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STADT/211: Sechsspurige Straße konterkariert Wiederaufbau der Berliner Altstadt (BUND BE)


BUND Landesverband Berlin e.V. - Pressemitteilung - Berlin, 15. Oktober 2009

Molkenmarkt-Umbau ist eine Farce

Sechsspurige Straße konterkariert Wiederaufbau der Berliner Altstadt


Bis heute lag der Bebauungsplan für den Umbau des Molkenmarktes öffentlich aus. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung plant damit die Wiederherstellung des historischen Grundrisses am Molkenmarkt nach den Vorgaben des Planwerkes Innenstadt. Ursprünglich sollte damit ein Stück Berliner Altstadt wieder aufgebaut werden. Jetzt liegt ein Entwurf vor, der zwar die historischen Baufluchten weitgehend wiederherstellt, auf dem Straßenzug Getraudendamm - Grunerstraße aber drei Fahrspuren pro Richtung vorsieht. Zudem würden durch den Umbau die Feinstaub-Grenzwerte in der Grunerstraße überschritten werden.

Martin Schlegel, Fachreferent für Verkehrspolitik des BUND: "Die Überschreitungen der Feinstaubgrenzwerte sind unzulässig. Neu-Bewohner der Grunerstraße könnten sogar sofort dagegen klagen, nachdem sie dort eingezogen sind. Der BUND fordert deswegen eine Variante mit maximal zwei Fahrspuren pro Richtung. Diese muss einhergehen mit dem Rückbau der Karl-Liebknecht-Straße. Die Wiederherstellung der historischen Stadtstruktur als Leitidee des Planwerkes Innenstadt wird vom BUND unterstützt. Bei der Rekonstruktion muss aber die Verkehrsmenge an die Stadtstruktur angepasst werden. Eine Farce ist es, eine autobahn-ähnliche Straße durch ein pseudo-mittelalterliches Stadtviertel zu führen. Das Ziel des Senats, die Innenstadt vom Durchgangsverkehr zu entlasten, wird mit dieser Planung aufgegeben. Damit entfällt auch die wesentliche Begründung für den Weiterbau der A100 nach Treptow."

Die Planung sieht vor, die derzeitige Kreuzung des Straßenzuges Mühlendamm - Grunerstraße mit dem Straßenzug Spandauer Straße - Stralauer Straße am Molkenmarkt in zwei Einmündungen aufzuteilen. Ziel der Verlegung der Grunerstraße ist die Gewinnung zusätzlicher Bauflächen. Die Verengung der Grunerstraße muss aber einhergehen mit der Reduzierung der Verkehrsbelastung, die nun aber mit über 52.000 Kfz am Tag weiterhin auf Autobahnniveau verbleiben soll. Unter Arkaden werden die Fußgänger künftig dem Lärm und den gebündelten Abgasen ausgesetzt sein.

In der lufthygienischen Beurteilung wird dargelegt, dass durch den Umbau am Molkenmarkt die Feinstaub-Grenzwerte überschritten würden. Das ist nicht zulässig: die Grenzwerte sind einzuhalten - und zwar nicht nur bei Wohnräumen, sondern auch am Arbeitsplatz und auf dem Bürgersteig.

Die Straßenbahn wird im Entwurf des Bebauungsplans durch einen Grünstreifen in Mittellage bereits vorgesehen, aber noch nicht umgesetzt. Der BUND fordert, dass die Straßenbahnverbindung vom Alex zum Potsdamer Platz zeitgleich mit dem Umbau am Molkenmarkt erfolgt. Gelder dafür stehen durch die einbehaltenen S-Bahn-Mittel zur Verfügung.

Planungsunterlagen unter:
http://stadtentwicklung.berlin.de/planen/b-planverfahren/de/oeffauslegung/1-14/index.shtml


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Quelle:
Presseinformation Info 39, 15.10.2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Landesverband Berlin
Crellestraße 35, D-10827 Berlin
Tel. 030/78 79 00-0, Fax: 030/78 79 00-18
E-Mail: kontakt@bund-berlin.de
Internet: www.bund-berlin.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2009