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VERBAND/484: Bund Naturschutz zieht Grüne Bilanz 2011 (BN)


Pressemitteilung des Bundes Naturschutz in Bayern e.V. - 22.03.2012
PM 014-12/LFGS Umweltpolitik

Bund Naturschutz zieht Grüne Bilanz 2011:
Bürgerwiderstand und Zivilcourage brechen die Macht der Atomlobby in Bayern und Deutschland

Als zentraler Wegbereiter der Energiewende in Bayern wird der Bund Naturschutz im Jahr 2012 seinen Einsatz für sofortigen Atomausstieg und konsequenten Klimaschutz verstärken


Motiviert durch anhaltendes Mitgliederwachstum auf einen Rekordstand von rund 179.000 zum Jahresende zieht der Bund Naturschutz eine positive Bilanz seiner Aktivitäten im Jahr 2011 und will sein Engagement für ein zukunftsfähiges Bayern weiter ausbauen. Rund eine Million Stunden ehrenamtliche Arbeit haben die Aktiven in den 750 über ganz Bayern verteilten Orts- und Kreisgruppen für den Schutz von Mensch und Natur geleistet.

"Ohne den Bund Naturschutz und ohne hunderttausende Menschen bei den vielen von uns mitorganisierten Demonstrationen gäbe es keine Energiewende in Bayern. Wir freuen uns, dass die Positionen des Bund Naturschutz für energisches Energiesparen, eine dezentrale Energieerzeugung und konsequenten Klimaschutz nun endlich in vielen Gemeinden, Städten und Landkreisen intensiv diskutiert werden", bilanziert BN-Landesvorsitzender Prof. Hubert Weiger. Die Energiewende müsse aber endlich auch bei Ministerpräsident Horst Seehofer zur "Chefsache" werden. Als Konsequenz der fürchterlichen Folgen der Atomkatastrophe in Japan, fordert der Bund Naturschutz jedoch den sofortigen Ausstieg aus der unbeherrschbaren Atomtechnologie und hält den politisch festgelegten Abschalttermin des letzten bayerischen Atomkraftwerkes im Jahr 2021 für "nicht akzeptabel".

"Angesichts der riesigen Euro-Schuldenberge und der Klimagefährdung muss sich die bayerische Staatsregierung zudem endlich von Natur zerstörenden und Energie verschwendenden Prestigeprojekten wie der geplanten 3. Startbahn am Münchner Flughafen oder neuen Autobahnen verabschieden", fordert BN-Landesbeauftragter Richard Mergner.

Auch das AKW Grafenrheinfeld muss und kann sofort abgeschaltet werden, ohne dass in Bayern deshalb nur ein einziges Licht ausgeht, betont der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner.

Der Kampf für eine gentechnikfreie, bäuerliche Landwirtschaft und gegen die Billigproduktion in der Agrarindustrie, die Energieeinsparung und Ökologisierung der Energiepolitik sowie die Rettung der frei fließenden Donau zwischen Straubing und Vilshofen vor Staustufen und Betonierung werden im Jahr 2012 Schwerpunkte der Verbandsarbeit sein.

Als eine der größten Fehlentscheidungen der verantwortlichen Politik im Jahr 2011 kritisierte Bayerns größter Umweltverband, dass auf Druck des Bundesverkehrsministers und des bayerischem Ministerpräsidenten im kommenden Jahr Riesen-LKWs durch Bayern fahren. Statt mehr Güter auf die Bahn zu bringen und knappe Gelder in die Förderung der energetischen Gebäudesanierung zu investieren, sollen für den Neu- und Ausbau von Autobahnen, Bundes- und Staatstraßen in Bayern jedes Jahr über 500 Millionen Euro ausgegeben werden. Der Bund Naturschutz fordert dagegen, auf unnötige Straßenneubauten von der geplanten Main-Spessart-Autobahn in Unterfranken, über die Flughafenanbindung durch den Nürnberger Reichswald oder den Weiterbau der Isentalautobahn A 94 in Oberbayern zu verzichten und knappe Finanzmittel für Schuldenabbau, Lärmschutz, Straßenerhalt und sinnvolle Modernisierung vorhandener Bahnstrecken einzusetzen.

Ein Lichtblick sei das im Jahr 2011 weiter gewachsene Bürgerengagement für Natur- und Umweltschutz. So habe eine breite Allianz über 30.000 Unterschriften für einen ersten fränkischen Nationalpark im nördlichen Steigerwald gesammelt. Der Bund Naturschutz werde trotz der von der Staatsregierung verordneten Beruhigungsspille eines kleinen "Nachhaltigkeitszentrums" an dem Ziel eines großen Waldschutzgebietes für das bayerische Naturerbe Buchenwälder festhalten. Große Fortschritte sieht der Bund Naturschutz auch beim Schutz des "Grünen Bandes". Das längste Biotop am ehemaligen eisernen Vorhang, welches vom Eismeer bis ans Schwarze Meer auf über 12.500 Kilometern bedeutende Naturräume verbindet, wird in vielen europäischen Ländern und jüngst auch im europäischen Parlament als Symbol für Völkerverständigung und grenzüberschreitenden Naturschutz betrachtet. Als Wanderkorridor hat es auch im neuen BN-Rettungsnetz für die Wildkatze und den Fischotter große Bedeutung.

Die vielfältigen Aktivitäten des Bund Naturschutz für gentechnikfreie Regionen und gentechnikfreie Lebensmittel waren auch im Jahr 2011 erfolgreich. So konnten nur durch öffentlichen Druck die landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf in Mittelfranken vor kurzem auf gentechnikfreies Futter in der Tierhaltung umgestellt werden. Gleich zu Jahresbeginn hat der Bund Naturschutz gemeinsam mit dem neu gegründeten "bayerischen Agrarbündnis", einer breiten Allianz von Bauernverbänden wie dem Bund deutscher Milchviehalter und Hilfsorganisationen wie dem evangelischen Entwicklungsdienst am 21. Januar in Berlin eindrucksvoll für eine bäuerliche, gentechnikfreie Landwirtschaft und gegen die Agrarindustrie mit ihren Hunger verursachenden Lebensmittelexporten zu Dumpingpreisen demonstriert.

Mit Eigentum und Pacht betreut und sichert der Bund Naturschutz inzwischen rund 3100 Hektar schutzwürdige Lebensräume verteilt über ganz Bayern. Damit knüpfen Tausende im Artenschutz Aktive an diesem grünen Netzwerk. Unzählige Arten von der Wildkatze über den Luchs bis zum Eremit (Käferart!) haben damit eine Überlebenschance. Mit einem neuen "Naturerlebniszentrum Allgäuer Alpen" in Immenstadt wurde das große Umweltbildungsangebot des Bundes Naturschutz für Kinder, Jugendliche und Erwachsene noch weiter verbessert.

Vom Bund Naturschutz unterstützte Bürgerbegehren zum Schutz der Landschaft vor Flächen fressenden Gewerbegebieten wie in Erlangen oder unsinnigen Straßenprojekten wie in Buttenwiesen, Landkreis Dillingen, waren erfolgreich.

Die Klage des Bundes Naturschutz und weiterer Betroffener gegen eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen hat dort die Bagger erst einmal gestoppt. Bei keinem anderen Projekt werden Absichtserklärungen der bayerischen Staatsregierung zur "nachhaltigen Entwicklung" und zum vermeintlichen Klima- und Flächenschutz so entlarvt. Mit seiner Klage will der Bund Naturschutz Mensch und Natur vor rund 1000 Hektar Flächen- und Heimatverlust, krankmachendem Lärmterror und dem größten Einzelverursacher klimaschädlicher Treibhausgase in Bayern bewahren.


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Quelle:
Presseinformation, 22.03.2012
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Landesgeschäftsstelle
Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg
Tel. 0 941/ 2 97 20-0, Fax 0 941/ 2 97 20-30
E-Mail: info@bund-naturschutz.de
Internet: www.bund-naturschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2012