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LÄRM/112: Windparks für die meisten Anwohner keine Lärmbelästigung (idw)


Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - 21.01.2015

Studie der Uni Halle: Windparks für die meisten Anwohner keine Lärmbelästigung



Die Geräusche von Windparks stören deutlich weniger Anwohner als häufig angenommen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die von 2011 bis 2014 durch die Arbeitsgruppe Umweltpsychologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) im niedersächsischen Wilstedt durchgeführt wurde. Der Abschlussbericht liegt nun vor. Gemeinsam mit dem Deutschen Windenergie-Institut (DEWI) haben die Wissenschaftler Wirkungen des örtlichen Windparks unter stresspsychologischen und akustischen Aspekten analysiert. Die Mehrheit der befragten Anwohner nahm den Windpark nicht als Geräuschbelastung wahr, sie war ihm gegenüber sogar positiv eingestellt.

Sie sollen rauschen, fauchen und viele Anwohner um ihren Schlaf bringen: Windparks gelten als häufige und lästige Lärmquelle. Die Studie der beiden MLU-Umweltpsychologen Prof. Dr. Gundula Hübner und Dr. Johannes Pohl zeigt aber, dass sich die große Mehrheit der Anwohner im niedersächsischen Wilstedt durch den örtlichen Windpark nicht belästigt fühlt. "Lediglich zehn Prozent der Befragten gaben an, durch die Geräusche des Windparks stark belästigt zu werden", fasst Dr. Johannes Pohl die Studie zusammen. Allgemein sei der Lärm des Windparks mit Verkehrsgeräuschen vergleichbar, landwirtschaftliche Fahrzeuge mit Ballonreifen würden mehr Lärm verursachen. Es zeigte sich sogar, dass 16 Prozent der Befragten Stressbeschwerden wegen des Verkehrslärms hatten.

Für die Studie hatten die Wissenschaftler rund 200 Anwohner über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren wiederholt befragt, zu welchen Zeiten, ob und wie sich der Windpark auf ihren Alltag, ihren Schlaf und andere körperliche und psychische Bereiche auswirkt. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hatte das Forschungsprojekt mit 142.000 Euro gefördert.

"Die Wahrnehmung der Befragten war dabei von mehreren Faktoren abhängig", so Pohl. Beispielsweise würde der Windpark nachts und bei bestimmten Windrichtungen störender wahrgenommen werden als in anderen Situationen. Als besonders lästig wurden auch Geräusche mit schwankendem Pegel empfunden, die häufig als pulsierendes Rauschen oder Fauchen beschrieben werden. "Diese Geräusche werden als besonders störend erlebt, weil ihre Unregelmäßigkeit Aufmerksamkeit auf sich zieht", erklärt Pohl das Phänomen. Die Ursache dieser so genannten Amplitudenmodulation müsse durch weitere Forschungen geklärt werden.

Im Laufe des Untersuchungszeitraums nahm die Zahl der Personen ab, die sich durch die Geräusche des Windparks belästigt fühlten. Gegen Ende der Untersuchung waren es nur noch sieben Prozent, die wegen der Windenergieanlagen unter geräuschbedingten Stressbeschwerden wie Schlafproblemen oder Ärger und Gereiztheit litten.

Die Nähe der eigenen Wohnung zum Windpark hat der Studie zufolge dagegen offenbar keinen größeren Einfluss auf die Wahrnehmung der Anwohner. Dafür resultiere aus einer Unzufriedenheit und Belastung während der Genehmigungs- und Bauphase auch anhaltender Stress.

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news621389
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution167

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Tom Leonhardt, 21.01.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Januar 2015


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