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VERBAND/355: NABU NRW mit erfreulicher Bilanz 2008 (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 2. September 2009 - Umwelt/Verbände

NABU NRW mit erfreulicher Bilanz 2008

Klimawandel, Energieversorgung und Artenschutz bleiben die Herausforderungen


Düsseldorf - Der Naturschutzbund NABU NRW kann weiterhin auf Unterstützung in der Bevölkerung bauen. Das zeigt der aktuelle Jahresbericht 2008, den der NABU heute der Öffentlichkeit in Düsseldorf präsentierte. Rund 55.000 Mitglieder machen den NABU nach wie vor zum mit Abstand stärksten Naturschutzverband in NRW. Die Mitgliedsbeiträge in Höhe von insgesamt 547.000 Euro sind nicht nur die bedeutendste Einnahmequelle, sie sichern dem Verband auch seine Unabhängigkeit von öffentlichen Geldern. "Diese Anerkennung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist nicht selbstverständlich. Sie stärkt uns aber den Rücken, auch unter anhaltend schwierigen politischen Bedingungen weiterhin auf allen Ebenen für Natur und Umwelt aktiv zu sein", so Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Garant für die bisher erfolgreiche und auch zukünftige Naturschutzarbeit auf allen Ebenen sei und bleibe dabei die breite ehrenamtliche Basis. Die helfe im Kleinen wie im Großen und mache auch in der Politik Eindruck.

Beherrschendes Thema des Jahres 2008 war aus NABU-Sicht der Schutz der biologischen Vielfalt.Der NABU NRW nutzte die Weltnaturschutzkonferenz in Bonn im Mai 2008, um den recht abstrakten Begriff "Biologische Vielfalt" anhand der eigenen Artenschutzprojekte vor Ort greifbar zu machen und die Bemühungen zu diesem Thema auch hier vor der eigenen Haustür zu konkretisieren. So gilt das Jahr 2008 in der über 20jährigen Geschichte der AG Wanderfalkenschutz mit 232 ausgeflogenen Jungfalken - 58 mehr als im Vorjahr - als das bisher erfolgreichste Jahr überhaupt. Im Großen Torfmoor im Kreis Minden-Lübbecke gab es die erste erfolgreiche Kranichbrut in NRW, weil der NABU vor Ort mit Hilfe von EU- und Landesmitteln das Gebiet in den letzten Jahren entscheidend verbessern konnte. Überzeugend waren auch die Aktivitäten der NABU-Gruppen vor Ort: Allein im Vorfeld der Konferenz fanden über 50 verschiedene Frühjahrs-Veranstaltungen statt, die speziell auf dieses Thema und die internationale Konferenz hingewiesen haben. Die Konferenz blieb insgesamt allerdings hinter den Erwartungen zurück. "Das eigentliche Ziel, verbindliche Maßnahmen gegen den weltweiten Artenverlust bis 2010 zu vereinbaren, wurde nicht erreicht", sagte Tumbrinck.

Mit Blick auf die zurückliegende Natur- und Umweltschutzpolitik des Landes zog der NABU-Landeschef eine eher verhaltene Bilanz. "Das vergangene Jahr wird in die Annalen der Geschichte von NRW als das Jahr eingehen, in dem das Land begonnen hat in großem Stil seinen Staatswald zu verkaufen, um Haushaltslöcher zu stopfen", erklärte Tumbrinck. 2650 ha zusammenhängender teils hochgradig wertvoller Flächen in der Eifel wurden an die private Bofrost-Stiftung verkauft. "Dieser Verkauf hätte bei etwas gutem Willen vermieden werden können, zumal der NABU erfolglos Alternativen aufgezeigt hatte, die große Teile des Waldes in eine Naturschutzstiftung überführt hätten", so Tumbrinck weiter. Nun stelle sich der NABU besorgt die Frage: Wann geht es wo mit dem Ausverkauf des Staatswaldes weiter?

2008 war auch gekennzeichnet von der vom NABU organisierten massiven Auseinandersetzung gegen den ausufernden Kiesabbau am gesamten Niederrhein. Der Protest mündete in dem so genannten "Niederrhein-Appell", den zahlreiche Organisationen, Bürgerinitiativen und Parteien vor Ort untertützten. Mit diesem Forderungskatalog gelang es, den Widerstand zu koordinieren und Bezirks- und Landesregierung zu sensibilisieren. "Leider nur bedingt erfolgreich, denn die aktuelle Überarbeitung des Landesentwicklungsplanes 2025 stärkt unsere Befürchtung, dass Wirtschaftsministerin Thoben, die Planungshoheit des Landes nutzt, um dem ungehemmten Kiesabbau Tür und Tor noch weiter zu öffnen als bisher", so Tumbrinck .

Als 'ambitioniert aber untauglich' bezeichnete Tumbrinck Ende April 2008 die Energie- und Klimaschutzstrategie der Landesregierung. Auch daran habe sich bisher nicht viel geändert. Um das Reduktionsziel zu erreichen setze die Landesregierung nach wie vor auf den Bau weiterer Großkraftwerke und freiwillige Vereinbarungen mit den Großkonzernen. Der Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und der erneuerbaren Energien bleibe weiterhin hinter den in heutigen Zeiten notwendigen Erfordernissen und Möglichkeiten zurück. Dies sei klimapolitisch unverantwortlich. Der einzige Weg zu einer nachhaltigen Form der Energieerzeugung sei der naturverträgliche Ausbau erneuerbarer Energien sowie mehr Effizienz. Für dieses Ziel engagiert sich der NABU NRW weiter in der klima-allianz nrw: Zum Einen durch die Verhinderung von neuen Kohlekraftwerken zum Anderen durch den Start der Kampagne "40% auf Alles", mit der die Kommunen aufgefordert werden, sich verbindlich für die Reduktion von Treibhausgasen einzusetzen.

"Die Klimapolitik, die Zerstörung der niederrheinischen Landschaft durch den Kiesabbau und der Ausverkauf des heimischen Naturerbes unter anderem in Form des Waldverkaufs wird uns auch zukünftig weiter beschäftigen", so der NABU-Vorsitzende. Das Land beschreite hier weiterhin einen Weg, der mit den eigenen Zielvorgaben, zu der sich die Landesregierung mit dem Beitritt zum Countdown 2010-Prozess verpflichtet habe, nicht vereinbar wäre.

2008 sei aber auch das Jahr gewesen, in dem die endgültige Sicherung des Vogelschutzgebietes Unterer Niederrhein in einer wieder vergrößerten Kulisse von ca. 26.000 ha durch Verhandlungen unter Beteiligung des NABU in Brüssel näher gerückt ist. Zwar erfüllte die daraufhin erfolgte Nachmeldung von EU-Vogelschutzflächen bei weitem nicht die Forderungen des NABU-Landesverbandes, es besteht jetzt aber die Chance, die jahrzehntelange schleichende Verschlechterung des Gebietes durch einen Aktionsplan in den kommenden Jahren ins Positive zu kehren.

Erfreulich sei zudem, dass der Naturschutzetat um 5,7 Mio. auf 18,2 Mio. Ç gestiegen ist. Außerdem könnten viele weitere Maßnahmen durch die geschickte Nutzung von EU-Mitteln im Programm Ländlicher Raum finanziert werden. Für Agrar-Umwelt-Maßnahmen und den Schutz des ländlichen Erbes stünden fast 50 Mio. Euro zur Verfügung.

Eine ausnehmend positive Entwicklung innerhalb des Verbandes nahm die NABU-Stiftung Naturerbe NRW. Das Vermögen der Landesstiftung des NABU konnte um 70.000 Euro auf rund 440.000 Euro gesteigert werden. Außerdem wurde für den Schutz des Laubfrosches zusammen mit der NABU-Naturschutzstation Münsterland der zehnte Fonds unter dem Dach der Stiftung eingerichtet und mit Finanzmitteln ausgestattet.

Den vollständigen Jahresbericht finden Sie auch im Internet unter www.nabu-nrw.de/info.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 39/09, 2. September 2009
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Info@NABU-NRW.de
Internet: www.NABU-NRW.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. September 2009