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STIFTUNG/080: WWF-Vorwürfe - Entweder Betrug oder Diffamierung (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 163 - August/September 2011
Die Berliner Umweltzeitung

WWF - Vorwürfe
Entweder Betrug oder Diffamierung

von Felix Eick


Das Erste, was man sich nach dem Dokumentarfilm "Der Pakt mit dem Panda" fragt, ist: "Kann das wirklich sein?". Kann es sein, dass die größte Umweltschutzorganisation mit dem wohl seriösesten und besten Image so fernab von den Interessen ihrer fünf Millionen Mitglieder agiert hat?

Es fällt einem schwer, diese "Institution der Umwelt" anzugreifen, ihr überhaupt etwas vorzuwerfen. Zu groß war der Glaube an den World Wide Fund For Nature, an den lieben Panda. Dennoch war die zweite Frage sogleich: "Kann es sein, dass sich ein dreifacher Grimme-Preisträger, wie Wilfried Huismann, dazu versteigt, grundlos den WWF derart in den Dreck zu ziehen? Welches Interesse hätte er daran? Sollte sich bestätigen, dass alle seine Vorwürfe an den Haaren herbei gezogen sind, könnte er seine berufliche Zukunft wohl vergessen. Das riskiert doch niemand.

Man kann auch mal etwas falsch verstehen, aber es handelt sich in der Tat um eine Fülle an Vorwürfen und belastenden Aussagen. Man muss sich also entscheiden. Entweder bezichtigt man den World Wide Fund For Nature der übertriebenen Wirtschaftsnähe und des Betrugs seiner Mitglieder oder man wirft dem Regisseur vorsätzliche Diffamierung des WWF vor.

Mangelnde Professionalität ist Fakt

Neben den Beschuldigungen der Begünstigung von Regenwaldabholzen für Palmölplantagen und dem damit verbundenen Grünwaschen der beteiligten Unternehmen, den Vorwürfen zum umweltschädlichen Tigertourismus und den Anschuldigungen zur Zusammenarbeit mit dem Gengiganten Monsanto ist doch eigentlich das Erschütterndste der "PR-Gau" auf dem Weltkongress der Bio-Ethanol-Industrie namens Dörte Bieler.

Erst bietet sie der Industrie eine Zusammenarbeit in punkto Landopferung für Energiepflanzenanbau an, und danach folgt ein haarsträubendes Interview für Wilfried Huismanns Film. Ihr fällt auf Nachfrage kein Beispiel für gute Arbeit des WWF ein. Sie lässt es so aussehen, als habe der WWF keine Meinung zu genmanipulierten Pflanzen. Die Unsicherheit und zugleich Arroganz, mit der die Zuständige für Biomasse des deutschen WWF, Bieler, sich ausdrückt, ist unprofessionell und unsympathisch. So kann man nicht auftreten. In seinem Faktencheck entschuldigt der WWF dies damit, dass Bieler noch neu und unerfahren sei.

Auch andere Mitarbeiter wie zum Beispiel Amalia Prameswari vom WWF Indonesien, die sich um die Zusammenarbeit mit dem Palmölproduzenten Wilmar kümmert, wirken kaum kompetenter und informierter. Das ist wirklich peinlich.

Der WWF behauptet in der Unterüberschrift, dass sein Faktencheck die Aussagen des Films widerlegen würde. Dies ist nur bedingt der Fall. Auch die Videos der zuständigen Mitarbeiter sind eher voll von Emotionalität und Betroffenheit, als entkräftende Fakten zu liefern.

Sicherlich wird der Film an der einen oder anderen Stelle überzeichnen. Es ist beispielsweise nicht richtig, wenn man Interviews mit Indigenen aus älteren Filmen übernimmt, um seine Aussage zu unterstreichen und den WWF zusätzlich schlecht da stehen zu lassen. Auch die Aufarbeitung der Vergangenheit des WWF, seine Gründung, erscheinen suggestiv und ridikülierend. Dass der Ehrenpräsident Prinz Philip auch Präsident des Internationalen Reitsportverbandes war oder die Anekdote, dass die Gründung beim Segeln besprochen wurde, tun nichts zur Sache.

Außerdem ist es bedauerlich, dass der WWF zwölf Stunden braucht, um diese sieben kurzen Absätze, großspurig als Faktencheck deklariert, zusammenzuschreiben. Mittlerweile reagiert der WWF mit Anrufen. Alle, die aufgrund ihrer Unzufriedenheit beim WWF kündigen, werden telefonisch von angeworbenen Schülern und Studenten kontaktiert, damit die Spender nicht davonrennen. Aufgrund des unbefriedigenden Gesprächsleitfadens dürfte diese Maßnahme den Kündigenden eher noch darin bestätigen, sein Geld lieber einer anderen Umweltschutzorganisation zu geben. Es gibt viele andere unterstützenswerte Nichtregierungsorganisationen, die sich um Tier- und Regenwaldschutz bemühen. Man behauptete am Telefon, dass ARD und WDR die mit dem Film verbundenen Vorwürfe allesamt zurückgenommen hätten.

Es ist sicherlich empfehlenswert, die Dokumentation in viele Sprachen zu übersetzen, damit sich WWF-Spender in aller Welt ein Bild von den möglichen Methoden machen können. Bisher treten die WWF-Mitglieder beinahe nur in Deutschland aus. Genaue Zahlen gibt es natürlich nicht, aber selbst in der Schweiz gab es eine Woche nach Ausstrahlung "Des Paktes mit dem Panda" laut Aussage des Chef des WWF Schweiz, Hans-Peter Fricker, bereits vierzig Austritte. In Deutschland dürften es erheblich mehr werden.

Der eigentliche Fehler des WWF ist jedoch schnell gefunden. Mit solchen Konzernen kann man einfach nicht verhandeln wollen. Monsanto würde am liebsten den ganzen Regenwald abholzen, um überall Genmais und -soja anzubauen. Sie haben kein Interesse an Regenwaldschutz. Es ist vermessen vom WWF, Monsanto ins Gewissen reden zu wollen. Die Energie hätte besser in die Organisation einer Kampagne zum Erwerb von Regenwaldflächen gesteckt werden sollen. Den Schulterschluss mit der Wirtschaft zu suchen ist richtig, aber Monsanto und Wilmar sind zu große Tiere für den Panda.

Bitte weiter Regenwald schützen!

Ganz wichtig ist, dass sich alle Spender weiterhin engagieren, dass sie nicht den Glauben an Umweltschutzorganisationen an sich verlieren, sondern wenn, dann nur an den WWF. Es ist ja schließlich immer noch genauso wichtig wie vor der WWF-Affäre, Regenwälder, andere Ökosysteme, Artenvielfalt und die Rechte Indigener zu schützen. Die Sache ist wichtig, die Organisation nebensächlich.

Der WWF hat so oder so an Glaubwürdigkeit und Vertrauen verloren. Kaum jemand verteidigt ihn. Schon Anfang Juli hielt der WWF es selbst es nicht mehr für nötig, sich zu verteidigen. Auf der Startseite des WWF wird mit dem ersten Post schon wieder für die Tigerkampagne geworben. Unten rechts prangt in kleiner Schrift noch selbstbewusst "Der WWF klärt auf". Scheinbar macht der WWF weiter wie bisher; was bleibt ihm auch übrig. Seine Facebookseite ist voll mit enttäuschten, galgenhumorigen und verbitterten Beiträgen. Der WWF versucht verzweifelt einen offenen Dialog zu ermöglichen, aber es ist wohl schon zu viel kaputt gegangen. Die ersten Kündigungsbestätigungen sind schon raus.

Es ist unzweifelhaft, dass der WWF auch viel Gutes getan hat, aber jetzt richten sich zumindest auch massive Vorwürfe in Richtung Genf, dass er auch an viel Bösem beteiligt ist.

Der Film "Der Pakt mit Panda":
www.youtube.com/watch?v=Jnqg12v4qJQ&feature=related
www.wwf.de/themen/huismann-kritikpakt-mit-dem-panda-faktencheck

Antwort des Regisseurs: www.wilfried-huismann.de


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Es gilt den Panda zu hinterfragen


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Quelle:
DER RABE RALF - 22. Jahrgang, Nr. 163 - August/September 2011, S. 16
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
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Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2011