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MEDIEN/082: BUND-Fahrradplan - Berlin aus Sicht des Radfahrers (BUND BE)


BUND Landesverband Berlin e.V. - Pressemitteilung - Berlin, 15. April 2010

BUND-Bilanz: Radverkehrsförderung zeigt Wirkung

2,25 Euro pro Berliner sind aber nicht genug


Mit der aktualisierten und erweiterten Neuauflage des erstmals 2005 erschienenen BUND-Fahrradplans zieht der BUND eine überwiegend positive Bilanz der letzten fünf Jahre Berliner Radverkehrsförderung.

Tilo Schütz, Stadtplaner vom BUND Berlin: "Der auf 13 Prozent gestiegene Radverkehrsanteil am Gesamtverkehr zeigt, dass die Maßnahmen der letzten Jahre Früchte tragen. Viele der BUND-Forderungen sind inzwischen umgesetzt oder auf den Weg gebracht worden. Jedoch ist das Potenzial des Radverkehrs zur Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt noch lange nicht ausgeschöpft. Weiterhin bestehen wesentliche Defizite, die im Rahmen der Fortschreibung der Berliner Radverkehrsstrategie abgearbeitet werden müssen."

Die Zwischenbilanz des BUND zeigt Fortschritte im Bereich der Nahverkehrsnetze und der bezirklichen Radverkehrsförderung. So sind in den letzten Jahren unter Beteiligung und auf Initiative von BUND und ADFC in zahlreichen Bezirken (Pankow, Neukölln, Tempelhof-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf) Beratungsgremien - sog. FahrRäte - eingerichtet worden, die einen wichtigen Beitrag zu einer abgestimmten Planung leisten. So hat die BVV Charlottenburg-Wilmersdorf ein bezirkliches Routennetz beschlossen, das u. a. mehrere Fahrradstraßen vorsieht und Schritt für Schritt umgesetzt wird.

Positiv zu vermerken sind auch Verbesserungen in zahlreichen Geschäftsstraßen. Im Maßnahmenkatalog des BUND von 2005 bildete die fahrradfreundliche Gestaltung von Einkaufsstraßen und Ortsteilzentren einen Schwerpunkt. Erfreulicherweise befinden sich nun mehrere Maßnahmen in der Umsetzung: durch die Anlage von Radstreifen und Abstellanlagen in der Steglitzer Schloßstraße, der Müllerstraße, der Reichsstraße und der Karl-Marx-Straße wird den Radfahrern ein attraktives Angebot gemacht. BUND-Maßnahmenkatalog 2005 als download unter: www.bund-berlin.de/bund_berlinde/home/mobilitaet/radfahren/gute_wege/)

Auch als positive Entwicklung ist festzustellen, dass ausgewählte Parkwege für Radfahrer geöffnet wurden. Damit erweitert sich das Wegenetz für Radfahrer um attraktive und erholsame Routen. Hier sind sinnvolle Lösungen gefunden worden, die einen Interessenausgleich zwischen Fußgängern und der Radfahrern darstellen, so wie im Volkspark Friedrichshain.

Defizite und weiterer Handlungsbedarf bestehen aber bei den Busspuren. Zwar hatte der Senat schon 2003 angekündigt, bei Busspuren in Mittellage zeitliche Beschränkungen aufzuheben, um auch in verkehrsärmeren Zeiten den Radverkehr zu schützen. Leider ist bislang nichts passiert, um aus diesen Busspuren vollwertige Umweltspuren zu machen. Zusätzlich müssten zahlreiche Busspuren auf min. 4,75 Meter verbreitert werden, Busse und Radfahrer würden sich dann weniger behindern. Damit könnte man auch Kapazitätsengpässe auf stark frequentierten Routen beseitigen, wie auf der Hardenbergstraße oder der Karl-Liebknecht-Straße.

Auch beim Zuparken von Radwegen gibt es keine Besserungen. Nach wie vor parken zu viele Autos auf Radwegen. Mehr Lieferzonen und eine verstärkte Kontrolle im Rahmen der Parkraumbewirtschaftung würden dies reduzieren.

Großen Handlungsbedarf sieht der BUND noch in Gebieten außerhalb des S-Bahn-Ringes. So zeigt die neueste Erhebung zum Verkehrsverhalten (System repräsentativer Verkehrsbefragungen SrV 2008), dass der Radverkehrsanteil von der Innenstadt nach außen hin abnimmt. Das ist ein Hinweis auf Mängel in der Infrastruktur, der sich beim Blick auf die Fahrradkarte bestätigt: erhebliche Netzlücken bestehen noch in Bereichen von Weißensee und Reinickendorf im Norden sowie in Lichterfelde, Lankwitz, Mariendorf und Tempelhof im Süden. Vorhandene Radverkehrsanlagen genügen oftmals nicht den Anforderungen, an zahlreichen Hauptstraßen und stark belasteten Knoten fehlt jegliches Angebot, Nahbereichsnetze über ruhige Nebenstraßen müssen erst noch entwickelt werden.

"Zwar hat sich in Berlin schon viel für Radfahrer getan, aber das reicht noch lange nicht. Die Verwaltungen sind nach wie vor personell noch dünn besetzt und die Mittel für Radwege und Anlagen sind noch immer sehr gering im Verhältnis zum Nutzen. So wurden pro Einwohner gerade mal 2,25 Euro für Fahrradinfrastrukturen 2009 investiert. Um das Niveau der Niederlande zu erreichen, müssten 17 Euro investiert werden, da ist noch viel Luft nach oben. Aber es würde sich lohnen, nicht nur für die Radfahrer. Denn Radfahren entlastet Mitmenschen und Umwelt", so Martin Schlegel, Verkehrsreferent des BUND.

BUND-Fahrradplan (erweiterte Neuauflage)
Berlin aus Sicht des Radfahrers
Autor: Tilo Schütz / www.baerleinplan.de
Verlag: Edition Gauglitz / www.edition-gauglitz.de
Ladenverkaufspreis: 6,90 Euro
Ab 15. April erhältlich im Buch- und Fahrradhandel
(ISBN: 3-933502-21-7)
Online-Bestellungen auch unter: www.BUND-Berlin.de

Ein Stadtplan für den Alltagsradfahrer und den Besucher der Stadt. Die präzise Darstellung und Bewertung aller Straßen und Wege ermöglicht dem Radfahrer die individuelle Routenplanung. Der Überblick über gut befahrbare Straßen wird erleichtert durch die sinnfällige Zuordnung der Farben zu den Qualitätsmerkmalen. Grundlage für den BUND-Fahrradplan bildet die eigens erstellte Stadtkarte im Maßstab 1:20.000, die alle üblichen Informationen für den Alltagsgebrauch sowie ein Straßenverzeichnis enthält. Stabiles Kartenpapier und handliche Faltung erleichtern die Nutzung der Radkarte. Ergänzt wird der Plan durch Erläuterungen zum Radverkehr.


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Quelle:
Presseinformation Info 12/Berlin, 15. April 2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Landesverband Berlin
Crellestraße 35, D-10827 Berlin
Tel. 030/78 79 00-0, Fax: 030/78 79 00-18
E-Mail: kontakt@bund-berlin.de
Internet: www.bund-berlin.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2010