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MASSNAHMEN/170: Tagung "Schimmelpilze in Innenräumen - Erkennen, Sanieren und Vermeiden" (bfub)


Bundesverband für Umweltberatung bfub e.V. - Bremen, den 5. Oktober 2010

Schimmelpilze in Innenräumen - Erkennen, Sanieren und Vermeiden

Bericht von der interdisziplinären 4. Hamburger Fachtagung


Am 30. September 2010 wurde es eng im Hörsaal M des Hauptgebäudes der Uni Hamburg. Rund 170 Fachleute drängten sich in die Sitzreihen, um sich über Schimmelpilze in Innenräumen zu informieren und die neuesten Erkenntnisse zu diskutieren. Bereits zum vierten Mal hatte der Regionalverband Umweltberatung Nord e.V. zu einer interdisziplinären Hamburger Fachtagung "Schimmelpilze in Innenräumen" eingeladen. Die Tagung stand unter der Schirmherrschaft von Gesundheitssenator Dietrich Wersich und wurde mit einem Grußwort des Senatsdirektors Norbert Lettau eröffnet. Dieser wies darauf hin, dass das Problem allgegenwärtig sei und sich seine Behörde schon lange damit beschäftige.

Wenn Schimmelpilze in der Wohnung wachsen, stellen sich den Betroffenen viele verschiedene Fragen: bauphysikalische, gesundheitliche, mietrechtliche, handwerkliche u.a.m. Nur wenn unterschiedlicheste Fachleute Hand in Hand arbeiten, kann die Sanierung und Vermeidung klappen. Seit 2003 setzt sich der Regionalverband dafür ein, den interdisziplinären Dialog zum Thema Wohnungsschimmel zu fördern. So waren auch dieses Jahr Vertreter/innen der unterschiedlichsten Berufe auf der Tagung anwesend: Sachverständige, Wohnungsverwalter, Juristen, Versicherer, Mediziner, Baubiologen, Fachfirmen u.a. Zahlreiche Verbände und Behörden sowie das Umweltbundesamt waren als Kooperationspartner beteiligt. Gerade diese Vernetzung wurde von den Teilnehmern positiv hervorgehoben, denn die Tagung bot die Möglichkeit quer über alle Disziplinen miteinander ins Gespräch zu kommen und fachliche Fragen aus verschiedenen Sichtwinkeln zu diskutieren.

Schimmelpilzspürhunde tauchen in den Medien immer wieder als Wundermittel für die Suche nach verstecktem Schimmel auf. Dr. Wolfgang Lorenz, Vorsitzender des Bundesverbands für Schimmelpilzsanierung stellte in seinem Vortrag dar, was Hunde tatsächlich leisten können und was nicht. Er zeigte, dass die Fähigkeit des Hundes Gerüche wahrzunehmen und auseinander zu halten enorm und für Menschen schwer vorstellbar ist. Daher können gut ausgebildete Hunde mit höchster Zuverlässigkeit anzeigen, wo es so riecht, wie sie es gelernt haben. Doch ist es die Aufgabe des Gutachters den Schimmelpilzbefall durch Öffnen von Bauteilen oder durch Analysen zu bestätigen. Etwa in 2 bis 5 Prozent der Fälle ist nach seiner Erfahrung ein Spürhund sinnvoll, um einen Schimmelschaden schnell und sicher zu entdecken. In den übrigen Fällen sind andere Methoden besser geeignet. Auch wie Auftraggeber professionelle Dienstleister von Scharlatanen unterscheiden können, erläuterte er in seinem Vortrag.

Dass in Feuchteschäden längst nicht nur Schimmelpilze wachsen, machte Umweltmykologe Dr. Christoph Trautmann aus Berlin mit eindrucksvollen Bildern deutlich. Ebenso wie Schimmelpilze können Bakterien allergische Reaktionen verursachen. Darüber hinaus bilden manche Bakterienarten Giftstoffe, die sich im Hausstaub anreichern können. Ob die gesundheitlichen Beschwerden, die häufig in feuchten Wohnungen auftreten, möglicherweise eher durch Bakterien als durch Schimmelpilze verursacht wurden, ist bislang noch ungeklärt. Auch synergistische Wirkungen können nicht ausgeschlossen werden.

Ein Raunen ging durch den Hörsaal, als Referent Karl-Heinz Weinisch vom Institut für Qualitätsmanagement und Umfeldhygiene in Weikersheim einen Viertel Liter Wasser aus einer kleinen Mineralwasserflasche auf einen backsteingroßen Kalkvulkanstein gießen ließ. Der Stein saugte alles auf. Es gab noch nicht einmal eine Pfütze. Er ist also ein idealer Puffer für Feuchtigkeit in Räumen. Gemäß einer Studie des Arbeitskreises Naturkalkrichtlinien könne man durch schimmelwidrige Putze und Farben mindestens 70 Prozent aller sichtbaren Schimmelschäden vermeiden. Weinisch erläuterte, welche Baustoffe sich eignen und welche nicht.

"Welche Sanierungsmethode ist wann anzuwenden?", dieser Frage ging der Hamburger Gutachter Gunter Hankammer nach. Müssen Schimmelpilze komplett entfernt werden oder reicht es zum Beispiel aus, wenn die Randfugen zu dem schimmelpilzbefallenen Bereich abgedichtet werden? Sein Kollege aus Düsseldorf Dr. Wolfgang Lorenz erläuterte ergänzend die Frage, wann eine Desinfektion und der Einsatz von Desinfektionsmitteln bei der Schimmelsanierung sinnvoll sind. Er konnte anhand von Untersuchungen zeigen, dass es viel wichtiger ist, die Schimmelpilze komplett zu entfernen, als sie nur abzutöten, denn auch tote Schimmelpilze verursachen gesundheitliche Beschwerden.

Was Wohnungsschimmel mit Kommunikation zu tun hat, führte Dr. Jürgen Ritterhoff von der Bremer Umwelt Beratung an Hand von Beispielen vor. Seine These: Wenn Mieter und Vermieter miteinander reden, ist das noch lange keine gelungene Kommunikation. Er gab Tipps, was man tun kann, damit der Ratschlag zum Lüften und Heizen auch wirklich ankommt. Was passiert, wenn die Kommunikation nicht geglückt ist, diskutierten anschließend die beiden Juristen Eve Raatschen und Torsten Flomm. "Schimmelpilzproblematik aus mietrechtlicher Sicht" war ihr Thema, und das Besondere an diesem Beitrag war, dass die beiden Referenten das Thema gemeinsam präsentierten, obwohl Torsten Flomm den Grundeigentümer-Verband vertrat und Eve Raatschen den Mieterverein "Mieter helfen Mietern". Die Rechtsgrundlagen sind für alle gleich, egal ob Mieter oder Vermieter, und ein Rechtsstreit ist stets die schlechteste Lösung, darin waren sich beide einig.

Abgerundet wurde das Programm durch eine begleitende Fachausstellung im Foyer, in der 14 Fachfirmen ihre Lösungen zur Wohnraumlüftung, Schimmelanalyse und Sanierung präsentierten.

Erneut führte Umweltberaterin Brigitte Harste vom Vorstand des Regionalverbands Umweltberatung Nord professionell durch den Tag. In ihrem Schlusswort stellte sie u.a. fest, dass die Leitfäden des Umweltbundesamtes und des Landesgesundheitsamtes Baden-Württembergs als Stand der Technik anzusehen sind, dass man schon durch die Wahl der Baumaterialien viel gegen Wohnungsschimmel tun kann, Bakterien neben Schimmelpilzen ein Riesenthema sind, dass der Markt für Desinfektionsmittel blüht, besser als die Schimmelpilze, und dass Mieter und Vermieter besser miteinander reden können, wenn sie ihre Rechte kennen.


Die Vorträge sind in Kurzform in einem Tagungsband zusammengefasst, der zum Preis von 16,80 Euro bestellt werden kann unter info@umweltberatung-nord.de oder 040-40 40 05.

Veranstalter:
Regionalverband Umweltberatung Nord e.V.,
Herzmoortwiete 2, 22417 Hamburg,
Tel.:040/40 40 05, Fax: 040/530 50 781,
E-Mail: info@umweltberatung-nord.de, www.umweltberatung-nord.de
In Kooperation mit Bundesverband für Umweltberatung e.V.,
28195 Bremen, Bornstr. 12/13

Kooperationspartner:
Ärztekammer Hamburg, Berufsverband Deutscher Baubiologen, Bundesverband der Brand- und Wasserschadenbeseitiger, Deutscher Mieterbund - Landesverband Hamburg, Deutsches Energieberater Netzwerk (DEN), Grundeigentümer-Verband Hamburg, Initiative Arbeit & Klimaschutz, Interessenverband Mieterschutz, Mieter helfen Mietern, Umweltberatungen der Bezirksämter, Umweltbundesamt, VDI-Arbeitskreise Bautechnik, Umweltschutztechnik, Technische Gebäudeausrüstung, Verband für Haus- und Wohneigentum, Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen, Verbraucherzentrale Hamburg, Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt (ZEBAU), Zentrum für zukunftsorientiertes Bauen (ZzB).


Der Bundesverband für Umweltberatung bfub e.V. als Interessenvertretung des vorbeugenden Umweltschutzes, sichert die Qualität der Beratung mit Güteanerkennung seiner Mitglieder, Qualitätsmanagement, Fortbildungen, Projekten und mehr ... www.umweltberatung.org Termine und Veranstaltungen http://www.umweltberatung.org/php/veranstaltungen.php

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Quelle:
Pressemitteilung, 05.10.2010
Regionalverband Umweltberatung Nord e.V.
E-Mail: info@umweltberatung-nord.de
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Bornstraße 12/13, 28195 Bremen
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Internet: www.umweltberatung.org, www.ecostands.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2010