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ATOM/1075: Der Atomausstieg ist eine politische und keine technische Herausforderung (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 23. August 2010

Pressemitteilung des Bundesvorsitzenden der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller vom 23. August 2010:

Der Atomausstieg ist eine politische und keine technische Herausforderung


Berlin, 23. August 2010 - In der Energiefrage komme es darauf an, was sich die Politik in der Umsetzung zutraue, erklärt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller. Denn die Neuordnung der Energiepolitik und der Einstieg in die Solar- und Sparwirtschaft sei primär keine Frage der Technik, sondern des politischen und gesellschaftlichen Willens. Schließlich basieren alle energiepolitischen Szenarien auf gewissen Annahmen - auch die These der "Brückentechnologie" Atomkraft. Der Schlüssel für eine ökologische Neuordnung der Energieversorgung ist der Ausstieg aus der Atomenergie und der damit einhergehenden ineffizienten Verbundwirtschaft.

Mit viel Geld wirbt die Atomwirtschaft für ihre Interessen. Doch die Atomkonzerne EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall machen mit ihrem "Energiepolitischen Appell" einen mehrfachen Salto: Sie fordern mehr Mut, haben diesen aber bisher nicht gezeigt. Sie fordern mehr Realismus, wollen aber ihre Interessen sichern. Sie erklären, die ökologische Ausrichtung der Energieversorgung sei richtig, haben diese aber in den letzten Jahren oft genug erschwert. Und natürlich fordern sie weiterhin die Verlängerung der AKW-Laufzeiten und den Bau neuer Meiler. Mit einer guten Energiezukunft hat das nichts zu tun.

Die Unterzeichner behaupten, dass eine längere Atomnutzung als Brückentechnologie notwendig sei. Sie beziehen sich dabei in der Regel auf Studien von Instituten, die seit Jahrzehnten auf die Atomenergie fixiert sind und damit auf eine ergebnisorientierte Wissenschaft, die sich aus den gewählten Annahmen ergibt. Nicht zufällig hat das Bundesumweltministerium das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln mit den Studien zur Energiepolitik beauftragt und nicht etwa das Fraunhofer- oder das Wuppertal Institut. Schließlich sehen diese beiden Forschungseinrichtungen den Schlüssel für Innovationen und Effizienz im Umbau der Energiestrukturen - und nicht in der Verlängerung der AKW-Laufzeiten.

Spätestens seit dem Jahr 1990, also seit den großen Studien der Klima-Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Energiepolitik, ist klar, dass im Klimaschutz die gesteckten Ziele entscheidend sind. Damals wurden unter der Moderation von fünf großen Instituten (Prognos, DIW, Fraunhofer, Öko-Institut und Universität Essen) unterschiedliche Szenarien erarbeitet, über 100 Institute waren beteiligt.

Szenarien basieren immer auf "Wenn-dann"-Annahmen. Bei der damaligen Annahme einer massiven Reduktion der CO2-Emissionen (doppelt so hoch wie bisher geschehen) und einem Atomausstieg bis zum Jahr 2005 wurde die völlige Versorgungssicherheit nachgewiesen - allein durch Einsparen, Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Doch die Politik hätte die Umsetzung auch wollen und durchsetzen müssen.

Es kommt also darauf an, was sich die Politik in der Umsetzung zutraut. Die Neuordnung der Energiepolitik ist primär keine Frage der Technik, sondern des politischen und gesellschaftlichen Willens.

Der Schlüssel für eine ökologische Neuordnung der Energieversorgung ist der Ausstieg aus der Atomenergie und der damit einhergehenden ineffizienten Verbundwirtschaft. Darum geht es, hier muss die Politik Farbe bekennen. Was die vier Atomkonzerne machen, ist nichts anderes als der durchsichtige Versuch einer Verschleierung ihrer Interessen.


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Quelle:
Presseinformation vom 23.08.2010
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2010