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AUFRUF/001: Protestaktion - Deutschland gefährdet internationalen Walschutz (Pro Wildlife)


PRO WILDLIFE e.V. - Montag, 19. April 2010

Dringende Protestaktion: Deutschland gefährdet internationalen Walschutz!


Liebe Mitstreiter,

Ein hinter verschlossenen Türen ausgehandelter "Kompromiss" der Internationalen Walfangkommission soll das seit 1986 geltende Walfangverbot aushebeln und die kommerzielle Jagd sogar im Antarktisschutzgebiet zulassen. Deutschland ist hierbei eine der Triebfedern. Der Vorschlag würde das seit 1986 geltende Walfangverbot beenden und Fangquoten sogar im Antarktisschutzgebiet genehmigen! Uns bleiben nur wenige Wochen, um dies zu verhindern, denn im Juni findet die nächste IWC-Tagung statt, wo über den gefährlichen Vorschlag bereits abgestimmt werden soll!

Pro Wildlife hat eine Protestaktion gegen die verantwortliche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner gestartet, um Deutschlands kompromissfreudige Position schnellstmöglich zu korrigieren. Wir bitten Sie/Euch, diese dringende Protestaktion zu unterstützen, hierauf zu verlinken bzw. an möglichst viele Freunde, Kollegen und Tierfreunde weiterzuleiten:

http://www.prowildlife.de/Protestaktion_1

Hintergrundinfos, warum die "Kompromissverhandlungen" so fatale Auswirkungen für den internationalen Walschutz hätten, finden Sie unter:
http://www.prowildlife.de/sites/default/files/Factsheet_Walfang_Kompromiss_2010.pdf

Herzlichen Dank für jegliche Unterstützung!
Viele Grüße,
Sandra Altherr

Raute

http://www.prowildlife.de/sites/default/files/Factsheet_Walfang_Kompromiss_2010.pdf

INFORMATIONEN

April 2010

Zehn Argumente gegen Deutschlands riskante Walfangpolitik

Auf der kommenden Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) im Juni 2010 soll über einen Kompromissvorschlag zum künftigen Walfang abgestimmt werden. Dieser Vorschlag, den Deutschland unter Federführung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMELV) in den letzten Monaten maßgeblich mit ausgearbeitet hat, ...

1) ... würde das 1986 in Kraft getretene Walfangmoratorium de facto außer Kraft setzen

Der Kompromiss sieht für zehn Jahre die Vergabe festgesetzter kommerziellen Fangquoten für Japan, Norwegen und Island vor. Das BMELV argumentiert, das Moratorium würde auch weiterhin in Kraft bleiben. Dies trifft nur auf dem Papier zu, da der Kompromiss den entsprechenden Paragrafen 10 (e) in den IWC-Statuten nicht streicht. Im dortigen Text heißt es jedoch: "Kommerzielle Fangquoten für alle Walbestände sollen ab der Küstensaison 1986 und der Hochseesaison 1985/86 Null sein." Somit stünden die Fangquoten im Widerspruch zum Moratorium.

2) ... würde ausgerechnet im Antarktisschutzgebiet kommerziellen Walfang erlauben

und damit Japans dortige umstrittene Jagd - bisher unter dem Deckmantel der "Wissenschaft" durchgeführt - legitimieren. Dieser Schritt würde nicht nur das 1996 beschlossene Antarktisschutzgebiet de facto aufheben, sondern auch die Glaubwürdigkeit des jetzt geplanten neuen Schutzgebietes für Wale im Südatlantik unterminieren.

3) ... würde dem bislang verbotenen internationalen Handel mit Walfleisch den Weg ebnen

Das BMELV behauptet, "internationaler Handel sei durch die Absprache mit CITES weiterhin nicht zulässig." Dabei verschweigt das BMELV, dass CITES (= Washingtoner Artenschutzübereinkommen) die IWC als das federführende Gremium im Walschutz anerkennt. Wenn die IWC jetzt kommerzielle Fangquoten erteilt, hat dies massive Auswirkungen: Die CITES Resolution Conf. 11.4 (Rev. CoP12) empfiehlt, dass Vertragsstaaten keine Import- oder Exportgenehmigung für jegliche Wale ausstellen, die durch die IWC vor kommerziellem Walfang geschützt sind. Dies bedeutet, dass bei Zustandekommen des Walfang-Kompromisses auf der nachfolgenden CITES-Konferenz mit Herabstufungsanträgen für all die Walarten zu rechnen ist, für die die IWC kommerzielle Fangquoten erteilt. Die Herabstufung von CITES Anhang I in Anhang II wäre ein Ende des kommerziellen Handelsverbotes mit diesen Arten!

4) ... würde dem Bundestagsbeschluss vom 10. Mai 2007 zuwiderhandeln

Im Bundestagsbeschluss vom 10. Mai 2007 wurde der Antrag der CDU/CSU und SPD angenommen, "für die Beibehaltung des bestehenden Moratoriums für den kommerziellen Walfang und die Ablehnung jeglicher Vorschläge, die zur Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs führen, einzutreten." Während das BMELV immer wieder betont, das Moratorium würde ja erhalten, widerspricht die aktuelle Kompromissbereitschaft des BMELV eindeutig dem zweiten Teil des Beschlusses (siehe unterstrichene Passage).

5) ...würde das bisherige Engagement Deutschlands im Walschutz zunichte machen

Deutschland war maßgeblich daran beteiligt, dass CITES für große Walarten ein internationales Handelsverbot beschloss. So wurden z.B. 1981 auf Antrag Deutschlands Pott-, Finn- und Seiwale in Anhang I von CITES gelistet. Das Parlament hat in mehreren Bundestagsbeschlüssen (2000, 2001, 2003, 2007) seinen Willen bekräftigt, dass Deutschland eine zentrale Rolle im dauerhaften Schutz der Wale spielen soll. Mit der aktuellen Politik des BMELV wäre Deutschland hingegen für die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs mit verantwortlich.

6) ... würde die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit der IWC opfern

Seit den 1980er Jahren bemüht sich der renommierte Wissenschaftsausschuss der IWC um die fundierte Ermittlung ökologisch gegebenenfalls vertretbarer Fangquoten für solche Walarten, deren Bestände sich von der Überjagung der Vergangenheit erholt haben. Dieser sog. Revised Management Plan (RMP) würde derzeit nur für wenige Bestände, zu deren Zustand ausreichend Informationen vorliegen, überhaupt mögliche Quoten vorsehen. Der vorliegende Kompromiss würde hingegen Quoten absegnen, die rein auf politischem Verhandlungsdruck statt auf ökologischer Vertretbarkeit fundieren.

7) ... würde ausgerechnet die Länder belohnen, die sich seit Jahren dem Walfangmoratorium und damit dem Willen der IWC-Mehrheit widersetzen

Japan, Island und Norwegen nutzen allesamt Schlupflöcher, um das 1982 beschlossene Moratorium zu unterwandern - entweder unter formellem Vorbehalt oder als "wissenschaftlichen Walfang". Sie setzen eigenmächtige Quoten, fangen - im Falle Japans - ausgerechnet im Antarktis-Schutzgebiet und erkaufen sich die Stimmen von Entwicklungsländern bei der IWC. Sie handeln entgegen dem strikten Handelsverbot für Walprodukte untereinander Walfleisch und -Speck. So wurden allein im Frühjahr 2010 mehrere Lieferungen Walfleisch aus Island, die für Japan bestimmt waren, in Lettland, Dänemark und Holland aufgedeckt.

8) ... würde Japans Walfang auf Jahrzehnte manifestieren

Japan Regierung diskutiert derzeit intern Einsparmöglichkeiten. Auch der staatlich stark subventionierte Walfang wäre ein solcher Sparkandidat. Die Regierung steht u.a. vor der Entscheidung, das Walfang-Fabrikschiff "Nisshin Maru", das 2007 bei einem Brand stark beschädigt wurde, durch ein neues Fabrikschiff zu ersetzen. Dies würde erhebliche Investitionen bedeuten. Würde die IWC jedoch Japan tatsächlich kommerzielle Fangquoten gewähren, wäre dies ein starkes Argument für die Walfangbefürworter in der Regierung, die Entscheidung zugunsten eines neuen Fabrikschiffes zu treffen.

9) ... würde Islands wieder aufgenommene Walfangaktivitäten manifestieren

Nach seinem geplanten EU-Beitritt müsste Island jeglichen kommerziellen Walfang beenden. Die EU-Kommission versicherte schriftlich, dass für Island als künftigem EU-Mitgliedsstaat nach EU-Recht (FFH-Richtlinie 92/43/EEC) weder ein kommerzieller Walfang in EU-Gewässern noch der Handel mit Walprodukten möglich wäre. Von der IWC legitimierte Fangquoten würden Islands Verhandlungen mit der EU über eine Fortführung des Walfangs stärken.

10) ... würde ehemalige Walfangländer ermuntern, wieder in den Walfang einzusteigen

Der jetzige Kompromissvorschlag sieht vor, nur den drei derzeit aktiven Walfangländern Japan, Island und Norwegen kommerzielle Quoten zuzuteilen. Diese Beschränkung wird von ehemaligen Walfangländern wie Südkorea, die sich dem Moratorium widerstrebend unterwarfen, nicht ohne Grund als unfair bezeichnet. Südkorea hat bereits angekündigt, den Kompromiss so nicht zu akzeptieren, und erhebt ebenfalls Ansprüche auf Fangquoten. Auch die dänischen Färöer-Inseln, Russland und Indonesien wären Kandidaten, die eine Wiederaufnahme des Walfangs in Erwägung ziehen könnten.


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Quelle:
PRO WILDLIFE e.V., 19. April 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2010