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LÄRM/149: Nachtflugbetrieb am Hamburger Flughafen - Verzerrte Wahrnehmung (BAW)


BAW - Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein - Pressemitteilung, 22. März 2019

Nachtflugbetrieb am Hamburger Flughafen: Verzerrte Wahrnehmung bei Flughafen und Senat


Der für den Hamburger Flughafen zuständige Wirtschaftssenator sieht eine mutmaßlich positive Entwicklung bei den Verspätungen am Flughafen. Grundlage seiner Aussage ist der vom Flughafen veröffentlichte Monatsbericht Februar 2019.

"Flughafen und Senat täuschen die Öffentlichkeit und verfallen in das Shifting-Baseline-Syndrom. Da werden uns mutmaßliche Belastungsminderungen verkauft, die auf Rekordständen des Vorjahres basieren. Das Jahr 2018 ist ein absolutes Rekordjahr bei der Anzahl der Flugbewegungen nach 22 Uhr und bei der Anzahl der Verspätungen gewesen. Seit 2011 steigen die Zahlen kontinuierlich. Im Februar 2019 waren es 28 Verspätungen, im Rekordjahr 2018 64. Doch wo kommen wir her? In 2017 sind es 17 gewesen und in 2016 22. Es ist unredlich vom Senator sich mit Maßnahmen zu rühmen, die bei genauer Betrachtung keinerlei Wirkung entfalten. Das Gegenteil ist der Fall, die Belastungen der Bevölkerung steigen kontinuierlich und hier bedarf es eines echten regulativen Eingriffs. Das ist die tradierte Forderung eines Nachtflugverbot ab 22 Uhr oder schlicht die Reduzierung der das Klima ohnehin hochbelastenden Flugbewegungen. Der Mensch muss weniger fliegen", erklärt Martin Mosel, Sprecher der Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW).

Erläuterung:
Shifting Baseline ist ein Begriff aus der Umweltforschung, der von dem französischen Meeresbiologen Daniel Pauly stammt. Er beschreibt das Phänomen, dass sich Orientierungspunkte, anhand derer Menschen ihre Umwelt beurteilen, schleichend verschieben. Was heute normal erscheint, war gestern ein Skandal und vorgestern undenkbar. Übermorgen wird dann rückblickend auf heute "von der guten alten Zeit" gesprochen. Das Shifting-Baseline-Syndrom (SBS) bezeichnet eine verzerrte und eingeschränkte Wahrnehmung des Wandels. Hierbei kommt es zu einer Verschiebung von Referenzpunkten, die der menschlichen Wahrnehmung beim Bemessen des Ausmaßes einer Veränderung dienen. Manche Veränderungen vollziehen sich in vielen Einzelschritten. Insbesondere wenn ein abnehmender oder zunehmender Trend zu verzeichnen ist, ändert sich das (relative) Ausmaß der Veränderung, je nachdem welcher Bezugspunkt gewählt wird.

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Quelle:
Pressemitteilung, 22.03.2019
BAW Bürgerinitiativen für Fluglärmschutz
in Hamburg und Schleswig-Holstein
Bilenbarg 21, 22397 Hamburg
E-Mail: presse@baw-fluglärm.de
Internet: www.baw-fluglaerm.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. März 2019

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