchgeführt wurden. Beispielsweise haben sieben EU-Staaten noch keine Aktionspläne eingereicht, um den Lärm von Straßen-, Eisenbahn- und Flugverkehr beziehungsweise von Industrieanlagen zu bekämpfen.

Laut Datenlage der ersten Runde der Lärmkartierung sind in den Ballungsräumen der EU nachts rund 40 Millionen Personen Straßenlärm von über 50 Dezibel (dB) ausgesetzt. Über 25 Millionen Personen sind nach Angaben der EU-Kommission außerhalb der Ballungsräume demselben Lärmpegel durch Hauptverkehrsstraßen ausgesetzt. Da noch nicht alle Lärmkarten bei der EU-Kommission eingegangen sind, müssen diese Zahlen voraussichtlich nach oben korrigiert werden.

Durch die Umgebungslärmrichtlinie seien aber überhaupt erst Managementsysteme für Lärm eingeführt worden, es habe viele Fortschritte bei der Datensammlung gegeben, die die Grundlage für eine Verbesserung der Situation darstellt. Verschiedene Vorschriften und Leitfäden sollen dazu führen, dass diese Daten in Zukunft noch besser vergleichbar sind.

Laut Berechnungen im kürzlich veröffentlichten Weißbuch Verkehr werden die lärmbezogenen externen Kosten des Verkehrs bis 2050 auf rund 20 Milliarden Euro ansteigen, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden. Denn Lärm schädigt die Gesundheit und führt zu vorzeitigen Todesfällen. Für 2011 plant die EU-Kommission die Überarbeitung der Richtlinie 2002/30/EG über Flughafenlärm, der Vorschriften zu Kraftfahrzeuglärm und der Richtlinie 2000/14/EG über umweltbelastende Geräuschemissionen von zur Verwendung im Freien vorgesehenen Geräten und Maschinen. [jg]

Bericht der EU-Kommission über die Umsetzung der Umgebungslärmrichtlinie 2002/49/EG: KOM (2011) 321
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2011:0321:FIN:DE:PDF

Reaktion EEB
http://www.eeb.org/EEB/index.cfm/news-events/news/commissione28099s-noise-pollution-report-proves-ite28099s-time-for-action/


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Quelle:
EU-News, 09.06.2011
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juni 2011