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VERBAND/401: Der BUND im Osten (I) - Brandenburg - Alleen und Mondlandschaften (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 1/2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

ZUR ZEIT
Der BUND im Osten (I)
Alleen und Mondlandschaften

Von Severin Zillich


Brandenburg ist dünn besiedelt und wirtschaftlich schwach - kein ganz einfaches Umfeld für einen kleinen BUND-Landesverband, der sich seit Jahren großen Herausforderungen stellt. Sein Porträt steht am Anfang einer kleinen Serie über die Arbeit des BUND in Ostdeutschland.

Viele Erfolge im Umweltschutz haben eine lange Vorgeschichte. Manche aber ergeben sich leichthin, etwa weil ein Anliegen schlicht den Nerv der Öffentlichkeit getroffen hat. So konnte der BUND Brandenburg im letzten Sommer binnen kürzester Zeit 82 000 Unterschriften einsammeln, als sein Widerstand gegen die Privatisierung einiger Seen öffentlich wurde. Das Medienecho auf den geplanten Verkauf (durch eine Treuhand-Nachfolgerin) war gewaltig. Der BUND und eine Bürgerinitiative hatten darum keine Mühe, einen Stopp der Ausschreibung zu erreichen.

Umgekehrt scheiterte der Landesverband vor einem Jahr beim Versuch, per Volksbegehren den Aufschluss weiterer Braunkohle-Tagebaue in Brandenburg zu verhindern. Trotz großen Aufwandes und vieler Mitstreiter fand sich nur knapp ein Drittel der benötigten Unterschriften. Bürokratische Hürden bei der Stimmenabgabe verhinderten hier einen Erfolg. Immerhin hat die Initiative die Diskussion um den Klimakiller Braunkohle neu entfacht. Und sie trug dazu bei, dass die Politik nach dem Regierungswechsel zu Rot-Rot im Herbst erstmals Bedingungen für eine weitere Förderung der Kohlekraft formuliert hat.


Konflikte sind nötig

Welche Kampagne am Ende Früchte einträgt, das ist für den BUND Brandenburg nicht leicht zu kalkulieren. Mit zwei Mitarbeitern arbeitet Geschäftsführer Axel Kruschat am Platz der Einheit im Zentrum Potsdams. In Sichtweite soll auf dem Grundriss des alten Schlosses der neue Landtag entstehen. 20 Jahre nach dem Mauerfall ist hier noch vieles im Werden. Auch in den Köpfen, glaubt man Axel Kruschat: »Erst allmählich reift hier eine Kultur für Konflikte, ein Bewusstsein dafür, dass nicht auf Krawall aus ist, wer Missstände anprangert.« Das hiesige BUND-Engagement sieht er auch als Aufbauleistung für die Demokratie.

Ein weit verbreitetes kritisches öffentliches Bewusstsein ist Brandenburg tatsächlich zu wünschen. Erstens für den sorgsamen Umgang mit seinen großen unzerschnittenen Schutzgebieten: Ein Nationalpark, drei Biosphärenreservate und elf Naturparke beheimaten eine Fülle bundesweit bedrohter Tiere und Pflanzen - etwa in den Flussauen der Unteren Havel, des Spreewalds und des Odertals. Zweitens für die Rettung vieler noch prächtiger Alleen, eines Kulturerbes, das regelmäßiger Pflege bedarf. Aber auch für den Widerstand gegen den noch auf Jahrzehnte geplanten Abbau der Braunkohle. Denn der verwandelt Dörfer und kostbare Natur in Mondlandschaften und bedroht durch seine Klimaschädlichkeit unser aller Zukunft. Kein Bundesland hat pro Kopf höhere CO2-Emissionen.

Kritik hat schließlich auch die Gentechnik in der Landwirtschaft verdient, für die Brandenburg - wie der ganze Osten Deutschlands - wegen seiner großflächigen Agrarstrukturen ein Einfallstor bildet.


Verbündete sind wertvoll

Viel Verantwortung und viel Arbeit bedeutet all dies für den BUND in Brandenburg. Die Mitgliederzahl hat sich seit 2003 verdoppelt, und im Berliner Speckgürtel sieht Axel Kruschat weiter beträchtliches Aktivierungspotenzial. Doch mit Verbündeten ist man schlagkräftiger. So kooperiert der Landesverband im BUND-Flussbüro eng mit den Berliner Aktiven, erfolgreich, wie der Verzicht auf den überdimensionalen Ausbau von Havel und Spree erst kürzlich gezeigt hat. Im Kampf gegen die Braunkohle und Klimakiller wie das Kraftwerk Jänschwalde bei Cottbus steht speziell der BUND-Bundesverband den Brandenburgern zur Seite. Gleiches gilt für die Abwehr der Gentechnik. Wichtigster Verbündeter vor Ort ist hier der Imkerverband, der dem BUND Brandenburg geschlossen beigetreten ist. Und zum Schutz der Alleen hat man schon vor Jahren mit den Landesverbänden in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt eine Allianz geschmiedet.

Wer so viele Verbündete hat, scheint auf einem guten Weg. Burkhard Voß, der Vorsitzende des BUND Brandenburg, ist denn auch optimistisch: »Es ist viel Natur bedroht in Brandenburg - doch damit auch viel Natur zu retten. Das Glas ist nicht halb leer, es ist halb voll!«

Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Demonstration gegen das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde.
- Der Landesvorsitzende Burkhard Voß (links) zeichnet verdiente Ehrenamtliche des BUND in Brandenburg aus.
- Der neue Alleenflyer des BUND Brandenburg.


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Quelle:
BUNDmagazin 1/2010, S. 30-31
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2010