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VERBAND/521: NABU-Jahresbilanz - Bremen hui, Bremerhaven pfui (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 28. Dezember 2013

NABU-Jahresbilanz - Bremen hui, Bremerhaven pfui



(Bremen, den 27/12/13) Es ist ein zweigeteiltes Bild, das die Bremer Politik in Sachen Naturschutz abliefert: In Bremen sind deutliche Anstrengungen zu erkennen, während in Bremerhaven weiter gegen Bürger und Natur geplant werde. Dies Jahr war der NABU allerdings auch mit sich selbst beschäftigt: Nach einer Erbschaft zogen die Naturschützer in eine ehemalige Gärtnerei, nicht ohne vorher kräftig mit ehrenamtlicher Hilfe zu renovieren.

Positiv sieht der NABU neben einem bürgerfreundlicheren Ton aus der Verwaltung die drei angehenden Naturschutzgebiete im Land. "Der Hochwasserschutzpolder in der Neustadt und Krietes Holz in Osterholz sind gute und notwendige Ergänzungen der Schutzgebietslandschaft Bremens", erklärt der Landesvorsitzende Bruno von Bülow, "beim Naturschutzgebiet Luneplate in Bremerhaven kann auch die schiere Größe von 1400 Hektar nur schwer über die massiven Naturverluste hinweghelfen, die dieses Gebiet nötig machten."

Diverse Hafenbauten, schwerste Eingriffe in die Weser und reichlich Gewerbeflächen wurden im Laufe der Jahre auf der Luneplate ausgeglichen. Ein besonders schlimmer Eingriff droht indes erst noch, der Offshore-Terminal Bremerhaven. "Trotz halbierter Ziele für die Offshore-Windenergie hält Bremens Politik an diesem unnützen Hafen fest", ärgert sich der NABU-Chef. Durch die 25 Hektar große Industrieanlage würde Deutschlands größter Mauserplatz für Säbelschnäbler ruiniert.

Wenige hundert Meter weiter im Landschaftsschutzgebiet "Rohrniederung" droht Ungemach: Auf 6,5 Hektar will IKEA bauen. Zusagen der Politik, diesen Schritt nur mit den Umweltverbänden zu gehen, hatten eine äußerst kurze Halbwertszeit. "Bitter ist dabei das Umfallen der Grünen in der Seestadt. Kaum sind sie in der Regierung, agieren sie genauso selbstherrlich wie ihre vorigen Gegner", urteilen die Naturschützer. Einzig IKEA sei es zu verdanken, dass die Verhandlungen weitergehen. In Sachen Straßenbäume haben die Naturschützer "zähneknirschendes Verständnis" gegenüber einem zweijährigen Pflanzungs-Moratorium. "Wir sind nicht begeistert, sehen aber auch die immer überkandidelter werdenden Forderungen nach absoluter Sicherheit", so der NABU. Versicherungen und Gerichte trieben die Anforderungen an Straßenbäume immer weiter und vergäßen, dass es dabei um Lebewesen geht. "Wir werden allerdings sehr darauf achten, ob nach zwei Jahren auch wirklich wieder nennenswert Bäume gepflanzt werden," stellt der NABU klar.

Für den NABU gab es 2013 ein äußerst einschneidendes Ereignis: Die Erbschaft einer Gärtnerei mit fast 30.000 Quadratmetern Gelände im Vahrer Feldweg und der Umzug der Geschäftsstelle dahin. "Für uns ist ein echter Traum in Erfüllung gegangen, ein so großes Gelände mitten in der Stadt", schwärmt Bruno von Bülow und verspricht: "Wir werden ein Paradies für Mensch und Natur daraus gestalten." Nach den ersten ebenso zaghaften wie ungläubigen Besuchen auf dem Gelände krempelte die Schar von Freiwilligen im NABU die Ärmel auf und räumte und renovierte zunächst den Nachkriegsbau. "Es war wie ein Startschuss, manche ganz neue Freiwillige hatten anscheinend nur auf solch einen Anlass gewartet", freut sich der NABU-Chef. Innerhalb weniger Tage war das Haus ausgeräumt und von allen Retro-Tapeten und -Möbeln befreit.

Auch wenn Aktive die gesamte Elektrik samt Computernetzwerk fachkundig erneuerten und der größte Teil der Renovierungen ehrenamtlich erledigt wurde, riss der Umzug und die dennoch notwendigen Handwerkerfirmen ein großes Loch in die klamme Vereinskasse. "Unsere Reserven sind weg", stellt Bruno von Bülow nüchtern fest, "aber wir haben Kontakt zu einigen interessierten Firmen, die uns unterstützen wollen." Besonders dankbar ist der NABU für die Unterstützung durch den Bürgerschaftspräsidenten Christian Weber und Bremens Ehrenbürger Klaus Hübotter. "Die beiden sind so begeistert von unserem Naturparadies, dass sie diese Idee in alle Ecken tragen, mehr können wir uns gar nicht wünschen", strahlt Bruno von Bülow.

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Quelle:
Pressemitteilung, 28.12.2013
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel. 04 21 / 45 82 83 64
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2013