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MELDUNG/278: Auf Teufel komm raus... Planfeststellungsverfahren Fehmarnbeltquerung eröffnet (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 5. Mai 2014

NABU zur Festen Fehmarnbeltquerung

Vorhaben gleichzusetzen mit Stuttgart 21, Berliner Flughafen und Elbphilharmonie



Berlin/Fehmarn - Ab dem heutigen Montag werden die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren zur Festen Fehmarnbeltquerung öffentlich ausgelegt. Der Vorhabenträger, das staatseigene dänische Planungs- und Bauunternehmen Femern A/S, will bei der deutschen Landesplanungsbehörde in Kiel die vorgeschriebenen Unterlagen einreichen. Dänemark muss das Vorhaben nach deutschem Planungsrecht durchführen, da ein Großteil des vom dänischen Königreich finanzierten Projektes in Deutschland gebaut werden soll. Nur einen Monat bleibt den Umweltverbänden Zeit, die mehr als 10.000 Seiten umfassenden Planungsunterlagen zu prüfen und Stellung zu beziehen. Der NABU kritisiert, dass das Verfahren überhaupt formal eröffnet wird.

"Es ist wieder mal ein trauriger Tag für den Umwelt- und Naturschutz. Auf Teufel komm raus soll in diesem sensiblen Bereich der Ostsee ein ökonomisch wie ökologisch überflüssiges Gigantomanie-Projekt realisiert werden. Und dies zu einer Zeit, wo Europa mehr Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume ergreifen sollte, statt sie zu zerstören", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Der Irrsinn müsse aufhören, bevor er richtig angefangen habe. Deswegen werde man die Unterlagen von Femern A/S sehr genau prüfen und wenn aussichtsreich, gegen den Planfeststellungsbeschluss juristisch vorgehen.

Aus Sicht des NABU birgt das Vorhaben erhebliche ökologische Risiken. Die Ostsee ist eines der am stärksten gefährdeten, belasteten und wirtschaftlich genutzten Ökosysteme weltweit und die nur 20 Kilometer breite Rinne des Fehmarnbelt ist Teil eines Verbundes von Natura 2000-Schutzgebieten, die nach europäischem Recht unter besonderem Schutz stehen. "Der Fehmarnbelt ist von einer vielfältigen, teils einzigartigen Flora und Fauna besiedelt und dient als wertvollerTrittstein und Ausbreitungskorridor für zahlreiche salztolerante Arten. Deswegen würde Europas größte Baustelle nicht nur temporäre, sondern nachhaltige Schäden anrichten. Der Schweinswal, aber auch Kleinlebewesen und Fische finden hier Rückzugsmöglichkeiten und ausreichend Nahrung", so Nikola Vagt, stellvertretende Leiterin des NABU-Wasservogelreservates Wallnau auf Fehmarn und vor Ort zuständig für das Projekt.

Mit einem Staatsvertrag haben Deutschland und Dänemark 2008 den Bau einer festen Verbindung der dänischen Insel Lolland und der deutschen Insel Fehmarn beschlossen. Ein knapp 20 Kilometer langer Tunnel soll den gut funktionierenden Fährverkehr ersetzen und die Fahrtzeit für täglich durchschnittlich nur 10.000 Fahrzeuge zwischen Deutschland und Dänemark verkürzen. Kosten inklusive Hinterlandanbindungen: mindestens zwölf Milliarden Euro. Der NABU forderte Deutschland und Dänemark wiederholt auf, sich über einen gemeinsamen Ausstieg aus dem Vorhaben zu verständigen. Artikel 23 des Staatsvertrages sieht diese Möglichkeit dann vor, wenn sich gravierende Änderungen der Rahmenbedingungen wie durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ergeben.

"Aufgrund fehlerhafter Berechnungen des Bedarfs und verschleierter Folgekosten reiht sich die Fehmarnbeltquerung nahtlos in andere ökonomisch unsinnige Großprojekte wie der Berliner Flughafen, Stuttgart 21 oder die Elbphilharmonie ein", so NABU-Bundesgeschäftsführer Miller.

Im Internet zu finden unter
http://www.nabu.de/themen/verkehr/verkehrspolitikprojekte/fehmarnbelt/13386.html

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Quelle:
NABU Pressedienst Nr. 56/2014, 05.05.2014
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Mai 2014