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VERKEHR/819: Hamburger Hafenentwicklungsplan 2015 - Kritik an "Standortegoismus" (Rettet die Elbe)


Förderkreis »Rettet die Elbe« eV
Pressemitteilung - Hamburg, den 18.02.2011

Hafenentwicklungsplan 2015

Der Förderkreis »Rettet die Elbe« eV fordert einen anderen Hafenentwicklungsplan


Der Hafen dient der Stadt, so sollte es sein.

Die bisherigen Hafenentwicklungspläne (HEP) und der gegenwärtige Entwurf dagegen ordnen die Stadt dem Hafen unter. Von der Wirtschaftsbehörde wird nicht abgewogen, wie wichtig der Hamburger Hafen im europäischen Kontext ist, sondern nur gefordert, dass Hamburg immer das größere Stück vom Kuchen bekommt, und das "nachhaltig" in alle Zukunft.

Es handelt sich bei dem Papier kaum um einen Entwicklungsplan, sondern um ein Strategiepapier. Ein Entwicklungsplan müsste Varianten durchspielen, Handlungsoptionen aufzeigen, Abwägungen vornehmen, quantifizieren, Machbarkeitsüberlegungen anstellen und einzelne Aktionspläne aufstellen. Eine Strategie entwickelt man dann, wenn etwas schief gegangen ist. Man gibt sich neue Ziele und zählt alles auf, was zur Zielerreichung nützlich ist. Insofern ist das Papier nichts anderes als eine visionäre Stoffsammlung in Zusammenhang mit dem Umschlagsrückgang der letzten Jahre.

Es gibt nur ein einziges Ziel: 25 Millionen TEU (Standardcontainer) Umschlag bis 2025. Alles andere wird diesem Ziel untergeordnet. Um dieses Ziel zu erreichen, erscheint es notwendig, die gesamte Region vom Nord-Ostsee-Kanal (NOK) bis zum Mittellandkanal und von der Nordsee bis zur Ostsee umzumodeln, denn ohne diese Eingriffe in das Umland von Hamburg lassen sich offensichtlich 25 Millionen TEU nicht umschlagen (Elbevertiefung, NOK-Erweiterung, Binnenschifffahrt und Häfen, Straßenbau, Schienenbau u.a.m.). Dazu wird noch der Bund aufgefordert, das Umpflügen politisch und finanziell zu unterstützen.

Die Art und Weise, wie Teile von Norddeutschland dem zukünftigen Hafenplan mit seiner einseitigen Zielsetzung untergeordnet werden, verbaut die geringste Annäherung daran, dass sich Ökonomie und Ökologie irgendwie harmonisch die Hand geben könnten.

Als Strategie führt der Entwurf des HEP den Hafen und die Stadt Hamburg in die Sackgasse. Ein ständiges und unbegrenztes Wachstum insbesonders des Containerumschlags führt nicht zu einer Kooperation mit anderen Deutschen Häfen, wie zum Beispiel mit dem im Bau befindlichen einzigen deutschen Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven.

Der HEP ignoriert die Entwicklung in den Ländern an Mittelmeer und Ostsee, wo neue Hafenschwerpunkte Fracht von Hamburg abziehen werden.

Diese Hafenpolitik ist geprägt von Standortegoismus. Es gilt, immer alle Wünsche der Wirtschaft (Reeder, Hafenumschlagsbetrieb, etc.) möglichst umfassend zu erfüllen und nutzt nicht dem Allgemeinwohl und führt zur Zerstörung von ökologisch wertvollen Lebensräumen.

Der Entwurf des HEP ist zur Gänze zurückzuweisen und von Grund auf neu zu erstellen.

Die Stellungnahme zum HEP 2015 ist unter http://www.rettet-die-elbe.de/ abrufbar.


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Quelle:
Förderkreis Rettet die Elbe eV
Nernstweg 22, 22765 Hamburg
Tel.: 040/39 30 01
E-Mail: foerderkreis@rettet-die-elbe.de
Internet: http://www.rettet-die-Elbe.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2011